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Unterm Messer

Unterm Messer

Titel: Unterm Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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einem aussterbenden Orden in der Oststeiermark zu beschäftigen. Klar gibt es auch anderswo gute Weine, der Gelbe Muskateller aus dem Vulkanland war großartig, aber ...
    Es läutet an der Gegensprechanlage. Oskar fährt nach unten und holt Droch ab.
    Ich programmiere die Induktionsplatte auf Maximum und stelle den Wok darauf. Für Gerichte, die große Hitze brauchen, ist Induktion wirklich spitze. Etwas Olivenöl, die blättrig geschnittenen Zucchini dazu, salzen, pfeffern. Knoblauchzehen feinblättrig schneiden. Wok schwingen. Schon färben sich die ersten Zucchini golden. Knoblauch dazu, nur kurz schwenken, damit er nicht braun und bitter wird, dann die Platte ausschalten und die Pfanne stehen lassen. Ich höre, wie die Eingangstür geöffnet wird. Ich habe mit meiner Vorspeise exakt so lange gebraucht wie die beiden, um ins Dachgeschoß zu kommen.
    „Anstelle eines Mitbringsels habe ich ein paar Informationen recherchiert“, ruft Droch zu mir herüber. Ich gehe um die Küchenzeile herum und küsse ihn auf die Wange. „Später!“
    „Informationen habe ich auch“, ergänzt Oskar.
    Ist doch nett, wenn einem gleich zwei intelligente Männer zuarbeiten.
    Ich schneide das Pasturma so fein wie möglich auf, verteile die warmen Zucchini auf drei große Teller, sprühe reichlich Balsamicoessig darüber, belege sie mit dem Rinderschinken und beträufle alles mit Olivenöl. Vielleicht auch etwas Chili aus der Mühle? Droch mag es nicht ganz so scharf wie wir, außerdem sollte ich trotz meiner Vorliebe nicht jedes Gericht mit Chili würzen. Ich stelle die Mühle also bloß auf den Tisch und richte an.
    „Ich kapier nicht, warum du etwas anderes machst außer kochen“, lobt Droch die Vorspeise.
    „Tja, heutzutage mischen sich Frauen eben trotz ihrer eigentlichen Talente in alles Mögliche ein“, kontere ich.
    Oskar kennt unsere Geplänkel und grinst.
    „Und ich hab mich sogar noch umgehört, um dir bei deinen Einmischereien zu helfen ...“, stöhnt Droch theatralisch.
    Ich springe auf, der nächste Gang. Endlich fühle ich mich sicher und wohl. Essen. Essen mit Menschen, die ich sehr mag. Was gibt es Schöneres? Okay ... — Da fällt mir ein: Weiß der Gerichtsmediziner schon, ob die Nonne kurz vor ihrem Tod Sex gehabt hat?
    Ich öffne eine Dose mit ungesüßter Kokosmilch, gieße den Inhalt in die Garnelensuppe, programmiere die Induktion auf Maximum, gebe einen Teelöffel Madras Curry dazu, warte, bis alles aufkocht. Jetzt nur mit dem Stabmixer durchfahren, abschmecken, Garnelen einlegen und in dem Moment, wo die Suppe kocht, die Platte auf achtzig Grad und wenig Watt stellen. Irgendwo muss der Kokosrum sein ...
    „Grünwalds Firmenverflechtungen sind übrigens eindrucksvoll“, ruft Oskar zu mir herüber.
    Üblicherweise bin ich es, die mehr wissen will, und er blockt während des Essens ab. Aber heute steht er eindeutig im Informationskonkurrenzkampf mit Droch. Ich bin ohnehin schon gespannt, was der als sein Mitbringsel auspacken wird. Ich habe im Küchenschrank unter den Flüssigkeiten, die sich besser zum Kochen als zum Trinken eignen, nun doch den Kokosrum gefunden, gebe einen kräftigen Schuss davon in die Suppe. Drei große Teller für den Hauptgang ins Rohr schieben. Die Garnelen sind inzwischen glasig gezogen und ich kann den zweiten Gang anrichten.
    „Deine Freundin lässt sich in der Steiermark die Haare von den Zähnen operieren, habe ich gehört?“, spöttelt Droch.
    „Von Busenvergrößerung, nur weil Männer besser schauen als denken können, hält sie nichts“, gebe ich zurück.
    „Du solltest vielleicht an eine Mundwerkkorrektur denken“, pariert Droch.
    „Gegen ihre Lippen kann man gar nichts sagen“, mischt sich Oskar ein. „Mhm, und gegen diese Suppe auch nicht.“
    „Gegen die Suppe wirklich nicht“, pflichtet ihm Droch bei. „Ich dachte allerdings weniger an eine Lippenkorrektur ...“
    Den Weinviertel DAC haben wir ausgetrunken. „Sollen wir zum Hauptgang Rotwein nehmen?“, wechselt Oskar zu einem wichtigen Thema.
    Ich nicke. „Wisst ihr übrigens, dass in Rotwein ein Stoff enthalten ist, der lebensverlängernd wirkt?“
    Oskar steht auf. „Du meinst Resveratrol?“
    „Woher weißt du denn das?“, frage ich verblüfft.
    „Grünwald verkauft es in Kapseln. Außerdem habe ich vor Kurzem erst über Forschungen an diesem Stoff gelesen. Als Liebhaber von Rotwein ...“
    „Na dann sollte ich nicht länger warten“, spottet Droch und hält ihm das leere Glas hin. „Zu

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