Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Urod - Die Quelle (German Edition)

Urod - Die Quelle (German Edition)

Titel: Urod - Die Quelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Levine
Vom Netzwerk:
dass sich die angespannte Atmosphäre im Raum löste und es ihnen allen guttat, sich nun, sachlich und nüchtern, mit den Zeichnungen auseinanderzusetzen. Es lenkte sie von ihrer Todesangst ab.
    „Der Stern, der vom Himmel fällt, muss die Quelle sein", sagte Viola und deutete auf das erste Bild. „Der Regen hier und die üppigen Bäume - das kennen wir ja schon von dem ersten Fries. Ich denke, auch das ist eindeutig."
    „ Wozu machen wir das jetzt?" entfuhr es Thomas plötzlich. „Ich meine, was soll der Scheiß? Sollten wir nicht, anstatt hier Bilder zu interpretieren, die Quelle vernichten und so schnell wie möglich abhauen? Sie ist doch sowieso nicht mehr..."
    Er brach ab. Seine Augen waren glasig und er wirkte fiebrig und krank. Viola legte ihm ihre Hand auf die seine. Doch er entzog sich ihr abrupt. „Sie ist tot", brach es aus ihm heraus. „Viola und ich haben sie gesehen. Sie lag tot in einer Nische. Sie..."
    Sebastian, Miles, Enza und Drago starrten ihn verwirrt an.
    „ Wer? Wer ist tot? Wovon redest du, verdammt?!" fuhr Enza ihn an, doch im selben Moment begriff sie, von wem Thomas sprach. „Lea", flüsterte sie tonlos und Tränen schossen ihr in die Augen. „Warum habt ihr nichts gesagt?" schluchzte sie.
    Viola blieb zu ihrer eigenen Verwunderung sehr ruhig, als sie Enza antwortete.
    „ Wir wollten dich nicht noch mehr beunruhigen. Du warst so... Sie ist tot. Es war ein furchtbarer Anblick. Wir wollten nicht, dass ihr..." Sie machte eine ausladende Geste und sah nun auch die anderen an.
    Miles und Sebastian wirkten genauso geschockt wie Enza, aber Drago beäugte Viola misstrauisch, als könnte er hören, dass etwas an ihrer Geschichte nicht stimmte. Viola senkte den Blick.
    „ Sie ist tot. Wir können es nicht ändern und es ist bestimmt auch besser so. Das habt ihr selber gesagt." Thomas zeigte auf Miles und Drago und sein Ton barg etwas Anklagendes. Die beiden schwiegen.
    „ War sie... Ich meine, war sie verwandelt?" fragte Enza Thomas und Viola, sah aber so aus, wolle sie die Antwort eigentlich gar nicht hören.
    Viola nickte knapp.
    „ Enza, bitte, lass es. Das hilft niemandem von uns."
     

    „ Ich verstehe immer noch nicht, warum ihr nichts gesagt habt", sagte Sebastian aufgebracht und es schien, als sei es besonders diese Tatsache, die ihm am meisten zu schaffen machte.
    „ Sie ist tot, Junge. Das ist für uns alle am besten, glaub' mir", sagte Drago ruhig.
    „ Ach ja?" schrie Sebastian wütend. „Wieso zum Henker ist das am besten?" Er wollte noch mehr loswerden, doch dann wie aus heiterem Himmel beruhigte er sich und fuhr sich ein paar Mal durch die Haare. Die Geste drückte Verwirrung aus. Es schien, als wüsste er plötzlich nicht mehr, warum er sich so aufgeregt hatte. „Egal. Ich... Lasst uns bitte weiter machen. Wenn wir verstehen, was passiert ist, dann hilft uns das vielleicht die Quelle zu vernichten."
    „ Das war's dann also?" sagte Enza und klang dumpf, wie ausgehöhlt. „Lea ist tot und wir haken es einfach so ab? Wie könnt ihr nur so sein? Wie..."
    „ Es geht nicht anders. Wir müssen das jetzt hinter uns lassen, sonst können wir nicht weiter machen. Später, wenn alles vorbei ist, können wir um sie trauern. Doch jetzt ist nicht die Zeit dazu."
    Es war Miles, der diese Worte aussprach. Er hatte sich vor Enza hingehockt und sah sie mit klaren Augen an. Das half ihr.
    „ Ja, wenn alles vorbei ist", sagte sie leise.
    Miles erhob sich und wies auf die Zeichnungen.
    „ Machen wir weiter."
    Erst jetzt traute Thomas sich, Viola anzusehen. Sie wusste als einzige, was wirklich in ihm vorging und wünschte sich mehr denn je mit ihm alleine und in Ruhe reden zu können. Ihre Sehnsucht danach war so stark, dass sie körperliche Schmerzen empfand.
    Sebastian lief ein paar Mal hin und her, als könne die Bewegung sein inneres Gleichgewicht wieder herstellen, mit dem er offensichtlich rang. Er starrte auf Enzas Zeichnungen und versuchte alles andere um sich herum auszublenden. Nach einer Weile war es ihm gelungen. Enza putzte sich lautstark die Nase und dieses so normale, so alltägliche Geräusch hatte auf alle eine stabilisierende Wirkung.
    „An diese Punkte hier kann ich mich nicht erinnern", bemerkte Sebastian und suchte nach Enzas Zeichnung vom ersten Fries, um die beiden miteinander zu vergleichen. Als er sie gefunden hatte, hielt er sie neben die zweite Zeichnung. Tatsächlich waren keine Punkte darauf zu erkennen. Und niemand von ihnen konnte sich daran erinnern,

Weitere Kostenlose Bücher