Verfault 2 xinxii
Winternacht stürmten Beamte eines Sonderkommandos sein Haus in Innsbruck und verhafteten ihn. Sie durchbrachen Türen und Fenster. Erstürmten schwarz vermummt, die Schnellfeuerwaffen im Anschlag, das Schlafzimmer des 72 jährigen Mannes. Leitner lag im Pyjama auf dem Bett und ließ sich widerstandslos festnehmen. Seitdem saß er entweder in seiner gläsernen Zelle oder wurde verhört oder gefoltert. Die Geheimdienste und Forscher verschiedenster Länder gaben sich die Klinke in die Hand, aber selbst wenn Leitner ihnen hätte helfen wollen -und er wollte dies nicht- wäre er nicht dazu in der Lage gewesen. Niemand konnte von heute auf morgen dieses Virus stoppen und außerdem hatte das Virus den größten Teil seiner Arbeit längst erledigt.
Leitner sah stoisch seinem Schicksal entgegen. Entweder würde er hier in dieser Zelle sterben oder bei einer der nächsten Folterungen, die reine Bestrafungen waren. Oder man ließ ihn »zufällig« fliehen und er würde vom Mob gelyncht werden. Vor letzter Möglichkeit hatte er am meisten Angst, aber wenn es so kommen würde, wäre er auch für diesen Tod bereit. Zahlreiche seiner Gehilfen hatte man irgendwo tot aufgefunden. Manche waren zerstückelt worden, andere regelrecht hingerichtet und wieder andere fand man aufgeknüpft an irgendeinem Straßenmast in irgendeinem Kaff am Ende der Welt. Manche verschwanden spurlos. Leitner tat zumeist das, was er am besten konnte: er machte sich Gedanken. Warum waren die Menschen so erbost? Ihnen selbst war doch nichts geschehen, außer dass sie kurzzeitig Durchfall hatten. Jahrhunderte lang war der Mensch egoistisch gewesen und nun sorgten sie sich plötzlich um ihre Nachkommen? Nachkommen, die es glücklicherweise nicht mehr geben würde. Sie hatten doch alle Zeit der Welt gehabt, um einen schönen Platz für ihre Kinder und Enkel zu erschaffen. Jetzt war es zu spät, aber sie selbst lebten immer noch. Um die Armen tat es ihm leid, aber sie kannten wahrscheinlich dieses Gefühl der Ohnmacht am ehesten, denn sie hatten NIE eine Wahl gehabt. Die Reichen waren ihm egal und sie waren wohl nur deshalb so wütend, weil sie hilflos waren. Kein Geld half jetzt mehr! Sie konnten allerdings weiter in Saus und Braus leben, konnten die Umwelt verpesten, rücksichtslos dahinvegetieren und weitermachen wie bisher.
Aber nicht mehr endlos! Nur noch ein Leben lang!
Bald würden wieder Wälder wachsen, die Luft gesäubert sein, und wenn alles perfekt ablief, erinnerte in Millionen von Jahren nichts mehr an eine Fehlentwicklung namens Mensch!
FUTTER
Ich erwachte und nichts war wie erwartet. Ich erschrak und vermutete anfangs noch zu träumen, aber dem war nicht so. Ich war wach und lag definitiv nicht in meinem Bett. Stattdessen fühlte ich eine harte und dennoch klebrige Masse unter mir, die mich an türkischen Honig erinnerte. Angst kroch wie tausend Ameisen an meinen Körper hinauf und erreichte bald meinen Kopf, den sie mit Wärme füllte. Ich konnte weder sehen, noch mich bewegen, da ich sprichwörtlich festklebte! Ich versuchte mit meinen Fingern ein wenig zu ertasten, aber dies gelang mehr schlecht als recht. Ich konnte die Finger nur millimeterweise anheben und absenken und befühlte den Untergrund. Die ertastete Struktur erinnerte mich an eine Art geflochtenes Gewebe, bestehend aus fingerdicken Schnüren. Sobald ich an einer Stelle verharrte, begann mein Finger sofort daran zu haften und irgendwann wurden mir die eingeschränkten Bewegungen zu anstrengend. Ich ließ von meinem Vorhaben ab und versuchte stattdessen den Arm zu heben, was mir unter größter Kraftanstrengung nicht gelingen wollte.
Die Arme rührten sich nicht von der Stelle und mit den Beinen verhielt
Weitere Kostenlose Bücher