Verliebt in einen Fremden
wirkte sichtlich erschüttert.
»So hab ich mir deine Hochzeit zwar nicht unbedingt erträumt, Liebes«, meinte Martha schmunzelnd, »aber es ist mal was anderes. Davon könnt ihr noch euren Kindern und Enkelkindern erzählen. Und du siehst in Jeans genauso bezaubernd aus wie in einem weiÃen, langen Brautkleid. Zack macht es bestimmt nichts aus.« Martha streichelte Camille zärtlich übers Haar, während sie munter drauflosplauderte.
Ich träume, begehrte Camille innerlich auf. Gleich werde ich wach, und dann lache ich mich schief über diesen irrwitzigen Traum. Oder Albtraum. Sie wagte nicht, zu Zack zu blicken. War er auch in diesem Traum? Wessen
Traum war das eigentlich, seiner oder ihrer? Angestrengt versuchte sie, einen hysterischen Lachkrampf zu unterdrücken, der sich verräterisch glucksend in ihrer Kehle ankündigte.
»Ich weià nicht, was â¦Â«, begann Zack, doch Rayburn schnitt ihm kurzerhand das Wort ab.
»Sieh mal, mein Junge, an jenem Morgen vor ein paar Wochen, als du mit Camille über Utah gesprochen hast, lag ich wach in meinem Bett. Ich hab mich nur schlafend gestellt.« Er hielt kurz inne, damit Camille und Zack jene schicksalhaften Worte verdauen konnten, und fuhr dann fort. »Ihr habt davon geschwärmt, wie schön ihr euch Flitterwochen im Snow Bird Resort vorstellen könntet.« Camille unterdrückte ein Stöhnen. »Eurer Unterhaltung entnahm ich, wie sehr ihr es im Nachhinein bereut, dass ihr nicht vom Fleck weg geheiratet habt. Die Liebe geht gelegentlich seltsame Wege. Manchmal kommt sie über Nacht.« Wieder machte Rayburn eine Pause. Sie sollten ruhig wissen, dass er jedes Wort mitgehört und vollstes Verständnis für das hatte, was zwei Jahre zuvor im Snow Bird Resort geschehen war. Gleichwohl belieà er es bei indirekten Andeutungen. Keiner auÃer den beiden Beteiligten erfasste die wahre Bedeutung des Gesagten.
»Du bist ein verantwortungsbewusster Mensch, Zack, und du hast immer versucht, die richtige Entscheidung zu treffen. Es kommt gar nicht in Frage, dass dein Pflichtgefühl mir gegenüber und meine Krankheit dich daran hindern, bei Camille das einzig Richtige zu tun. Ich könnte nicht mit dem belastenden Wissen leben, eurem Glück im Wege zu stehen.«
Seine Botschaft war eindeutig. Rayburn wusste, dass Camille ihre Unschuld an Zack verloren hatte, und jetzt erwartete er, dass sein Sohn sich wie ein achtbarer Südstaaten-Gentleman
verhielt und das arme, entehrte Mädchen heiratete. Der liebenswürdige, rücksichtsvolle, nette Herr, den die Leute in Rayburn sahen, war in Wirklichkeit ein energischer, durchsetzungsfähiger, harter Bursche. Er hatte einen eisernen Willen, und zum ersten Mal erlebte Camille, wie er diesen einsetzte. In die für gewöhnlich freundlichen blauen Augen unter den buschigen Weihnachtsmann-Brauen trat ein stählernes Glitzern. Sollte sein Sohn es doch wagen, sich seinen Plänen zu widersetzen!
Rayburn nickte freundlich zu Camille, dann fixierte er gefährlich lange seinen Sohn. Als er merkte, dass Zack offenbar keine Einwände hatte, rieb er sich voller Elan die Hände. »Nun, dann fangen wir an. Wir wollen den Pfarrer doch nicht warten lassen. Er hat heute Nachmittag noch ein Golfspiel.«
Alle strahlten, als die Hauptbeteiligten ihre Plätze einnahmen. Zack und Camille stellten sich unter dem geschmückten Hochzeitsbogen vor den Geistlichen hin, nachdem ihre Mutter ihr rasch noch einen Brautstrauà in die kalten, klammen Finger gedrückt hatte. Rayburn und Martha traten neben ihre Kinder.
»Oh, Zachary, das hätte ich fast vergessen. Hier, der Ring deiner Mutter. Simon hat ihn mitgebracht. Bestimmt hätte sie Camille sehr gemocht und sich gewünscht, dass sie diesen Ring bekommt. Camille, wenn du lieber einen anderen möchtest, schenkt Zack dir bestimmt einen, aber bitte, tu einem alten Mann den Gefallen und trag diesen während der Zeremonie.«
Camille betrachtete den breiten Goldreif, der auf seiner zupackenden Handfläche lag, und musste sich ein Schluchzen versagen. »Ich ⦠ich kann mir keinen schöneren Ring vorstellen. Danke.«
Froh und erleichtert über ihre Antwort räusperte er sich,
bevor er gerührt fortfuhr. »Camille, du kennst Reverend Collins bereits vom Sonntagsgottesdienst.«
»Ja. Hallo, Reverend Collins«, murmelte sie.
»Hallo, Camille. Als wir uns
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