Verfuehrung in bester Gesellschaft
hören, Angst vor dem, was er ihr vielleicht sagen wollte.
„In der Nacht, in der ich dir sagte, ich wäre in den Club gegangen, habe ich dich angelogen. Ich war nicht dort, ich habe die Countess of Fremont aufgesucht.“
Sie konnte kaum noch atmen. In ihren Ohren rauschte es.
„Ich musste etwas über Charles und Martin herausfinden.“
Sie brachte kein Wort heraus. Ihre Augen brannten.
„Ich bin nicht lange geblieben“, sagte er. „Was sie mir zu sagen hatte, war nicht sehr bedeutsam. Ich verließ ihr Haus und ging direkt zu dir.“
Die Erleichterung, die sie empfand, war so heftig, dass sie kaum auf den Füßen zu stehen vermochte. „Warum hast du mir nichts davon gesagt?“
„Ich wollte nicht, dass du glaubst, dass zwischen ihr und mir etwas lief. Aber seit ich hier bin, habe ich mich schlecht gefühlt. Ich bin kein guter Lügner, Violet. Ich werde es nicht wieder tun.“
Sie lief zu ihm, schlang ihre Arme um seinen Hals und hielt ihn nur fest.
Rule drückte sie an sich.
„Danke, dass du es mir gesagt hast“, sagte sie. „Du ahnst nicht, wie viel mir das bedeutet.“
„Ich will dich nicht verletzen.“
Sie sah zu ihm auf und versuchte, die Tränen zurückzuhalten. „Manchmal ist die Wahrheit schmerzlich. Aber am Ende ist sie immer besser als eine Lüge.“
Er streckte die Hand aus und strich mit einem Finger über ihre Wange. Das Klappern des Schlüssels im Schloss beendete diesen Moment. Als der Wächter die Tür öffnete, beugte Rule den Kopf und küsste sie ein letztes Mal sanft. „Gute Nacht, Geliebte.“
„Gute Nacht, Rule.“ Sie wandte sich ab. Tränen verschleierten ihr den Blick, als sie durch die schwere Holztür hinaus in den matt beleuchteten Gang lief.
Es hatte sie viel Überwindung gekostet, aber endlich hatte Caroline beschlossen, es zu tun. An diesem Abend wollte sie Lucas die Wahrheit gestehen.
Während der vergangenen Wochen hatte sie mehr und mehr gespürt, wie sehr sie seiner Liebe bedurfte. Sie hoffte, dass er sie vielleicht sogar erwiderte. Caroline musste ihm sagen, was sie fühlte, und sie konnte nur beten, dass diese Wahrheit ihn nicht vertreiben würde.
Lucas kam spät nach Hause. Als er eintrat, war Caroline nur noch ein Nervenbündel. Sie lief im Salon auf und ab, sodass der Rock ihres blassblauen Kleides, von dem sie hoffte, dass es ihm gefiel, um sie herumschwang. Ihr Herz schien im selben nervösen Rhythmus zu pochen. Im Speiseraum hatte sie den Tisch mit dem schönsten Silber gedeckt und ein besonderes Mahl vorbereitet: Lammmedaillons mit Minzsoße, eines seiner Lieblingsgerichte.
Ihr Herz schlug schneller, als sie ihn an der Tür hörte. Sie wartete, bis sie ihn sah und seine hochgewachsene Gestalt näher kam.
„Lucas?“
„Guten Abend, Caroline. Hast du etwas auf dem Herzen?“
„Ich habe überlegt … ich hoffte, ich könnte mit dir reden.“
Er sah sie an, aber sein Blick ruhte nicht auf ihr und es versetzte ihr einen Stich. Vielleicht hatte sie zu lange gezögert. Vielleicht täuschte sie sich auch und ihm lag nichts an ihr. Vielleicht hatte sie ihn bereits verloren.
Er kam zu ihr in den Salon. Als er ihre ängstliche Miene sah, drehte er sich um und schloss die Tür hinter sich.
„Was ist? Ist etwas passiert?“
Caroline leckte sich über die Lippen. „Vielleicht sollten wir uns setzen.“
Er wurde sofort wachsam. Das erkannte sie an der angespannten Haltung seiner Schultern. „Gut.“
Sie ging zum Sofa, aber Lucas begab sich zu einem Stuhl. Ehe ihm das gelang, nahm sie seine Hand. „Ich dachte, du würdest dich vielleicht neben mich setzen.“
Sein Unbehagen steigerte sich. Er folgte ihr zum Sofa, setzte sich aber an das entgegengesetzte Ende. „Was ist los, Caroline? Ich muss noch arbeiten.“
Ihre Augen brannten. Er sperrte sie aus, tat alles in seiner Macht Stehende, um sie auf Abstand zu halten.
„Es gibt etwas, das ich dir sagen muss. Ich weiß nicht, was du sagen wirst, wenn ich es tue. Ich weiß nicht, ob es für dich eine Rolle spielen wird. Ich hoffe aber sehr, dass es dir etwas bedeutet.“
Er wurde noch wachsamer. „Weiter.“
„Ich habe dich belogen, Lucas. Ich habe irgendwann in der Vergangenheit damit angefangen, und ich habe weitergemacht.“
Seine Miene wurde abweisend. „Was zum Teufel hast du getan, Caroline? Wenn du dich mit einem anderen Mann triffst, dann werde ich ihn töten, das schwöre ich.“
Tränen traten ihr in die Augen. „Es ist nichts dergleichen. Genau genommen ist es das genaue
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