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Verfuehrung

Titel: Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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ausgestattete Loge, in guter Lage zwischen den fünf Reihen ähnlicher Logen. Sophy setzte sich und ließ fasziniert den Blick durch das hufeisenförmige Auditorium schweifen. Es war voll mit juwelengeschmückten Damen und elegant gekleideten Herrn. Unten im Parkett flanierten die eitlen Schnösel und Dandies und präsentierten die neuesten modischen Extravaganzen. Beim Anblick ihrer lächerlich auffälligen Kleidung merkte Sophy, daß sie insgeheim froh war, daß Julian schlichte, konservative Kleidung bevorzugte.
    Nach einiger Zeit merkte sie aber, daß die eigentliche Vorstellung des Abends nicht auf der Bühne stattfand, sondern in den Logen.
    »Das sieht aus wie fünf Reihen Miniaturbühnen«, kicherte Sophy vergnügt. »Jeder hat sich angezogen, um gesehen zu werden und ist damit beschäftigt zu sehen, wer welchen Schmuck trägt und wer wen in einer Loge besucht. Ich versteh gar nicht, wie du die Oper langweilig finden kannst, Julian, wenn im Publikum soviel passiert.«
    Julian lehnte sich in seinem Samtstuhl zurück und musterte mit hochgezogenen Brauen den Zuschauerraum. »Da magst du recht haben, meine Liebe. Auf jeden Fall ist da wesentlich mehr los als auf der Bühne.«
    Schweigend musterte er die Reihen von Logen. Sophy folgte seinem Blick und merkte, wie er kurz auf einer bestimmten Loge verharrte, wo eine atemberaubend gekleidete Frau vor männlichen Bewunderern Hof hielt. Sophy beobachtete sie einen Augenblick, die attraktive Blondine, die soviel Aufmerksamkeit erregte, machte sie neugierig.
    »Wer ist diese Frau, Julian?«
    »Welche Frau?« fragte Julian desinteressiert.
    »Die in der dritten Reihe mit dem grünen Kleid. Sie muß sehr beliebt sein. Schau, wie viele Männer sie um sich hat. Ich seh keine andere Frau in ihrer Loge.«
    »Ach, die Frau.« Julian sah kurz zu ihr hinüber. »Die braucht dich nicht zu interessieren, Sophy. Es ist sehr unwahrscheinlich, daß sie dir in der Gesellschaft begegnet.«
    »Man kann nie wissen, oder?«
    »In diesem Fall bin ich mir ganz sicher.«
    »Julian, ich ertrag diese Geheimnistuerei nicht. Wer ist sie?«
    Julian seufzte. »Eine der modischen Parias«, sagte er gelangweilt. »Es sind viele hier heute abend. Die Logen sind sozusagen ihre Schaufenster.«
    Sophy bekam ganz große Augen. »Echte Damen der Halbwelt? Sie halten sich Logen hier im King’s Theatre?«
    »Wie ich schon sagte, solche Logen sind ausgezeichnete Schaufenster für ihre, äh, Waren.«
    Sophy war sehr erstaunt. »Aber, es muß doch ein Vermögen kosten, so eine Loge für die Saison zu mieten.«
    »Nicht direkt, aber billig ist es auf jeden Fall nicht«, gab er zu.
    »Die Damen der Halbwelt sehen das wohl als Geschäftsinvestition.«
    Sophy beugte sich interessiert vor. »Zeig mir doch noch ein paar von diesen schicken Parias, Julian. Ich schwör dir, vom Aussehen her kann man sie nicht von den feinen Damen unterscheiden.«
    Julian warf ihr einen zweifelnden, aber auch amüsierten Blick zu. »Eine interessante Beobachtung, Sophy. Und in vielen Fällen eine richtige, fürchte ich. Aber es gibt ein paar Ausnahmen. Einige Frauen haben eine unverkennbare Aura von Aristokratie und das zeigt sich immer, egal was sie anhaben.«
    Sophy war so damit beschäftigt, sich die Logen anzusehn, daß sie gar nicht merkte, wie eindringlich er sie ansah. »Welche sind denn die Ausnahmen? Zeig mir doch bitte ein oder zwei. Ich kann nicht unterscheiden, wer jetzt eine Halbweltdame und wer eine Herzogin ist.«
    »Laß es gut sein, Sophy. Ich habe deiner bedauernswerten Neugier für einen Abend genug Stoff gegeben. Ich glaube, es ist höchste Zeit, daß wir das Thema wechseln.«
    »Julian, ist dir schon einmal aufgefallen, daß du immer das Thema genau dann wechselst, wenn ein Gespräch verspricht, besonders interessant zu werden?«
    »Wirklich? Wie unhöflich von mir.«
    »Ich glaube, es tut dir kein bißchen leid. Oh, schau, da ist Anne Silverthorne mit ihrer Großmutter.« Sophy machte ihrer Freundin ein Zeichen mit dem Fächer, und Anne erwiderte prompt lachend den Gruß aus einer nahen Loge. »Können wir sie in ihrer Loge besuchen, Julian?«
    »Zwischen den Akten vielleicht.«
    »Wie schön. Anne sieht bildhübsch aus heute abend, nicht wahr? Das gelbe Kleid paßt so wunderbar zu ihren roten Haaren.«
    »Einige würden sagen, das Kleid ist etwas zu tief ausgeschnitten für eine junge unverheiratete Frau«, sagte Julian mit einem kritischen Blick auf Annes Kleid.
    »Wenn Anne erst ein modisches Kleid anzieht,

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