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Venus 01 - Piraten der Venus

Venus 01 - Piraten der Venus

Titel: Venus 01 - Piraten der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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Schößling!
    Meine geringen Physik- und Botanikkenntnisse ließen es mir als unmöglich erscheinen, daß Bäume von solchen Ausmaßen existieren konnten, aber vielleicht standen sie unter dem Einfluß be sonderer Kräfte, die das scheinbar Unmögliche möglich machten. Ich habe versucht, meine Beobachtungen auf irdische Verhältnisse umzumünzen und bin zu einer Schlußfolgerung gekommen, die das Phänomen vielleicht erklärt. Wenn die vertikale Osmose von der Gravitation beeinflußt wird, dann mochte die geringere Venus anziehung den Wuchs größerer Bäume begünstigen. Ihre Wipfel steckten zudem ständig in den Wolken, und sie konnten daher dem im Überfluß vorhandenen Wasserdampf reichlich Kohlehy drate entziehen – vorausgesetzt, die Atmosphäre stellte außerdem ausreichend Kohlendioxyd zur Verfügung, um diesen photosynthetischen Prozeß zu fördern.
    Ich muß allerdings zugeben, daß ich mich damals wenig für die se Aspekte interessierte, sondern mehr über mich und den armen Kamlot nachdachte. Was sollte mit dem Leichnam meines Freun des geschehen? Ich hatte versucht, ihn zu seinem Volk zurückzu bringen, doch der Versuch war fehlgeschlagen. Ich begann sogar zu bezweifeln, daß ich Vepaja jemals wiedersehen würde. Es blieb mir also nichts anderes übrig, als ihn zu begraben.
    Ich zögerte nicht länger und begann die Blätter neben ihm zur Seite zu schieben. Die Laubschicht war etwa vierzig Zentimeter tief; darunter stieß ich auf weichen Boden, den ich mit Hilfe mei ner Speerspitze lockerte und mit den Händen zur Seite werfen konnte. Bald hatte ich eine passende Grube ausgehoben und be gann ein paar frische Blätter zusammenzusuchen, mit denen ich Kamlot bedecken wollte, wenn ich ihn zur letzten Ruhe gebettet hatte.
    Als ich mich vorbeugte, um den Körper in das Grab zu legen, stellte ich zu meiner Überraschung fest, daß er noch ganz warm war, was ich mir bei einem Mann, der seit achtzehn Stunden tot war, nicht erklären konnte. War es möglich, daß Kamlot noch leb te? Ich legte mein Ohr an seine Brust und hörte deutlich das Schla gen seines Herzens, und in meinem ganzen Leben war ich noch nicht so glücklich gewesen! Ich fühlte mich wie ein Neugeborener, wie jemand, dessen Hoffnungen plötzlich neu erwachen. Bis zu diesem Augenblick war mir nicht bewußt gewesen, wie einsam ich mich gefühlt hatte.
    Aber warum war Kamlot denn nicht tot, und wie konnte ich ihn wieder zu Bewußtsein bringen? Es war zweckmäßig, mir zu erst über die erste Frage klarzuwerden, ehe ich mich der zweiten zuwandte. Wieder untersuchte ich die Wunde auf seiner Brust. Es handelte sich um zwei tiefe Einschnitte, die ein wenig geblutet hat ten und die sich, wie ich jetzt feststellte, grünlich verfärbt hatten. Diese Entdeckung brachte mich auf die Lösung, denn ich mußte plötzlich daran denken, daß manche irdischen Spinnen ihren Opfern ein lähmendes Gift einspritzten. Der Targo hatte Kamlot nur gelähmt!
    Ich konnte meinem Freund helfen, indem ich seinen Kreislauf und seine Atmung anregte, und ich begann abwechselnd seinen Körper zu massieren und ihn künstlich zu beatmen. Welche der beiden Maßnahmen schließlich zum Erfolg führte, weiß ich nicht; jedenfalls begann sich Kamlot nach langer Zeit zu rühren. Er seufzte, und seine Lider zuckten. Ich mußte mich noch eine Zeitlang sehr anstrengen, bis er endlich die Augen öffnete und mich anblickte.
    Sein Blick war zuerst noch ausdruckslos, und ich fürchtete schon, daß sein Geist vielleicht an dem Gift Schaden genommen hätte. Dann aber trat ein verwirrter Ausdruck in seine Augen, dem der Schimmer des Erkennens folgte.
    »Was ist geschehen?« flüsterte er und beantwortete seine Frage gleich selbst: »O ja, ich erinnere mich – der Targo!« Ich half ihm, sich aufzurichten, und er blickte sich um. »Wo sind wir?« fragte er.
    »Auf dem Waldboden«, erwiderte ich. »Allerdings kenne ich unsere Position nicht.«
    »Sie haben mich vor dem Targo gerettet«, sagte er. »Haben Sie ihn getötet? Sie müssen ihn getötet haben, denn sonst hätten Sie mich niemals hierherbringen können. Erzählen Sie.«
    Ich berichtete kurz. »Ich versuchte Sie zur Stadt zurückzubrin gen, habe mich aber verlaufen. Ich habe keine Ahnung, wo wir sind.«
    »Was ist das?« fragte er und deutete auf die Grube neben sich.
    »Ihr Grab«, sagte ich. »Ich hielt Sie zuerst für tot.«
    »Und Sie haben sich anderthalb Tage lang mit einer Leiche abgeschleppt? Warum?«
    »Ich kenne die Sitten Ihres

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