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Vegas Vampires 04 - Was sich liebt, das beißt sich

Vegas Vampires 04 - Was sich liebt, das beißt sich

Titel: Vegas Vampires 04 - Was sich liebt, das beißt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin McCarthy
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sie einfach ansehen, und ihr war, als könnte er alles sehen – als schaute er direkt in sie hinein, sah sie, so wie sie wirklich war, sah ihre geheimsten Gedanken, ihre Geheimnisse, die echte Gwenna, die sonst niemand verstand.
    »Womit bestreitest du deinen Lebensunterhalt?«
    Sie hatte ausweichend geantwortet, als er ihr diese Frage zum ersten Mal gestellt hatte, und er war nicht weiter darauf eingegangen, was erstaunlich war, wenn man bedachte, wie viel sie in jener Nacht miteinander geredet hatten. Zumindest anfangs. Dann waren sie zu sehr mit Stöhnen beschäftigt gewesen, als dass sie noch Worte hätten formulieren können. Doch er erwartete jetzt eine Antwort auf seine unglaublich heikle Frage, auch wenn Nate das nicht wissen konnte.
    »Ich tue nichts.«
    »Du bist nicht berufstätig?« Nate bewegte sich nicht, allerdings spürte sie, dass er mit ihrer Antwort nicht zufrieden war. Er hatte sein Mienenspiel außerordentlich gut im Griff und er konnte so unbeweglich dasitzen wie ein Toter, aber trotzdem fing sie an, ihre Schlüsse aus der Art zu ziehen, wie sein Daumen sich auf und ab bewegte, während er sie musterte.
    »Nein, ich arbeite nicht.« Das war zwar nicht gelogen, allerdings auch nicht die ganze Wahrheit. »Ich habe es noch nie getan.« Dann holte sie tief Luft und zwang sich, den Rest zu sagen. »Und nach dem Tod meiner Tochter und dem Ende meiner Ehe hatte ich eine Art Nervenzusammenbruch. Seither falle ich meinem Bruder zur Last.«
    Zum ersten Mal seit seiner Ankunft bemerkte sie so etwas wie einen kleinen Riss in seiner Beherrschtheit. Seine Finger hörten auf, sich zu bewegen, und ein sorgenvoller Ausdruck trat in seine Augen. »Gwenna, ich glaube nicht, dass dein Bruder das so empfindet. Ich bin mir sicher, dass er dir helfen will.«
    »Das tut er.« Sie konnte nicht bestreiten, dass Ethan gut zu ihr war – trotz seiner ärgerlichen Gewohnheiten –, denn er war es. Es hatte ihr nie an einer Wohnung oder Geld oder materiellem Wohlstand gefehlt. Sie bekam von ihm, was immer sie wollte und noch weit mehr. Doch in letzter Zeit hatte es angefangen, sie zu stören, dass Ethan ihre Finanzen kontrollierte. Er war so großzügig – viel großzügiger, als er es eigentlich sein müsste –, aber es bedeutete nur, dass Gwenna wieder einmal nicht unabhängig war. »Trotzdem denke ich immer wieder, dass ich wirklich lernen sollte, selbst für mich zu sorgen. Dafür braucht man allerdings wohl irgendeine Art von Ausbildung.«
    »Du hast vor deiner Ehe auch nicht gearbeitet?«
    »Nein.« Das war einfacher, als zu erklären, dass sie die Tochter eines normannischen Adeligen war und im elften Jahrhundert ihre Zeit mit Näharbeiten und Harfespielen verbracht hatte. »Ich bin ziemlich behütet aufgewachsen.«
    »Na ja, was würdest du denn gerne machen? Wenn du frei wählen könntest?« Nate lehnte sich im Sofa zurück und wedelte mit der Hand in ihre Richtung, als könnte ein Beruf wie aus dem Nichts entstehen.
    Diese Frage hatte ihr noch nie jemand gestellt. Gwenna zog die Nase kraus. »Ich weiß nicht.« Sie schloss den Mund. Öffnete ihn. Schloss ihn wieder. »Ich … also, keine Ahnung.«
    Nate zog die Augenbrauen hoch. »Hm. Vielleicht solltest du mal darüber nachdenken.«
    Vielleicht. Aber es klang ziemlich überwältigend. Sie hatte niemals in Erwägung gezogen, dass sie einen Beruf haben könnte. Dass sie eine moderne Frau sein könnte wie Alexis und Brittany. Der Gedanke machte sie ein wenig schwindelig.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich irgendwas richtig gut kann.« Sie kaute auf ihrem Fingernagel herum und schaute dann verwirrt auf ihre Hand. Das hatte sie seit Jahrhunderten nicht mehr gemacht. Seit der ersten Zeit ihrer Ehe mit Roberto, als er manchmal wochenlang verschwunden war und sie sich unendlich um ihn sorgte. »Nicht wirklich.«
    »Was machst du so den ganzen Tag?«
    »Ich schlafe viel«, sagte sie, denn das war die Wahrheit. »Üblicherweise bleibe ich abends sehr lange wach. Letzte Nacht war für mich normal.«
    Er warf ihr einen irritierten Blick zu, machte aber keine Bemerkung über ihre unbeabsichtigte sexuelle Anspielung. »Und was machst du dann nachts?«
    Außer mit fremden Männern in leeren Spas auf Massageliegen zu schlafen. Die Worte hingen unausgesprochen in der Luft zwischen ihnen, und Gwenna wäre am liebsten unter den Tisch gekrochen und gestorben. Bloß hätte sie das auf die Höhe von Nates Leistengegend gebracht, und sterben konnte sie eh nicht. Es war die Hölle,

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