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Urod - Die Quelle (German Edition)

Urod - Die Quelle (German Edition)

Titel: Urod - Die Quelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Levine
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zurück. Es konnte nicht schaden, vorsichtig zu sein. Alles blieb ruhig. Sie ging einen weiteren Schritt rückwärts. In dem Moment huschte ein schattenhaftes Etwas über den Boden und verschmolz dann wieder mit der Dunkelheit der Nische. Viola nahm die Axt in beide Hände und hielt sie schützend vor ihren Körper. Nun war sie sicher, dass ein anderes Wesen dort im Dunkel der Nische lauerte und sie offenbar auch gesehen hatte. Sie war auch sicher, dass es sich dabei nicht um ein Tier handelte. Das Herz in ihrer Brust pochte ohrenbetäubend und sie war kurz davor, sich die Ohrstöpsel herauszureißen, weil das dumpfe Pulsieren ihre aufkeimende Panik noch steigerte. Aber die Vorstellung, die Axt mit einer Hand loslassen zu müssen, hielt sie davon ab. Ihre Gedanken rasten. Wenn sie sich zu schnell oder abrupt bewegte, könnte es sein, dass das Ding sich auf sie stürzen würde. Doch vielleicht hätte sie eine Chance, Sebastian und Thomas noch rechtzeitig zu alarmieren. Die andere Möglichkeit, die ihr einfiel, war, starr stehenzubleiben und sich nicht zu rühren, in der Hoffnung, die beiden würden bemerken, dass Viola ihnen nicht mehr folgte und kämen von ganz allein, um nach ihr zu sehen. Das barg jedoch die Gefahr, dass das Wesen im Schatten sich in aller Ruhe überlegen konnte, welchen Teil von ihr es zuerst verspeisen wollte. Dies alles ging ihr in einem Bruchteil von Sekunden durch den Kopf und sie wusste einfach nicht, wie sie sich entscheiden sollte. Flucht oder Stillstand? Die Entscheidung wurde Viola abgenommen, denn offenbar hatte sich das Wesen entschlossen, den Schutz der Nische aufzugeben und kam auf Viola zu. Sie hörte nichts und konnte auch nicht viel sehen in der schummrigen Dunkelheit, es war der Geruch, der es ihr verriet. Ein modriger, süßer, warmer Geruch wehte zu ihr herüber, der sie an Obst erinnerte, das vor sich hin faulte. Doch unter diesem süßlichen Duft, waberte ihr noch ein anderer Gestank entgegen, ein widerlicher Gestank nach Tod und Verwesung. Fettig und brandig waren die Begriffe, die Viola in den Sinn kamen und sie schüttelte sich für einen Moment vor Ekel. Sie umklammerte ihre Axt und riss die Augen auf, um etwas zu erkennen, bis sie brannten und ihr die Tränen die Wangen herabliefen. Langsam wich sie Schritt für Schritt zurück, während das Ding auf sie zukam. Viola machte sich bereit, es zu töten. Sie wusste, dass sie nur so überleben konnte und wie Miles gesagt hatte, war der Gedanke nicht halb so erschreckend wie sie geglaubt hatte. Natürlich hatte sie Angst, aber nicht davor, ein Leben auszulöschen, sondern nur davor, ihres zu verlieren. Sie würde dieses Ding in zwei Teile spalten, wenn es ihr zu nahe kam, daran hatte sie nicht den geringsten Zweifel. Zorn loderte in ihr auf. Darüber, dass das Wesen ihr nach dem Leben trachtete, darüber dass es sie fressen würde, wenn es könnte. Nein! Plötzlich blieb sie stehen. Das konnte sie nicht zulassen und sie würde nicht weglaufen. Auf einmal war sie wütend. Die Wut durchströmte sie heiß und gab ihr Kraft. Sie wollte sehen, was es war, das da auf sie zukam. Sie wollte ihm in die Augen sehen und es töten. Jetzt sofort. Es war etwas heller geworden, doch diese Feststellung streifte Viola nur irgendwo in ihrem Unterbewusstsein. Sie hielt die Axt mit beiden Händen vor ihren Körper, sie spürte, dass sie stark war, und wartete einfach darauf, dass es endlich aus dem Dunkel heraustrat und sie ihm den Kopf abschlagen konnte. Was immer es auch war.
    Und dann sah sie es. Es stand in leicht gekrümmter Haltung vor ihr, den Hals gereckt, und starrte sie von unten aus gelblich schimmernden Augen an, deren Ränder zu zerfließen schienen. Wie bei einer Puppe aus Plastik, die man ins Feuer geworden hatte und die langsam aber sicher zerschmolz. Es ist eine Sie, durchfuhr es Viola, als sie das zottelige blonde Haar wahrnahm, das stellenweise ihren Schädel bedeckte, der Rest war kahl und die Kopfhaut schien schuppig und grindig zu sein. Die Haut im Gesicht dieses Wesens hing an den Wangen schlaff herab und die gekräuselten Lippen gaben den Blick auf das rote, entzündet wirkende Zahnfleisch frei.
    Im nächsten Moment geschah alles auf einmal. Viola sah auf die Hände des Urods, die noch sehr menschlich wirkten, und erkannte in diesem Moment, wen sie vor sich hatte. Das Wesen breitete die Arme aus und wollte sich auf sie stürzen, gleichzeitig wurde es von einem grellen Lichtkegel erfasst, der es erschreckte. Es riss sein

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