Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vergiss nicht zu atmen

Vergiss nicht zu atmen

Titel: Vergiss nicht zu atmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Sheehan-Miles
Vom Netzwerk:
Schwindler.“
    Ich atmete abrupt aus. „Vielleicht. Aber ich habe letzte Nacht darüber nachgedacht. Stell dir vor, du erreichst den Höhepunkt deiner Karriere im Alter von zweiundzwanzig. Er war in seinem letzten Jahr am College als er den Buchpreis gewann. Zweiundzwanzig, und du hast einen Bestseller, den höchsten Preis auf deinem Gebiet. Wer wäre da nicht eingeschüchtert? Wie macht man danach weiter?“
    „Huh“, sagte sie. „Du hast Recht. So habe ich das noch gar nicht betrachtet.“
    Ich grinste. „Ich liebe es, wenn du das sagst.“
    „Ich was sage?“
    „Du hast Recht.“
    Sie grinste mich an und warf dann einen Bleistift nach mir. „Manche Dinge ändern sich nie“, sagte sie.
    „Tja, es ist schwer etwas zu verbessern, das nahezu perfekt ist.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Es ist fünf Uhr. Lass uns einpacken.“
    „Okay“, meinte ich. Dann sagte mein dummer, dummer, dummer Mund, bevor ich mein Hirn einschalten konnte: „Hast du Lust auf einen Kaffee?“
    Sie schaute mich mit zusammengekniffenen Augen schräg an und sagte: „Okay.“
    Ich stand vorsichtig auf, die Hände am Schreibtisch zum Abstützen und griff nach meinem Gehstock. Es waren nur ein paar Schritte bis zu Forresters Bürotür. Von der anderen Seite war absolut gar nichts zu hören. Meine Güte, ich hoffte er war noch am Leben. Ich öffnete leise die Tür und schaute hinein. 
    Forrester schlief, den Kopf auf dem Schreibtisch. Auf den Papieren unter seinem Gesicht war eine kleine Speichelpfütze. 
    Wir brauchten wohl nicht zu fragen, ob wir gehen konnten. Ich schloss die Tür und drehte mich um. 
    „Schreibt er?“, fragte sie.
    „Ja“, sagte ich.
    Sie sah überrascht aus. „Wirklich?“
    „Nein, er schläft.“
    „Oh. Mein. Gott.“
    Ich zuckte mit den Schultern.
    Je nachdem wie man es sieht, gingen wir in angenehmer oder ungenehmer Stille zum Coffeeshop. Ich bevorzuge zu denken es war das Erstere, aber der Pessimist in mir sagte es war eindeutig das Letztere. Nach etwa Zweidrittel der Strecke sagte sie: „ Es scheint dir heute besser zu gehen.“ Sie nickte in Richtung des Gehstocks.
    „Ja“, sagte ich. „Neuer Physiotherapeut.“
    „Ach ja?“
    „Er führt ein Doppelleben, ich denke in seinem zweiten Leben ist er ein Dominus. Er annonciert auf der Rückseite der ‚Village Voice’“.
    Sie warf ihren Kopf zurück und lachte herzhaft. „Du bist verrückt“, sagte sie.
    „Nein“, sagte ich und schüttelte meinen Kopf. „Ich meine das todernst. Ich denke ich habe seine Lederriemen gestern aus seinem Schreibtisch raushängen sehen. Ich werde dir meine Notfallkontakte geben, für den Fall, dass ich irgendwann nach meinen Terminen dort spurlos verschwinde.“
    „Wie oft musst du dorthin?“
    „Dreimal die Woche. Und ich soll morgens mindestens eineinhalb Kilometer gehen. Ich denke er wird mir bald sagen, dass ich mit dem Lauftraining anfangen soll.“
    „Was ist denn eigentlich genau passiert?“, fragte sie.
    Wir waren beim Coffeeshop angekommen, also sagte ich: „Lass uns unsere Getränke holen und dann erzähle ich dir die ganze Geschichte.“
    Fünf Minuten später saßen wir beide draußen, jeder einen Kaffee in der Hand und ich sagte: „Es passierte letzten Februar. Wir waren auf einer Patrouille. Im Grunde genommen war es unser Job hinauszufahren und das Feuer auf uns zu ziehen. Herumfahren, bis jemand auf uns schießt, dann kommt die schnelle Eingriffstruppe und kümmert sich um die bösen Jungs. Das ist zumindest die Theorie.“
    Sie nickte und ermunterte mich weiter zu erzählen.
    „Egal, an diesem speziellen Tag waren wir in einem kleinen Dorf, etwa fünf Kilometer von der VOB entfernt.“
    „VOB?“, fragte sie.
    „Tschuldigung. Vorgeschobene Operationsbasis. Erinnerst du dich an den Film ‚Bis zum letzten Mann’? Im Grunde genommen bedeutet es, man nimmt einen kleinen Teil der Army und platziert sie auf einem Präsentierteller in der Mitte des feindlichen Gebiets und lässt sie dort sitzen.“
    Sie lehnte sich zurück und sah schockiert aus. Wahrscheinlich lag das mehr an meinem bitteren Tonfall, als an meinen Worten.
    „Egal, das Dorf war etwa fünf Kilometer weit weg und wir fuhren oft dort durch. Es sollte eigentlich freundliches Gebiet sein, aber das ist alles relativ. Freundlich bedeutet in diesem Fall, dass wir nicht jeden Tag beschossen wurden sondern nur einmal die Woche. Die Kinder durften Süßigkeiten von uns annehmen und wir waren ziemlich sicher, dass sie dafür nicht

Weitere Kostenlose Bücher