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Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Titel: Vergiss den Sommer nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Matson
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mir der Magen. Frischer Mais gehörte eindeutig zu den Sommer-Highlights – und der von Hensons war besonders lecker. Ich ließ die Blätter in die Papiertüte zu meinen Füßen fallen und sah meinen Bruder entnervt an.
    »Ja«, sagte ich ungefähr zum achten Mal. »Ich hab sie gefragt, ob sie mit dir am Freitag ins Kino gehen will, sie hat Ja gesagt, dann hab ich den Hund geschnappt und bin gegangen.«
    »Und sie weiß auch ganz bestimmt, dass sie mit mir dahin soll?«, bohrte Warren weiter. Ich wechselte einen Blick mit Gelsey, ehe sie zum grand plié niedersank. Sie grinste mich kurz an und streckte ihren Arm über den Kopf.
    »Ganz bestimmt«, sagte ich mit Nachdruck. »Du hast ein Date. Gern geschehen.« Kopfschüttelnd fragte ich mich, ob das wohl so eine gute Idee gewesen war. Warren und Wendy klang jedenfalls verdächtig nach einem peinlichen Volksmusik-Duo. Ganz abgesehen davon, dass mein Bruder von nun an ohne Ende Belanglosigkeiten über sie verbreiten würde.
    »Okay«, antwortete Warren und kapierte offenbar erst jetzt so richtig, dass ich etwas damit zu tun hatte. »Vielen herzlichen Dank dafür, Taylor. Wenn ich mal was für dich tun kann …«
    »Klar doch«, sagte ich, drückte ihm den halb geschälten Maiskolben in die Hand und griff mir mein Colaglas, das dringend aufgefüllt werden musste. »Du kannst das für mich fertig machen.« Ich ging durch die Veranda in die Küche. Meine Mutter schnitt gerade Tomaten, und am Grill sah ich alle Zutaten für Hamburger stehen.
    »Ist der Mais fertig?«, erkundigte sie sich, als ich eine Cola aus dem Kühlschrank nahm.
    »So ziemlich«, antwortete ich mit Blick auf die Veranda, wo Warren verträumt mit Gelsey redete, aber ansonsten nicht viel auf die Reihe kriegte.
    »Was ist ›so ziemlich‹ fertig?«, fragte mein Vater, der gerade in die Küche kam. Er hatte den Hund im Arm und sah ein bisschen zerknittert aus, wie immer, wenn er geschlafen hatte. Inzwischen zog er sich nicht mehr so an, als ob er jeden Moment ins Büro müsste. Heute trug er ein T-Shirt der Anwaltskammer und dazu Khakihosen. Unwillkürlich warf ich einen Blick auf den Kalender am Kühlschrank hinter ihm und stellte fest, dass es schon Mitte Juni war. Wie jedes Jahr verging der Sommer viel zu schnell, aber dieses Jahr gab es schwerwiegendere Gründe, ihn festhalten zu wollen als nur die allgemeine Unlust auf das neue Schuljahr.
    »Der Mais«, holte mich meine Mutter in die Realität zurück und drehte eine Kochplatte herunter.
    »Oh, müsst ihr die Körner erst raus- mais -eln? «, fragte mein Vater und setzte seine Kalauermiene auf. Ich lächelte, während meine Mutter versuchte ernst zu bleiben. »Oh, tut mir leid«, sagte er mit gespielter Bestürzung, »War nicht kernig genug? Also, ich hätte es beinahe für ein Mais -terstück gehalten.«
    »Jetzt reicht’s aber«, schimpfte sie lachend. »Die Burger müssen endlich auf den Grill.« Sie ging aus der Küche auf die Veranda und strich meinem Vater im Vorbeigehen sachte mit der Hand über den Arm. Draußen bat sie Warren, sich gefälligst ein bisschen zu beeilen.
    »Und, wie war dein Tag?«, wollte Dad von mir wissen. »Hast du Großes vollbracht?«
    Ich musste über diese Frage lächeln, denn Limo und Fritten zu verkaufen fiel vermutlich nicht in diese Kategorie. »Keine Ahnung«, antwortete ich. »Aber die hier hab ich heute abgeholt.« Ich ging zum Tisch und reichte ihm eins von den Plakaten für die Filmnacht. »Wie findest du’s?«, fragte ich und beobachtete ihn eigenartig nervös beim Lesen.
    »Hast du den Film ausgesucht?«, erkundigte sich Dad mit etwas heiserer Stimme.
    »Ja«, antwortete ich und mein Vater nickte, den Blick immer noch auf das Plakat gerichtet. »Du hast gesagt, das wär dein Lieblingsfilm«, sagte ich, als er nach einer Weile immer noch nichts sagte. »Und dass du ihn noch nie auf einer großen Leinwand gesehen hättest …«
    Dad räusperte sich, sah mich an und sagte: »Danke, Kleines.« Dann betrachtete er wieder das Plakat. »Das ist wirklich toll. Ich kann gar nicht glauben, dass du das für mich getan hast.«
    Ich nickte und starrte auf den gefliesten Küchenfußboden. Irgendwie schaffte ich es nicht, ihm zu sagen, was mir die ganze Zeit durch den Kopf ging – dass ich es getan hatte, weil ich ihn lieb hatte und ihm eine Freude machen wollte, und weil ich wollte, dass er seinen Lieblingsfilm noch mal sehen konnte. Aber das war eben genau das, was mich vom Kalender her die ganze Zeit anschrie: dass er

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