Verletzungen
tauschten
Informationen aus. Ich war für die Verwaltungsarbeit auf höchster Ebene vorgesehen und hatte Zugang zu viel mehr Daten als andere Auszubildende. Mit anderen Worten: Für mich war eine Teilnahme an dem Kom-Netz überhaupt nicht nötig.
Manchmal frage ich mich, ob ich heute hier wäre, wenn ich mich nach Erhalt des direkten Interfaces mit dem Netz verbunden hätte.«
Neugier erwachte in Janeway. »Was ist aus dem
Kommunikationsnetz geworden?«
»Es existiert nicht mehr. Und die Teilnehmer an dem Info-Austausch… Ihre Namen verschwanden von den Studienlisten.«
Niedergeschlagenheit zeigte sich jetzt in Fees Gesicht. »Mich erschreckte insbesondere, auf welche Weise man jenes Kom-Netz eliminierte. Man ging hastig, fast furchtsam vor – als sei unser Leben inzwischen so mikrospezialisiert, das allgemeines Wissen eine Gefahr darstellt.«
»Ein seltsames Verhalten für ein Volk, das stolz darauf ist, Informationen zu erwerben«, sagte Janeway.
»Wir sind auch stolz auf das, was wir ›Tests‹ oder
›Überprüfungen‹ nennen. Doch so etwas kann zu einer
schrecklichen Falle werden. Hamilt hatte recht. Wenn man bei einem Test nicht meine Talente bemerkt hätte, wäre ich wahrscheinlich bei den Bauern in der Provinz Larran geblieben.
Andererseits: Eine solche Alternative muß ja nicht unbedingt negativ sein. Vielleicht hätte ich auf dem Land ein viel glücklicheres Leben führen können. Hier fehlt ganz einfach die Möglichkeit der freien Entscheidung. Nur während der
Überprüfungen können wir dies oder das wählen, und festgelegte Standards befinden darüber, ob unsere Reaktionen ›richtig‹ oder
›falsch‹ sind.«
Janeway hörte die Aufrichtigkeit in Fees Stimme. »Wer legt die Teststandards fest?«
»Das Gremium. Darin besteht eine der wichtigsten Aufgaben der Ratsmitglieder. Der Oberste Schlichter hat Vetorecht bei allen Entscheidungen des Gremiums. Außerdem befindet er darüber, wann und wie Überprüfungen stattfinden.«
»Deshalb ist jenes Amt so wichtig.« Janeway musterte die Tutopanerin. »Sie könnten das System von oben herab verändern, ganz allein. Es wundert mich, daß so etwas noch nie versucht wurde.«
Fee lächelte schief. »Wie sind wir in die derzeitige Situation geraten? Indem über Generationen hinweg eine Auswahl
getroffen wurde, bei der man nur ganz bestimmte Fähigkeiten und Eigenschaften förderte. Wir tilgten den Konflikt aus unserer Gesellschaft
– und gleichzeitig verbannten wir auch
unabhängiges Gedankengut. Meiner Ansicht nach hat jeder von uns das Recht, sich nach seinen persönlichen Charakteristiken zu entwickeln. Es muß uns erlaubt sein, die gegenwärtigen kulturellen Grenzen zu überschreiten.«
»Ihre Meinung in Ehren.« Janeway deutete zum Fenster. »Ich muß mir selbst eine bilden. Der Gesellschaft von Min-Tutopa scheint es nicht gerade schlecht zu gehen.«
»Das Kartell zwingt uns bereits, seine Standards für die Tests zu übernehmen. Es wird immer mächtiger. Es bestimmt nicht nur die Preise, sondern bekommt auch immer mehr Haus-Informationen.«
»Das Kartell, das Kartell!« fauchte Torres wütend. »Ich kann es nicht mehr hören. Mit uns war alles in bester Ordnung – bis wir den Tutopanern begegneten.«
Der klingonische Zorn beunruhigte Fee. »Ich verabscheue Auseinandersetzungen. Es wäre mir lieber gewesen, im
Hintergrund zu bleiben und allein auf der politischen Ebene zu wirken. Aber inzwischen ist ein kritischer Punkt erreicht. Wir müssen aktiv werden, um zu verhindern, daß unser Haus ganz in die Hände des Kartells fällt.«
»Ich wünsche Ihnen Glück bei Ihren Bemühungen«, erwiderte Janeway und beschränkte sich dabei auf ein Minimum an
Sarkasmus.
»Wir benötigen Ihre Hilfe«, betonte Fee. »Ich möchte
vermeiden, daß Ihr Prozessormodul bei dem Versuch beschädigt wird, auch die Kommunikationsnetze der anderen Provinzen zu kontrollieren.«
Janeway trat auf das Hologramm zu und beugte sich vor.
»Können Sie mich sehen?«
»Ja.«
»Gut.« Sie blickte der Verwalterin direkt in die holographischen Augen. »Eins möchte ich klarstellen: Wir werden keinen Finger rühren, um Ihnen zu helfen. Es spielt keine Rolle, wie sehr Sie uns drohen oder womit Sie uns bestechen wollen.«
»Ich habe nur die Situation erklärt.«
Janeway nickte. »Ich verstehe die Situation. Man hält uns gefangen.«
Fee wirkte ein wenig bedrückt, gab jedoch nicht nach. »Ich kann Ihnen nicht erlauben zu gehen. Das Gremium würde Sie
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