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Vergiss die Toten nicht

Vergiss die Toten nicht

Titel: Vergiss die Toten nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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den Tag, als Nell ihn ihr vorgestellt hatte. Nel hatte übers ganze Gesicht gestrahlt, sie war sichtlich verliebt. Gerti stiegen die Tränen in die Augen, als sie Nells Hochstimmung an jenem Nachmittag mit der Verwirrung und tiefen Trauer von heute Abend verglich.
    Es war, als wäre ein Licht in Nells Seele angegangen, als sie Adam kennen lernte, überlegte Gerti weiter. Cornelius hat nie verstanden, welcher Schlag es für sie war, als kleines Mädchen Mutter und Vater zu verlieren.
    Natürlich hatte Cornelius alles für sie getan und jede freie Minute mit ihr verbracht. Doch niemand konnte Eltern wie Richard und Joan ersetzen, dachte Gerti bedrückt.
    Seufzend stand sie auf und ging in die Küche. Als sie nach dem Teekessel griff, erinnerte sie sich schmunzelnd an Adams Frage kurz nach ihrer ersten Begegnung: Da sie so viel Tee trinke, sei es doch sinnvoller, den Kessel bis zum Rand zu füllen, damit immer warmes Wasser vorhanden sei, das sich rasch wieder erhitzen ließ.
    »Es schmeckt nicht, wenn man das Wasser noch einmal heiß macht«, hatte sie erwidert.

    »Gerti, das bildest du dir nur ein«, hatte er mit einem herzhaften, liebevollen Lachen geantwortet.
    Wie haben wir zusammen gelacht!, dachte sie. Er war ganz anders als Cornelius, der so rasch die Geduld mit mir verliert.
    Adam ist sogar einige Male zu unseren Séancen gekommen. Er war aufrichtig interessiert. Und er wollte wissen, warum ich so fest daran glaube, dass es machbar ist, Kontakt mit Verstorbenen aufzunehmen.
    Nun, es ist möglich. Leider fehlt mir diese Gabe, aber einige von uns können zu Verbindungsgliedern zwischen den Lebenden und den Verblichenen werden. Außerdem habe ich miterlebt, wie froh Menschen sind, wenn sie mit einem geliebten Menschen sprechen können, den sie verloren haben. Falls es Nell nicht gelingt, sich mit Adams Tod abzufinden, werde ich darauf bestehen, dass sie einer Séance beiwohnt. Es wird ihr besser gehen, wenn sie richtig mit der Tragödie abschließt. Adam wird ihr sagen, dass es besser für ihn war, zu gehen, und dass sie ihre Trauer loslassen muss, weil er ja bei ihr ist. Dann wird ihr alles leichter fallen.
    Nach diesem Vorsatz fühlte Gerti sich ein wenig getröstet. Der Teekessel pfiff, sie schaltete den Herd ab und griff nach Tasse und Untertasse. Doch heute Nacht erinnerte sie das sonst so fröhliche Zischen des Dampfes, der durch die schmale Lücke im Deckel drang, an einen Klageruf, fast wie das Heulen einer verlorenen Seele aus der Hölle, dachte sie beklommen.

16
S
    chon in seiner Kindheit in Bayside, einem Stadtteil des New Yorker Bezirks Queens, hatte
    Jack Sclafani beim
    Räuber-und-Gendarm-Spielen mit den Nachbarskindern stets der Polizist sein wollen. Da er ein ruhiger und gewissenhafter Schüler war, bekam er zuerst ein Stipendium für die St.-John’s-Oberschule und später für das Fairfield College, wo die Jesuiten seinen ohnehin schon logischen Verstand weiter schulten.
    Er entschied sich gegen eine Universitätskarriere und machte den Magister in Kriminologie. Nach seinem Studienabschluss trat er seine erste Stelle bei der Polizei von New York an.
    Inzwischen waren achtzehn Jahre vergangen. Jack wohnte in Brooklyn
    Heights,
    war
    mit
    einer
    erfolgreichen
    Immobilienmaklerin verheiratet und der Vater von Zwillingen.
    Außerdem war er ein erstklassiger Polizist und gehörte der Eliteeinheit der Staatsanwaltschaft an, worauf er sehr stolz war.
    Im Laufe seines Berufslebens hatte er mit vielen fähigen Polizisten zusammengearbeitet, doch sein Partner George Brennan war der Kollege, den er am längsten kannte und mit dem er am besten auskam. Eigentlich hatte Sclafani heute seinen freien Tag, doch als er hörte, wie Brennan in den Elf-Uhr-Nachrichten interviewt wurde, erhob er sich von seinem abendlichen Nickerchen auf dem Wohnzimmersofa. Die Reporter bombardierten Brennan mit Fragen über den Kabinenkreuzer, der am frühen Abend im Hafen explodiert war.
    Jack stellte mit der Fernbedienung den Ton lauter, beugte sich aufmerksam vor und starrte gebannt auf den Bildschirm. Brennan stand vor einem kleinen Haus in Little Neck, nur fünfzehn Autominuten von Bayside entfernt.
    »Mrs. Ryan hat bestätigt, dass ihr Mann Jimmy, Angestellter des Bauunternehmens Sam Krause, bei der heutigen Sitzung auf der Jacht, der Cornelia II, anwesend sein sollte«, erklärte Brennan. »Ein Mann, auf den seine Beschreibung passt, wurde gesehen, als er vor dem Ablegen des Bootes an Bord ging. Also nehmen wir an, dass Mr.

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