Vampire Academy 03 ● Schattenträume
genauso ratlos wie in dem Augenblick, da sie mich das erste Mal bezichtigt hatte, eine Affäre mit Adrian zu haben.
„Er und.... Vasilisa? Lissa? Wovon redet Ihr?” Ich vergaß das Euer Majestät, aber ich glaube nicht, dass es sie in diesem Moment interessierte.
„Die beiden passen hervorragend zusammen”, sagte sie und klang dabei so, als sei sie im Begriff, ein Kunstwerk zu schaffen. „Trotz Ihres schlechten Einflusses ist Vasilisa zu einer äußerst vielversprechenden jungen Frau herangewachsen. Sie hat ein ernstes, sehr hingebungs-volles Wesen, das einen Teil seiner Verwegenheit heilen wird. Und das Zusammensein würde es ihnen ermöglichen, ihre.... ungewöhnliche magische Situation weiter zu untersuchen.”
Noch vor fünf Minuten war die Idee, ich könnte Adrian heiraten, das Verrückteste, was ich je gehört hatte. Soeben jedoch war sie übertrumpft worden von dem Gedanken, Lissa könnte Adrian heiraten. „Lissa und Adrian. Zusammen. Das kann nicht Euer Ernst sein, Euer Majestät.”
„Wenn sie beide hier zusammen leben, denke ich, werden sie schon zusammenfinden. Sie gewinnen in der Gegenwart des anderen bereits ein gewisses Charisma. Außerdem kamen Adrians beide Großmütter von Zweigen der Familie Dragomir. Er hat mehr als genug Blut in sich, um ihr zu helfen, die Dragomir-Linie fortzusetzen.”
„Das Gleiche gilt doch auch für Christian Ozera.” In einem ihrer besonders widerlich süßen Augenblicke hatten sich Lissa und Christian seinen Familienstammbaum angesehen, um festzustellen, ob er genug Dragomir-Gene in sich trug, um den Namen weitergeben zu können. Als sie herausgefunden hatten, dass es tatsächlich so war, hatten sie angefangen, Namen für ihre zukünftigen Kinder auszusuchen.
Es war grauenhaft gewesen. Ich war gegangen, nachdem Lissa mir gesagt hatte, dass sie ihre dritte Tochter nach mir benennen würden.
„Christian Ozera?” Ihr herablassendes Lächeln verkrampfte sich. „Auf gar keinen Fall wird Lissa Dragomir ihn heiraten.”
„Hm, ja. Nicht allzu bald jedenfalls. Ich meine, sie wollen das College besuchen und....”
„Jetzt nicht und niemals”, unterbrach mich Tatjana. „Die Dragomirs sind eine sehr alte und erhabene Linie des königlichen Adels. Ihre letzte Nachfahrin wird sich nicht an jemanden wie ihn binden.”
„Er ist von königlichem Geblüt”, erwiderte ich mit einer leisen Stimme, die kurz davor stand, zu einer beängstigenden Stimme zu werden. Aus welchem Grund auch immer, ihre Beleidigung Christians machte mich noch wütender als die Beleidigungen, die sie mir gegenüber ausgesprochen hatte. „Die Linie der Ozeras ist in jeder Hinsicht genauso bedeutend wie die der Dragomirs und diejenige der Ivashkovs. Er gehört dem Hochadel an, genau wie Lissa, genau wie Adrian und genau wie Ihr.”
Sie schnaufte. „Er ist nicht wie wir. Ja, die Ozeras sind eins der königlichen Häuser, und das trifft auch zu: Er hat mehrere respektable entfernte Vettern und Cousinen. Aber wir reden hier nicht über sie. Wir reden über den Sohn von Leuten, die mit Absicht Strigoi wurden. Wissen Sie, wie viele Male das zu meinen Lebzeiten vorgekommen ist? Neun Mal. Neun Mal in fünfzig Jahren. Und seine Eltern waren zwei von ihnen.”
„Ja - seine Eltern”, sagte ich. „Nicht er.”
„Das spielt keine Rolle. Die Dragomir-Prinzessin kann sich nicht mit jemandem wie ihm abgeben. Diese Position ist einfach zu angesehen.”
„Aber ihr Neffe ist die perfekte Wahl”, erwiderte ich voller Bitterkeit. „Euer Majestät.”
„Wenn Sie ein so kluges Mädchen sind, dann sagen Sie es mir - wie werden die beiden in St. Vladimir behandelt? Was halten ihre Klassenkameraden von Christian? Was halten sie von der Verbindung zwischen Christian und Vasilisa?” Ihre Augen leuchteten wissend.
„Es ist okay”, antwortete ich. „Sie haben jede Menge Freunde.”
„Und Christian wird vorbehaltlos akzeptiert?”
Sofort dachte ich an Jesse und Ralf, die mich wegen Christian aus-gefragt hatten. Ja, es gab jede Menge Leute, die Christian noch immer mieden, als sei er bereits ein Strigoi. Das war der Grund, warum er in Kulinarische Wissenschaft keinen Partner gehabt hatte. Ich versuchte meine Gedanken zu verbergen, aber mein Zögern hatte mich verraten.
„Sehen Sie?”, rief sie. „Und das ist nur ein Mikrokosmos der Gesellschaft. Stellen Sie sich das Ganze in einem größeren Ausmaß vor. Stellen Sie sich vor, wie es sein wird, wenn sie eine aktive Rolle in der Regierung spielt und
Weitere Kostenlose Bücher