Vampire Academy 03 ● Schattenträume
freilassen? Was, wenn sie ihn wirklich laufen lassen?”
Ihre Stimme zitterte, und ich nahm die alte Verletzbarkeit wahr, die ich lange nicht mehr bemerkt hatte. Solche Dinge ließen normalerweise Warnglocken bei mir erklingen, aber diesmal führten sie zu einem seltsamen Ansturm von Erinnerungen an frühere Zeiten, als Lissa so abhängig von mir gewesen war. Ich war glücklich zu sehen, wie stark sie inzwischen geworden war, und wollte dafür sorgen, dass es auch so blieb. Ich drückte sie fester an mich, was schwierig war, da wir immer noch gingen.
„Er wird nicht freikommen”, erklärte ich grimmig. „Wir werden vor Gericht gehen. Ich werde dafür sorgen. Du weißt, dass ich niemals zulassen würde, dass dir etwas geschieht.”
Sie lehnte den Kopf an meine Schulter, ein kleines Lächeln auf dem Gesicht. „Das ist es, was ich an dir so liebe. Du hast keine Ahnung, wie du uns in die Verhandlung bringen wirst, aber du lässt nicht locker, damit ich mich besser fühle.”
„Funktioniert es denn auch?”
„ Ja . ”
Die Sorge war immer noch da, aber ihre Erheiterung dämpfte die Wirkung ein wenig. Außerdem hatten meine Worte sie, obwohl sie mich wegen meines kühnen Versprechens neckte, wirklich beruhigt.
Bedauerlicherweise fanden wir bald heraus, dass Lissa noch andere Gründe hatte, frustriert zu sein. Sie wartete darauf, dass die Wirkung des Medikaments in ihrem Körper nachließ und ihr vollen Zugang zu ihrer Magie gewährte. Die Magie war ja da - wir konnten sie beide spüren -, aber Lissa hatte Mühe, sie zu berühren. Drei Tage waren vergangen, und nichts hatte sich für sie verändert. Ich fühlte mit ihr, aber meine größte Sorge galt dem Zustand ihres Geistes — der bisher klar geblieben war.
„Ich weiß nicht, was los ist”, beklagte sie sich. Wir hatten die Mensa beinahe erreicht. Lissa und Christian wollten sich einen Film ansehen. Ich fragte mich, wie schwierig es für mich sein würde, den Film zu sehen und zugleich wachsam zu bleiben. „Mir scheint, ich sollte in der Lage sein, irgendetwas zu tun, aber ich kann es immer noch nicht. Ich sitze fest.”
„Das ist vielleicht gar nicht schlecht”, bemerkte ich und entfernte mich von Lissa, um mir den Weg vor uns anzusehen.
Sie warf mir einen kläglichen Blick zu. „Du machst dir immer solche Sorgen. Ich dachte, das wäre mein Job.”
„He, es ist mein Job, auf dich aufzupassen.”
„Tatsächlich ist das mein Job”, bemerkte Eddie, der nur selten zu Scherzen aufgelegt war.
„Keiner von euch sollte sich Sorgen machen”, wandte sie ein. „Nicht darüber.”
Christian legte einen Arm um ihre Taille. „Du bist noch geduldiger als unsere Rose. Alles, was du zu tun brauchst, ist.... ”
Es war ein Déjà-vu. Stan sprang hinter einigen Bäumen hervor, schlang einen Arm um ihre Taille und riss sie an sich. Mein Körper reagierte diesmal sofort und ohne das geringste Zögern, ich ergriff Maßnahmen zu ihrer „Rettung”. Das einzige Problem war, dass auch Eddie sofort reagiert hatte, und er war näher, sodass er mir zuvorkam. Ich umkreiste die beiden und versuchte, mich in den Kampf einzuschalten, aber dafür standen sie zu ungünstig.
Eddie ging Stan von der Seite an, grimmig und schnell. Er zog Stans Arm mit solcher Kraft von Lissa weg, dass er ihn beinahe aus dem Gelenk riss. Eddies drahtige Gestalt verschleierte oft die Tatsache, dass er ungeheuer muskulös war. Stan erwischte Eddie mit der Hand an der Wange und grub die Nägel hinein, aber es war genug für Lissa, um sich freizuzappeln und zu Christian zu laufen, der sich hinter mir hielt. Nachdem sie aus dem Weg war, suchte ich nach einer Möglichkeit, zu Eddies Unterstützung von der Seite anzugreifen - aber das war nicht nötig. Ohne einen Herzschlag lang zu zögern, packte er Stan und warf ihn zu Boden. Einen halben Atemzug später schwebte Eddies Übungspflock direkt über Stans Herzen.
Stan lachte, ehrlich erfreut. „Gut gemacht, Castile.”
Eddie zog den Pflock zurück und half seinem Lehrer beim Aufstehen. Jetzt, da der Kampf vorüber war, konnte ich erkennen, wie geschwollen und fleckig Stans Gesicht war. Für uns Novizen mochten Angriffe selten sein, aber unsere Wächter kämpften während dieser Übung täglich. Sie alle waren inzwischen ziemlich mitgenommen, doch sie nahmen es mit Würde und Humor.
„Danke, Sir”, sagte Eddie. Er wirkte erfreut, aber nicht eingebildet.
„Wenn ich ein Strigoi wäre, wäre ich natürlich schneller und stärker, aber ich
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