Vampire küsst man nicht: Argeneau Vampir 12
dann war er auch schon wieder verschwunden.
Da sie von ihm nicht länger gegen das Mauerwerk gedrückt wurde, sackte sie zu Boden und stöhnte auf, als ihr Knie auf etwas schrecklich Hartem aufschlug, was nur noch mehr Schmerz durch ihren Körper jagte. Jo brauchte ein paar Sekunden, um sich in den Griff zu bekommen, erst dann fragte sie sich, wohin ihr Angreifer entkommen sein mochte. Der Schmerz ließ allmählich nach, und sie nahm in unmittelbarer Nähe angestrengtes Schnaufen und wilde Flüche wahr. Sie zwang sich, die Augen zu öffnen, und sah, dass sich ein paar Meter von ihr entfernt zwei Männer prügelten.
Jo erkannte in keinem von beiden einen der Gäste von der Party, und sie war sich ziemlich sicher, dass sie ihr dort aufgefallen wären. Der Blonde, der sie angegriffen hatte, schaute recht wild drein, er trug seine Haare lang und glatt. Seine dunkle Kleidung machte einen ungepflegten Eindruck, und sie wies etliche Flecken auf, die fast wie getrocknetes Blut aussahen. Der andere Mann hatte dunkles, mittellanges Haar, er trug eine verwaschene, aber saubere Jeans und ein dunkles T-Shirt. Beide hatten eindeutig vor, den jeweils anderen niederzuzwingen, und das nicht nur für den Moment, sondern für immer. Zumindest war das Jos Eindruck, als sie sah, wie der Blonde die Hände um den Hals ihres mutmaßlichen Retters legte und ihn zu erwürgen versuchte.
Im nächsten Augenblick landeten die beiden auf dem Rasen und rollten hin und her. Jo beschloss, Hilfe zu holen, und versuchte aufzustehen, als sie mit dem Knie abermals auf den Stein geriet, auf dem sie gerade eben gelandet war. Wieder schoss ein Schmerz durch ihren Körper, der ihr den Atem raubte. Als sie nach unten schaute, entdeckte sie, dass der Übeltäter ein gerade mal handtellergroßer Stein war. Instinktiv hob sie ihn auf und suchte mit der anderen Hand an der unebenen Wand in ihrem Rücken Halt, um sich aufzurichten.
Nachdem ihr das gelungen war, musste sie feststellen, dass sie noch sehr wacklig auf den Beinen war und der dunkle Rasen dazu neigte, sich erschreckend schnell vor ihren Augen zu drehen. Ins Haus zurückzukehren und Hilfe zu holen, schien unter diesen Umständen nicht länger sinnvoll, da der Kampf vermutlich schon beendet sein würde, bevor sie die anderen alarmieren konnte – und wer von den beiden am Ende als Sieger dastehen würde, darüber war sie sich keineswegs im Klaren. Also musste sie eingreifen und helfen. Sie atmete tief durch, stieß sich von der Wand ab und stakste mit unsicheren Schritten auf die Männer zu, die inzwischen über die geteerte Auffahrt rollten. Als sie gut zwei Meter von den Kämpfenden entfernt war, gelang es dem Dunkelhaarigen, den Blonden von sich wegzustoßen, dann sprang er auf und packte den Langhaarigen, um ihn vom Boden hochzuziehen und weiter auf ihn einzuprügeln.
Jo stand da und blinzelte verwundert. Die Männer hatten sich so schnell bewegt, dass ihre Augen den beiden nicht hatten folgen können. Es war wie bei einem Film, der im Zeitraffer ablief: Eben noch lag der Dunkelhaarige auf dem Asphalt, dann stand er da, und im nächsten Moment beugte er sich über ihren Angreifer, um ihn auf die Beine zu zerren. Sie musste sich den Kopf schlimmer angestoßen haben als vermutet, überlegte sie, wenn ihre Augen ihr derartige Streiche spielten. Trotzdem ging sie Schritt für Schritt weiter und sah, dass der Dunkelhaarige den Blonden soeben so gedreht hatte, dass der mit dem Rücken zu ihr stand. Schnell holte sie aus und ließ den Stein mit aller Kraft auf den Kopf des Angreifers herabsausen. Eine Sekunde lang fürchtete sie, sie könnte zu heftig zugeschlagen haben, als sie den lauten Aufprall hörte. Hatte sie ihn etwa schwer verletzt oder sogar getötet? Aber dann stellte sich heraus, dass weder das eine noch das andere eingetreten war. Sie hatte den Blondschopf lediglich auf sich aufmerksam gemacht.... und ihn gleichzeitig unglaublich sauer gemacht, was ihr klar wurde, als er sich ihr zuwandte und sie wie ein Hund anknurrte und dabei die Zähne fletschte.
Fassungslos starrte Jo ihn an. Seine goldenen Augen glühten vor Zorn. Erschrocken wich sie vor ihm zurück, doch bevor er ihr etwas tun konnte, verpasste der Dunkelhaarige ihm einen weiteren Schlag. Zumindest schien das der Fall zu sein, da sie sah, wie er ausholte, und fast im gleichen Moment den Treffer hörte. Auf jeden Fall genügte diese Aktion, um den Blonden von ihr abzulenken.
Der drehte sich wieder zu dem Dunkelhaarigen um und
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