Vampire Academy 05
die Tür öffnete. „Typisch.“
„Tut mir leid“, entschuldigte sich Eddie, als sei er persönlich dafür verantwortlich.
„Nicht deine Schuld“, sagte ich und drehte mich um. „Gehen wir zurück.“ Wir würden es riskieren müssen, uns einen Weg durch die Menschenmengen zu bahnen. Vielleicht hatte der Umweg Victor und Robert hinreichend ermüdet, dass der Gedanke an Flucht keinen Reiz für sie hatte. Keiner von ihnen war mehr jung, und Victor befand sich immer noch in schlechter Verfassung.
Lissa war zu angespannt, um viel darüber nachzudenken, dass man sie im Kreis herumführte, aber Adrian warf mir einen Blick zu, der deutlich besagte, dass er dieses Umhergestolpere für Zeitverschwendung hielt. Natürlich hielt er diese ganze Angelegenheit mit Robert für nichts als Zeitverschwendung. Ich war ehrlich überrascht, dass er überhaupt mit uns zu unserem Zimmer zurückkehrte. Eher hätte ich erwartet, dass er mit seinen Zigaretten und einem weiteren Drink im Casino geblieben wäre.
Eddie, der unsere Gruppe anführte, ging einige Schritte in Richtung des Casinos zurück. Und dann traf es mich.
„Halt!“, schrie ich.
Er reagierte sofort und blieb in dem schmalen Raum stehen. Eine gewisse Verwirrung folgte. Victor stolperte überrascht gegen Eddie, dann stolperte Lissa gegen Victor. Eddie griff instinktiv nach seinem Pflock, aber ich hielt meinen bereits in der Hand. Ich hatte ihn gepackt, sobald die Übelkeit in mir aufgestiegen war.
Zwischen uns und dem Casino befanden sich Strigoi.
10
Und einer von ihnen … einer von ihnen …
„Nein“, flüsterte ich, noch während ich den Strigoi ansprang, der mir am nächsten war: eine Frau. Es schienen drei Strigoi zu sein.
Eddie war ebenfalls in Bewegung. Wir versuchten beide, die Moroi hinter uns zu stoßen. Sie ließen sich nicht lange bitten. Beim Anblick von Strigoi waren die Moroi zurückgewichen – und hatten eine Art Flaschenhals geschaffen. Bei Eddies prompten Reflexen und der Panik der Moroi war ich mir ziemlich sicher, dass niemand bemerkt hatte, was mir bereits aufgefallen war.
Dimitri war unter ihnen.
Nein, nein, nein, sagte ich, diesmal zu mir selbst. Er hatte mich ja gewarnt. Wieder und wieder hatte er in seinen Briefen geschrieben, dass er, sobald ich die Sicherheit der Schutzzauber verließ, in Aktion treten würde. Ich hatte ihm geglaubt, und doch … es war etwas vollkommen anderes, es nun auch tatsächlich zu erleben. Es waren drei Monate vergangen, aber in diesem Augenblick liefen eine Million Erinnerungen in kristallklarer Schärfe durch meinen Kopf. Meine Gefangenschaft mit Dimitri. Die Art, wie sein Mund – so, so warm trotz seiner kalten Haut – auf meinen Lippen gelegen hatte. Das Gefühl seiner Reißzähne, die sich in meinen Hals bohrten, und die süße Wonne, die dann folgte …
Er sah auch genauso aus, mit dieser kreideweißen Blässe und den rot geränderten Augen, die in einem solchen Widerspruch zu dem weichen, kinnlangen braunen Haar und den ansonsten schönen Zügen seines Gesichtes standen. Er trug sogar einen Ledermantel. Es musste ein neuer sein, da sein früherer Mantel bei unserem letzten Kampf auf der Brücke ziemlich zerrissen worden war. Wo bekam er die nur immer wieder her?
„Verschwindet!“, schrie ich den Moroi zu, während sich mein Pflock in das Herz des weiblichen Strigoi bohrte. Die vorübergehende Verwirrung, die durch so viele Personen im Flur entstand, war für sie ein größeres Hindernis gewesen als für mich. Ich konnte sie gut sehen, und es war klar, dass sie nicht mit so viel Schnelligkeit von meiner Seite gerechnet hatte. Ich hatte eine Menge Strigoi getötet, weil sie mich unterschätzten.
Eddie hatte nicht so viel Glück. Er stolperte, als Victor ihn stieß und sich an ihm vorbeischob, und gestattete es dem dritten Strigoi – einem Mann – , ihn mit einer ausladenden Armbewegung gegen die Wand zu knallen. Aber das war die Art von Situation, mit der wir es ständig zu tun bekamen, und Eddie reagierte wunderbar. Er kam nach dem Treffer sofort zurück, und da die Moroi jetzt aus dem Weg waren, konnte er sich auf den Strigoi stürzen und ihn zum Kampf stellen.
Und ich? Meine Aufmerksamkeit galt Dimitri.
Ich trat über die am Boden liegende Frau hinweg, ohne sie auch nur anzusehen. Dimitri hatte sich im Hintergrund gehalten und seine Lakaien vorgeschickt. Vielleicht lag es daran, dass ich Dimitri so gut kannte, aber ich vermutete, dass es ihn nicht überraschte, dass ich einen
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