Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)
Spiegelbild des Mondes. Eine rehäuige Schönheit kniete auf den Steinplatten hinter Luca und massierte ihm die breiten Schultern. Er saß mit dem Kopf gegen die steinerne Umrandung gelehnt und stöhnte jedes Mal genüsslich, wenn die zarten Daumen der Sklavin tiefer in die empfindlichen Muskeln zu beiden Seiten seiner Schulterblätter gerieten.
Er öffnete seine Augen, um Ash einen verschlafenen Blick zuzuwerfen. »Hättest du Lust, dich zu mir zu gesellen? Ich bin sicher, sie hat eine Schwester – oder vielleicht sogar eine Zwillingsschwester – irgendwo hier.«
»Nein, danke.« Lucas Trägheit stand in scharfem Gegensatz zu der Anspannung, die Ashs gesamten Körper in ihrem Griff hielt. »Und es wäre vielleicht am besten, wenn sie verschwindet, damit wir uns unter vier Augen unterhalten können.«
Ash machte mit dem Kopf eine Bewegung in Richtung Palast, um die Frau fortzuschicken, aber bevor sie sich erheben konnte, umfing Luca ihr schmales Handgelenk mit einer Hand. »Dazu besteht keine Notwendigkeit. Farouks Anweisung, Englisch zu lernen und im Palast zu sprechen, gilt nicht für seine Sklaven. Sie spricht kein Wort Englisch oder Italienisch. Das macht ja gerade einen Teil ihres Reizes aus.« Er hob die Hand der Frau an seine Lippen, küsste der Reihe nach ihre Fingerspitzen und entlockte ihr damit ein Kichern, ehe sie sich wieder der Massage seiner Schultern widmete.
Ash begann am Becken auf und ab zu laufen, er rieb sich den Nacken. Es schien, als habe er nur eine Art von Mauern gegen andere eingetauscht. Wohin auch immer er sich hier wandte, er traf auf Mauern.
Mauern, die ihn von der Frau fernhielten, die zu retten er gekommen war.
Für weniger erfahrene Augen wirkten die Gärten des Sultans vermutlich nicht wie ein Gefängnis, sondern viel mehr wie ein sinnliches Paradies. Sich im Wind wiegende Palmen standen am Rand des Gartens wie riesige Wachen und blickten auf die mondbeschienene See. Eine üppig blühende Bougainvillea erklomm die Steinmauern, während Unmengen verschiedenster tropischer Pflanzen in großen Tontöpfen an jeder verfügbaren Stelle gediehen. Ihre glänzenden grünen Blätter waren mit auffallend gefärbten exotischen Blüten durchsetzt, die einen betörenden Duft verströmten, der vom Herrgott mit dem einen Zweck geschaffen war, die Sinne eines Mannes zu verwirren. Breite flache Steine waren in den Sand gebettet worden, sodass schmale gewundene Gartenwege entstanden waren, die Männer wie Frauen dazu verlockten, sich schattige und ungestörte Ecken im Garten zu suchen.
Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte Ash die Mühe sicher anerkannt, die dazu nötig gewesen war, eine derart himmlische Oase am Rand der Hölle anzulegen. Aber heute Nacht vermochte die warme sinnliche Brise, die durch die Palmwedel strich, die Rastlosigkeit in ihm nicht zu beschwichtigen, und das melodische Plätschern eines Springbrunnens zerrte an seinen bereits überstrapazierten Nerven.
Nachdem er mehrere Minuten lang verfolgt hatte, wie Ash auf und ab lief, räusperte Luca sich vorsichtig. »Die Verlobte deines Bruders ist eine echte Schönheit. Ich verstehe jetzt, warum er bereit ist, so viel Geld dafür zu zahlen, sie zurückzubekommen.«
Ash wirbelte herum und schaute ihn an. »Eine Aufgabe, die sich als schwierig erweisen wird – wenn nicht gar als unmöglich. Ich habe bisher keinen Weg gefunden, zu ihr durchzudringen, und keine Idee für einen Plan zu ihrer Rettung.«
Luca schien seine Worte sehr sorgfältig zu wählen. »Bist du dir denn ganz sicher, dass Miss Cardew überhaupt gerettet werden will? Nach dem, was ich beobachte, scheint sie restlos zufrieden damit, die Rolle der verwöhnten Gefährtin des Sultans zu spielen. Nicht dass ich ihr daraus einen Vorwurf machen könnte.« Er stöhnte neuerlich, als die geschickten Hände der Sklavin über seine Schultern glitten und durch die schwarzen Locken auf seiner Brust. »Wenn Farouk mich einladen würde, wäre ich ehrlich in Versuchung geführt, selbst in den Harem einzuziehen.«
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass du dafür ein Eunuch sein musst«, erwiderte Ash freundlich und tigerte weiter am Beckenrand auf und ab. »Wenn man bedenkt, wie viele Wachen hier mit unglaublich scharfen Säbeln überall herumstehen, ließe sich das allerdings sicher arrangieren.«
Mit einem schmerzhaften Verziehen seines Gesichtes ließ sich Luca tiefer ins Wasser sinken. »Was ich sagen will, ist, dass sie sich vielleicht in den Mann verliebt hat.«
Ash erstarrte
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