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Verführt von einer Lady

Verführt von einer Lady

Titel: Verführt von einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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„Aber er war schon ziemlich angeheitert.“ Mit einem verschmitzten Lächeln drehte sie sich zu Thomas um. „Ich mag Ihren Freund.“
    „Harry“, sagte Thomas, „wenn du jetzt nicht gleich einen Rettmich auf den Tresen stellst, nehme ich dein Wirtshaus auseinander, verlass dich drauf.“
    „Ach, der Missbrauch der Macht“, klagte Mr. Gladdish und schüttelte den Kopf. „Ich bete darum, dass Sie einen guten Einfluss auf ihn haben werden, Lady Amelia.“
    „Ich kann nur mein Bestes geben“, erwiderte Amelia in ihrer züchtigsten, frömmsten Stimme.
    „Wie wahr“, meinte Mr. Gladdish und legte die Hand aufs Herz, „mehr können wir alle nicht tun.“
    „Sie klingen genau wie der Pfarrer“, erklärte Amelia.
    „Wirklich? Was für ein Kompliment. Ich habe meine Pfarrersstimme geübt. Sie geht Wyndham auf die Nerven und ist daher für mich ein lohnenswertes Ziel.“
    Thomas’ Arm schnellte über den Tresen und packte den Wirt mit erstaunlicher Kraft am Kragen. „Harry …“
    „Thomas, Thomas, Thomas“, sagte Mr. Gladdish, und bei dem Anblick, wie ihr Verlobter von einem Gastwirt ausgeschimpft wurde, hätte Amelia beinahe laut aufgelacht. Es war herrlich.
    „Einen mürrischen Betrunkenen kann niemand leiden“, fuhr Mr. Gladdish fort. „Hier. Uns anderen zuliebe.“ Er stellte ein kleines Glas auf die Theke. Interessiert begutachtete Amelia den Inhalt. Es handelte sich um eine leicht schleimige gelbe Flüssigkeit mit dunkelbraunen Schlieren und ein paar roten Flecken.
    Es roch wie der Tod.
    „Lieber Himmel“, sagte sie und sah zu Thomas auf. „Das wollen Sie doch nicht etwa trinken, oder?“
    Er packte das Glas, setzte es an die Lippen und stürzte es in einem Zug hinunter. Amelia zuckte zusammen.
    „Igitt“, stieß sie unwillkürlich aus. Schon vom Zusehen wurde ihr speiübel.
    Thomas schauderte, sein Kinn schien sich anzuspannen und zu beben, als würde er sich auf etwas sehr Unangenehmes gefasst machen. Und dann stieß er keuchend die Luft aus.
    Amelia wich vor den entweichenden Dämpfen zurück. Dieser Kuss, den er ihr versprochen hatte …
    Heute sollte er ihn lieber nicht einplanen.
    „Schmeckt noch genauso gut, wie du ihn in Erinnerung hast, was?“, sagte Mr. Gladdish.
    Thomas sah ihm direkt in die Augen. „Sogar besser.“
    Mr. Gladdish lachte, und dann lachte auch Thomas, und Amelia sah die beiden vollkommen verständnislos an. Nicht zum ersten Mal wünschte sie sich, sie hätte Brüder. Ein wenig Übung im Umgang mit männlichen Exemplaren der Gattung hätte sicher nicht geschadet, bevor sie versuchte, die beiden hier zu verstehen.
    „Dir geht es gleich wieder besser“, sagte Mr. Gladdish.
    Thomas nickte. „Deswegen bin ich ja hier.“
    „Sie haben das Zeug schon öfter getrunken?“, fragte Amelia und bemühte sich, nicht die Nase zu rümpfen.
    Gladdish kam Thomas zuvor. „Wenn ich Ihnen erzählen würde, wie viele er schon runtergekippt hat, würde er mir den Kopf abreißen.“
    „Harry …“, sagte Thomas warnend.
    „Wir waren jung und dumm“, erklärte Harry und hob die Hände, als wäre das Erklärung genug. „Wirklich, ich hab ihm schon jahrelang keinen mehr serviert.“
    Amelia war froh, das zu hören; so amüsant es auch gewesen war, Thomas einmal in etwas derangierter Verfassung zu erleben, gefiel ihr doch die Vorstellung nicht, mit einem Saufbruder verheiratet zu sein. Trotzdem fragte sie sich jetzt … was war nur geschehen, dass er sich so betrunken hatte?
    „Deinem Freund hab ich neulich allerdings einen serviert“, sagte Mr. Gladdish lässig.
    „Meinem Freund“, wiederholte Thomas.
    Amelia hatte nicht weiter auf das Gespräch geachtet, aber als sie hörte, in welchem Ton der Herzog antwortete, warf sie ihm einen scharfen Blick zu. Er klang gelangweilt … und gefährlich, falls diese Kombination möglich war.
    „Du weißt schon“, sagte Mr. Gladdish. „Du warst doch erst gestern mit ihm hier, oder?“
    „Haben Sie Besuch?“, erkundigte sich Amelia. „Wer ist es denn?“
    „Niemand“, erklärte Thomas und sah sie dabei kaum an. „Nur ein Bekannter aus London. Früher habe ich mit ihm immer gefochten.“
    „Er kann wirklich gut mit dem Degen umgehen“, warf Mr. Gladdish ein und deutete auf Thomas. „Er hat mich jedes Mal bezwungen, so ungern ich das auch sage.“
    „Sie durften am Fechtunterricht teilnehmen?“, fragte Amelia. „Wie schön.“
    „Ich habe am ganzen Unterricht teilgenommen“, sagte Mr. Gladdish und lächelte. Das Lächeln war

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