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Verdacht auf Mord

Verdacht auf Mord

Titel: Verdacht auf Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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sagt Papa und ist jetzt hochrot und irgendwie aufgedunsen. In seinen Mundwinkeln hängt weißer Schaum.
    »Mein Sohn muss für seine Taten geradestehen«, brüllt er.
    Sein Zorn ist noch recht verhalten, aber ich weiß, dass es kein Zurück mehr gibt. Seine grenzenlose Wut wird aus ihm hervorbrechen wie das Feuer aus dem Schlund eines Drachen. Trotzdem hoffe ich immer noch auf ein Wunder. Denke mir jedes Mal, dass er sich vielleicht verändert hat.
    Aber Papa packt fest meinen Oberarm. Umklammert ihn wie mit einer Eisenkralle.
    Der erste Schlag trifft meine bereits geschwollene Wange. Es tut so weh, dass ich mir wünsche, ich wäre tot. Und ich weiß, dass ich noch nicht genug gebüßt habe. Die Qual ist nicht zu Ende. Die Schläge hageln auf mich herab, und ich weiß, dass es das Beste ist aufzugeben. Eine schlaffe Puppe zu werden. Oder vielleicht ein Engel.
    Alles wird weiß und rot und schwarz, und ich falle. Ich spüre Hände, die an meinen Armen und Beinen zerren und mich auf etwas Weiches werfen. Auf das Bett. Und ein Traum steigt in mir auf, der Traum, tief hinein in die Matratze zu verschwinden.
    Aber die Schläge hageln weiter. Überallhin. Ich spüre nicht mehr, wohin, weiß nur, dass mir das, wenn ich einmal groß bin, nie mehr widerfahren wird.
    Niemand wird mir dann ein Haar krümmen.
    Und Filippa auch nicht.

Dreizehntes Kapitel
Dienstag, 17. September
    C laes Claesson hatte unruhig geschlafen. Er war um neun Uhr mit der Rektorin Kerstin Malm verabredet, aber das war es nicht, was ihm den Schlaf geraubt hatte.
    Manchmal waren die Nächte chaotisch, ohne dass es einen Grund dafür geben würde. Er hielt sein Gesicht unter kaltes Wasser und stellte fest, dass er recht mitgenommen aussah. Aber es ging ihm nicht bloß schlecht. Schon eher fühlte er sich innerlich zerrissen. Und da er sich des Öfteren in dieser Stimmungslage befand, versuchte er sie in gewohnter Weise zu meistern, indem er dem Dunkel auszuweichen und sich dem Licht zuzuwenden suchte.
    Er fühlte sich allein, obwohl Klara hinter ihm im Doppelbett brabbelte. Jetzt stand sie ganz unwiderstehlich in ihrem roten Schlafanzug vor ihm und wartete auf eine trockene Windel.
    Vielleicht war er ja etwas eifersüchtig. Das war ein Teil der Einsamkeit. Aber er wollte dieses wenig großartige Gefühl gar nicht erst eingehender analysieren. Jedenfalls würde er nicht so tief sinken, auf eine vollständig hilflose junge Frau mit ernsthaftem Schädeltrauma eifersüchtig zu sein. Jedenfalls nicht bewusst. Und wie er zu diesem Exmann stand, darüber wollte er gar nicht erst nachdenken. Übrigens schienen sie sich nicht sonderlich oft zu begegnen. Wenn er es richtig verstanden hatte, hielten sich Dan und Veronika zu unterschiedlichen Zeiten im Krankenhaus auf.
    Das Gefühl, ausgeschlossen zu sein, saß ihm aber immer noch wie ein kaltes Unbehagen in den Knochen.
    Jedenfalls war er froh, wieder zur Arbeit gehen zu können. Das war in vielerlei Hinsicht unkompliziert. Er freute sich darüber, einen Beruf auszuüben, den er sich selbst ausgesucht hatte. Aber nur selten sah er irgendwelche Artikel oder hörte jemanden sagen, dass es Spaß machte zu arbeiten. Meist ging es um Stress und Unlust.
    Der Elternurlaub war in vieler Hinsicht bereichernd gewesen. Inzwischen wusste er auch das sogenannte Privatleben zu schätzen. Früher hatte er kaum gewusst, was das war, und hatte gelebt, als wäre jeder Tag sein letzter. Er hatte zwar Beziehungen gehabt, sogar längere, aber die Arbeit hatte immer an erster Stelle gestanden.
    Vielleicht bin ich ja reifer geworden, überlegte er, während er Kaffee aufsetzte und für Klara und sich Haferbrei kochte. Mit ungekochter Preiselbeermarmelade.
    Etliche langweilige Aufgaben blieben ihm erspart, solange Louise Jasinski ihn als Chefin vertrat. Es fühlte sich an, als hätte er einen beschwerenden, nassen Wollmantel gegen eine leichte Sommerjacke eingetauscht. Jetzt durfte sie sich abmühen mit diesem nassen Mantel, der auf der Erde schleifte. Und sie war wahrhaftig nicht guter Dinge.
    Er fütterte Klara mit dem Brei, schob sich selbst ab und zu einen Löffel davon in den Mund und überflog gleichzeitig einen kurzen Artikel in der Zeitung.

    Der Mann aus Oskarshamn , der vor einer guten Woche tot in einem Putzmittelraum in der Uniklinik Lund aufgefunden wurde , ist vermutlich erdrosselt worden . Die Spurensicherung am Tatort hat keine wesentlichen Hinweise erbracht . Die Polizei geht jedoch einer Reihe Tipps aus der Öffentlichkeit

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