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Verborgene Muster

Titel: Verborgene Muster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Todes
persönlich in einer seiner vielen Verkleidungen. Es war der allerletzte Triumphschrei einer
verlorenen Seele.
»Ihr wisst es«, sagte er keuchend, seine Stimme eine Mischung aus Furcht und Freude, »ihr wisst
es, ihr wisst es, ihr wisst es. Seid ihr nicht wirklich schlau? Und du hast eine ganz sexy
Stimme. Vielleicht komme ich dich irgendwann holen. War Rebus gut im Bett? War er? Sag ihm, dass
ich sein kleines Mädchen hab und dass sie diese Nacht stirbt. Hast du verstanden? Diese
Nacht.«
»Hören Sie, ich...«
»Nein, nein, nein. Von mir kommt jetzt nichts mehr, MISS Templer. Sie hatten beinahe genug Zeit,
den Anruf zurückzuverfolgen. Tschüss.«
Klick. Brrr.
Zeit, den Anruf zurückzuverfolgen. Sie war dumm gewesen. Daran hätte sie sofort denken müssen,
aber sie war gar nicht auf die Idee gekommen. Vielleicht hatte Superintendent Wallace ja Recht.
Vielleicht war nicht nur John zu emotional in die ganze Sache verstrickt. Sie fühlte sich müde
und alt und ausgelaugt. Sie hatte plötzlich das Gefühl, als wäre die ganze Ermittlerei eine
unerträgliche Belastung und alle Verbrecher unbesiegbar. Ihre Augen nervten sie. Sie dachte
daran, ihre Brille aufzusetzen, ihren persönlichen Schutzschild gegen die Welt.
Sie musste Rebus finden. Oder sollte sie zuerst Jack Morton suchen? John musste das erfahren. Sie
hatten noch ein bisschen Zeit, wenn auch nicht viel. Die erste Vermutung musste die richtige
sein. Wer zuerst? Rebus oder Morton? Sie entschied sich für John Rebus.

Aufgewühlt von Stevens' Enthüllungen ging Rebus zu seiner Wohnung zurück. Er musste einige Dinge
in Erfahrung bringen. Mickey konnte warten. Er hatte bei der ganzen Rumrennerei an diesem
Nachmittag zu viele schlechte Karten gezogen. Er musste sich mit seinem alten Arbeitgeber in
Verbindung setzen, mit der Armee. Er musste ihnen klarmachen, dass ein Leben auf dem Spiel stand,
und das gerade denen, die so eine merkwürdige Wertschätzung von Leben hatten. Es konnten eine
Menge Anrufe nötig sein. Nun, dann war es halt so.
Doch als erstes rief er im Krankenhaus an. Rhona ging es gut. Das war eine Sorge weniger.
Allerdings hatte man ihr immer noch nichts von Sammys Entführung gesagt. Rebus schluckte heftig.
Hatte man ihr denn gesagt, dass ihr Liebhaber tot war? Hatte man nicht. Natürlich nicht. Er
veranlasste, dass ihr ein Blumenstrauß geschickt wurde. Als er gerade seinen Mut zusammengenommen
hatte, um die erste einer langen Liste von Nummern zu wählen, klingelte sein Telefon. Er ließ es
eine Weile klingeln, doch der Anrufer war hartnäckig.
»Hallo?«
»John! Gott sei Dank. Ich hab überall nach dir gesucht.« Es war Gill. Sie klang nervös und
aufgeregt, bemühte sich aber zugleich, Mitgefühl zu zeigen. Ihre Stimme überschlug sich mehrmals,
und Rebus spürte, wie sich sein Herz - zumindest das, was davon für andere noch übrig war - für
sie öffnete.
»Was ist los, Gill? Ist was passiert?«
»Ich hatte einen Anruf von Reeve.«
Rebus' Herz begann wie wild zu rasen. »Erzähl.«
»Nun ja, er hat einfach angerufen und gesagt, dass er Samantha hat.«
»Und?«
Gill schluckte heftig. »Und dass er sie diese Nacht umbringt.« Von Rebus' Ende kamen nur ein paar
merkwürdige leise Geräusche. »John? Hallo, John?«
Rebus hörte auf, mit der Faust gegen den Telefonhocker zu schlagen. »Ja, ich bin hier. Herrgott.
Hat er sonst noch was gesagt?«
»John, du solltest jetzt wirklich nicht allein sein. Ich könnte...«
»Hat er sonst noch was gesagt?« Jetzt brüllte er, sein Atem ging stoßweise, als wäre er zu
schnell gelaufen.
»Nun ja, ich...«
»Ja?«
»Mir ist rausgerutscht, dass wir wissen, wer er ist.«
Rebus holte tief Luft, betrachtete seine Knöchel und stellte fest, dass er sich einen
aufgeschlagen hatte. Er saugte an dem Blut und starrte aus dem Fenster. »Wie hat er darauf
reagiert?«, sagte er schließlich.
»Er ist ausgerastet.«
»Das kann ich mir vorstellen. Ich hoffe, er hat es nicht an... O Gott. Was meinst du, warum er
gerade dich angerufen hat?« Er hatte aufgehört, an seiner Verletzung zu lecken, und fing jetzt
an, mit den Zähnen an seinen dunklen Fingernägeln zu reißen und die Schnipsel durch das Zimmer zu
spucken.
»Immerhin bin ich die Pressesprecherin in diesem Fall. Er könnte mich im Fernsehen gesehen oder
meinen Namen in der Zeitung gelesen haben.«
»Oder vielleicht hat er uns zusammen gesehen. Er könnte mich schon die ganze Zeit beobachtet
haben.« Er sah aus dem Fenster,

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