Verbotene Nähe
anhören konnte, was er zu sagen hatte.
Er versuchte wieder, sie anzurufen. Der Anruf landete direkt auf ihrer Mailbox. Entweder hatte sie das Handy abgeschaltet oder sie war nicht erreichbar.
Ein luxuriöser Kleinbus holte sie ab. Zack fuhr, Dan gab ihnen Feuerschutz. Die Prescott-Kinder sollten sich hinter den getönten Scheiben versteckt halten, bis sie in Sicherheit waren. Gabriel und Teague saßen in der zweiten Sitzreihe. Hope, Pepper und Marilyn hinten. Als Teague sich umdrehte, sah er, wie Marilyn sich die Tränen trocknete, während Hope und Pepper sie umarmten.
Kate hatte wirklich nette Schwestern. Sie musste sie kennenlernen.
Er rief sie wieder an. Dieses Mal klingelte es, aber dann brach das Signal ab.
Sie fuhren schweigend in Hobart ein. Mit jeder Reifendrehung wuchs die Spannung.
Hope und Pepper sahen sich um. Aber sie stießen keine Freudenschreie aus, wie Leute, die nach langer Zeit in ihren Heimatort zurückkehrten, es zu tun pflegten. Ihr beharrliches Schweigen machte Teague klar, wie schmerzhaft das alles für sie sein musste.
Zack bog auf die Main Street ein. Eine Menge Leute standen herum, die Arme vor der Brust verschränkt. Sie redeten, reckten die Hälse und versuchten, etwas zu sehen. Weitere kamen angelaufen. Teague sah vor dem RoeAnn-Diner Lichter aufblitzen. Ein Polizeiwagen und eine Ambulanz. Hinter ihm waren Sirenen zu hören.
Das Blut pochte in seinen Schläfen.
Dan ließ die Fensterscheibe nach unten und sprach einen der Gaffer an, einen älteren Mann mit weißem Haarkranz. »Entschuldigen Sie! Was ist da los?«
»Da ist auf eine Frau geschossen worden!«
Teague sprang schon aus dem Wagen, bevor der Transporter ganz zum Stehen gekommen war, und hörte das Gemurmel.
»So was kann hier nicht passiert sein.«
»Was ist nur mit dieser Welt los?«
Und absolut ungläubig: »Senator Oberlin? Sind Sie sicher, dass es Senator Oberlin war?«
Teague erreichte die Absperrung. Zwei Polizeibeamte in blauen Uniformen riefen: »Zurückbleiben! Lassen Sie uns etwas Platz!«
»Sie ist nicht tot.« Dan stand neben Teague.
Das Ärzteteam bearbeitete verzweifelt die reglose Gestalt auf dem Gehsteig. Teague sah das Blut auf den Betonplatten. Er versuchte, sich an den Polizisten vorbeizuschieben, aber einer der beiden erwischte ihn am Arm.
Teague zog den Sicherheitsausweis aus dem texanischen Kapitol hervor. »Lassen Sie mich durch«, sagte er.
Der Tonfall und der Ausweis überzeugten den Beamten.
»Das hier ist Teague Ramos, der im Kapitol von Texas für die Sicherheit verantwortlich ist. Soweit wir wissen, hat einer unserer Senatoren das hier angerichtet.«
»Angeblich ja.« Der Polizist hatte Sorgenfalten auf der Stirn.
Teague fragte: »Wissen Sie, wer das Opfer ist?«
Aber er hatte bereits einen Blick auf die Frau erhascht.
Kate war es nicht.
»Ihr Name ist Melissa Cunningham. Wie es scheint, ist Senator Oberlin in die Stadt gekommen, und sie hatte eine Auseinandersetzung mit ihm. Er hat sie in den Bauch geschossen.« Dann fügte er hastig hinzu: »So behaupten es zumindest die Zeugen.«
Teague fragte: »Wo ist Oberlin jetzt? Sie müssen ihn verfolgen.« Teague konnte nur ahnen, dass er wieder diesen Blick in den Augen hatte, der Kate solche Angst gemacht hatte. Aber er wollte diese Information.
Der Polizist stammelte: »Wir haben keine ... wir haben nicht das Personal... Melissas Leben ist unsere erste Priorität ...«
»Wichtiger als ein wahnsinniger Senator mit einer Pistole?«, schrie Teague.
»Junger Mann, schreien Sie den Officer nicht so an, das ist unhöflich.«
Teague hätte die bucklige alte Frau mit dem Gehgestell am liebsten auch gleich angeschrien. »Ich muss wissen, wo Oberlin ist!«
»Auf dem Friedhof. Nehmen Sie den alten Highway Fünf Meilen vor der Stadt«, artikulierte die Schwarze präzise und sah ihn mit lebendigen braunen Augen an. »Er ist hinter der jungen Lady her, die wie Lana aussieht. Und wenn nicht bald jemand etwas unternimmt, wird er sie noch umbringen.«
»Mrs. Parker, das sind reine Spekulationen, und ich wüss- te es zu schätzen, wenn Sie das bleiben ließen«, sagte der Polizist.
»John Jeremy Wringle, ich habe dir beigebracht, alte Menschen zu respektieren, also benimm dich gefälligst entsprechend«, erwiderte Mrs. Parker.
Teague nahm sie sachte am Arm. »Wie lang ist das her?«
»Dreißig Minuten.« Sie wandte sich der Frau neben ihr zu, vermutlich ihre Tochter. »Ich habe George Oberlin in der zweiten Klasse unterrichtet, und ich
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