Verletzungen
Sie rechtzeitig gekommen.« Andross preßte die eine Hand an den Bauch und krümmte sich zusammen. Er deutete auf Janeway. »Bringt sie fort vom Terminal.«
Der Wächter winkte, und Janeway wich zurück, als Prog ihren Arm losließ. Die beiden Düsen der Gaswaffe waren direkt auf ihr Gesicht gerichtet, und sie fragte sich, wie sie auf eine zweite Dosis des Nervengifts reagieren mochte. Torres war hinter ihr auf Hände und Knie gesunken, brummte leise.
»Setzen Sie sich dorthin«, sagte der Wächter, und Janeway nahm umständlich neben B’Elanna Torres Platz.
Der andere Uniformierte half Andross zu den Kontrollen.
»Mit der Operation beginnen«, brachte der Bevollmächtigte heiser hervor.
Janeway beugte sich zur Klingonin. »Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«
»Kann kaum… was sehen…«, ächzte Torres und ließ den Kopf hängen.
»Sie sollten sich setzen«, riet Janeway. B’Elannas Hüfte berührte den Boden, doch Arme und Beine blieben noch einige Sekunden lang in Bewegung. Schließlich kippte sie zur Seite und blieb keuchend liegen. Janeway fragte sich, ob die Bit-Fehler des medizinischen Replikators dazu geführt hatten, daß das Antitoxin bei Torres versagte. Oder lag es vielleicht am besonderen klingonischen Metabolismus? Reagierte B’Elanna empfindlicher auf Nervengifte als Menschen?
»Die Umschalt- und Relaisstationen sind online«, verkündete Prog. »Satellitenkommunikation, Datenbanken für Bildung und Unterhaltung, Transferkanäle für die Überweisung von
elektronischem Geld… Es steht alles zur Verfügung.«
»Gut.« Andross stützte sich am Terminal ab, den Oberkörper noch immer weit nach vorn geneigt. »Unterbrechen Sie die Verbindungen zu den anderen Prozessoren.« Der vor Janeway stehende Wächter sprach in seinen Armbandkommunikator. »Es ist soweit! Halten Sie sich bereit.«
Der andere Uniformierte jubelte kurz und hob die Faust.
Janeway hörte, daß weitere Personen mit dem Lift eintrafen.
»Prozessoren deaktiviert«, sagte Prog. Das Summen schwerer Aggregate wurde dumpfer, verklang dann ganz.
Andross erschien in Janeways Blickfeld, und sie versuchte, sein Gesicht zu erkennen. Er hatte ganz offensichtlich Schmerzen, doch in seiner Stimme vernahm die Kommandantin eine
Mischung aus Bewunderung und Dankbarkeit. »Ihnen verdanken wir es, daß die vielen Jahre der Planung und Mühe jetzt endlich Früchte tragen.«
Janeway wollte protestieren, doch Zunge und Lippen
gehorchten ihr nicht. Was haben wir getan? Sie mußte den Bevollmächtigten aufhalten, solange es noch nicht zu spät war…
»Alles klar, Andross.«
»Schalten Sie das Hauptenergienetz ab«, wies Andross die Tutopanerin an. »Und öffnen Sie den zentralen
Kommunikationskanal des Hauses. Jetzt sollen alle erfahren, daß die Revolution begonnen hat!«
Kapitel 14
Zimmerman stand vor dem kleinen Bildschirm in der
Krankenstation und beobachtete, wie Raumschiffe vor der Nabe hin und her glitten, während im Hintergrund die Sterne in der ewigen Nacht leuchteten. Kes hatte ihm vom großen Schirm im Kontrollraum erzählt, auf dem er manchmal selbst erschien. Sie hatte ihm auch beschrieben, wie es sich anfühlte, aus den Fenstern der Beobachtungskammer zu sehen oder durchs
Stasisfeld des geöffneten Shuttlehangars…
Der Holo-Doktor verstand solche Dinge nicht. Er hatte eine persönliche Subroutine geschaffen, um Wahrnehmungsdaten zu verarbeiten, die in keinem direkten Zusammenhang mit seinen Pflichten als Arzt standen. Trotzdem: Er wußte noch immer nicht, was es wirklich bedeutete, ins All zu blicken.
»Na endlich«, sagte Fähnrich Kim. »Es zeichnen sich
Verbesserungen ab.« Er wertete die Daten der letzten
Systemdiagnose aus. »Die Behandlung mit Reserpin scheint zu funktionieren. Die allgemeine Effizienz hat um acht Prozent zugenommen.«
»Wie ich es erwartet habe«, erwiderte Zimmerman und sprach so, als sei alles in bester Ordnung. Er begriff, daß diese Antwort im Widerspruch zu seinem gegenwärtigen Status stand, doch das Patienteninterface-Programm zwang ihn nicht immer zur
Wahrheit. Manchmal war ein gewisses Maß an Heuchelei
erforderlich, wobei es in den meisten Fällen um ein ernstes Versagen von Biosystemen bei Patienten ging, nicht von denen des Arztes.
»Vielleicht sollte die Dosis erhööööö…«, begann er.
»Ach du meine Güte!« entfuhr es Kim. Er hob die Hände zu den Ohren. »Nicht schon wieder!«
Zimmerman aktivierte eine manuelle Prioritätskomponente, löschte die beabsichtigte
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