Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
hatten das alles schon. Es ist besser.« Sie atmete tief ein und wandte ihm nun doch ihr Gesicht zu. Um ihn zu überzeugen. Um sich zu überzeugen. »Für uns beide«, sagte sie.
Eine Weile war es still, dann holte auch Matt Luft. »Lass mich dich zurück nach Hollyhill bringen«, bat er, und dann flog die Tür auf und Matt stolperte zur Seite.
»Wo ist Hollyhill?«, rief eine helle Kinderstimme, und das Tablett in Emilys Händen schwankte, als sie vor der Tür zurückwich. Matt griff danach und nahm es ihr ab. »Und warum willst du sie dort hinbringen?«
Im Türrahmen stand ein Mädchen, fünf, vielleicht sechs Jahre alt und das Ebenbild der Frau auf dem Porträt, abzüglich deren Traurigkeit. Sie hatte eine Hand in die Hüfte gestemmt, mit der anderen hielt sie eine braune Ledermappe im Arm, aus der ein Stapel Papiere quoll. Die hellblonden Locken tanzten um ihr pausbackiges Gesicht, während sie Matt mit großen braunen Augen anstarrte. Ihre linke Wange war schmutzig, und auch auf dem hellblauen Kleidchen zeichneten sich dunkle Schmierflecken ab. Die Schweine, vermutlich, von denen Becky vorhin gesprochen hatte.
»Hallo«, sagte Matt freundlich. »Ich bin Matt, und das ist Emily. Wir arbeiten hier. Und wer bist du?«
Das Mädchen sah von Matt zu Emily.
»Bist du die neue Anna?«, fragte es.
»Ähm, nun ja …«
»Dann darfst du nicht mit mir reden. Hausmädchen dürfen das nicht.«
»Aha«, sagte Emily, »vielleicht solltest du mich dann nichts fragen, hm?«
Das Mädchen rümpfte die Nase.
Emily legte den Kopf schief. »Bist du Miss Millicent?«, fragte sie.
»Miss Milly«, erklärte sie und nickte ziemlich majestätisch, und Emily verkniff sich ein Lächeln.
»So, so«, sagte sie so ernst wie möglich. »Und was hast du da?« Mit dem Finger deutete Emily auf die Mappe unter dem Arm der Kleinen.
Die schien einen Augenblick abzuwägen, ob sie nun mit Emily reden wollte oder nicht, doch schließlich zog sie die Mappe unter ihrem Arm hervor.
»Ich habe Chester gemalt«, verkündete sie stolz. »Willst du mal sehen?«
Emily beugte sich ein Stück herunter. »Chester«, sagte sie. »Wohnt der womöglich im Stall?«
Das Mädchen strahlte und entblößte dabei eine entzückende Zahnlücke. »Chester ist ein Schwein«, erklärte sie fröhlich und hielt Emily ein Blatt hin. Die Zeichnung zeigte ein Ferkel mit runden, schwarzen Augen, einer feucht glänzenden Steckdosennase und riesigen, schlabberigen Ohren. Es sah zu seiner Betrachterin auf und strahlte eine ungeheure Freundlichkeit aus. Es war so gut getroffen und mit so viel Detailverliebtheit gezeichnet, dass Emily fast Zweifel kamen, ob ein kleines Mädchen so viel Talent haben konnte. Dann fiel ihr Blick auf Millys Finger, die schwarz waren und voller Tinte.
»Wow«, machte Emily in nur ein klein wenig übertriebener Bewunderung. »Das ist das schönste Schweinchen, das ich je gesehen habe. Und es scheint dich auch zu mögen – guck mal, wie es zwinkert.« Sie bog das Blatt ein wenig, sodass das Gesicht des Tierchens in Bewegung geriet, und Milly quietschte. Emily hielt Matt das Bild unter die Nase, der anerkennend durch die Zähne pfiff.
»Ein unglaublich schönes Schweinchen«, erklärte er ernst. »Allerdings müssen Emily und ich jetzt weiterarbeiten.« Er lächelte sie entschuldigend an, und Milly runzelte die Stirn. »Vielleicht zeigst du uns später mehr von deinen …«
»Wo ist Hollyhill?«, fragte sie, als wäre ihr gerade wieder eingefallen, was sie eigentlich mit Matt und Emily besprechen wollte. Sie riss Emily das Bild aus der Hand. »Und wieso willst du sie von hier fortbringen?«
»Interessante Frage«, warf eine ironische Stimme ein, und Wakefield junior tauchte hinter dem Mädchen auf.
»John!«, rief die Kleine und umschlang mit der freien Hand die Beine des Mannes. Sie grinste und sah zu ihm hoch. »Das ist die neue Anna«, erklärte sie geschäftig. »Sie ist lustig. Darf sie mit mir spielen?«
Emily nahm Matt das Tablett aus den Händen, der sich sofort umdrehte, zum Kamin zurückging und damit begann, Holzscheite einzuschlichten.
Man sieht mich nicht, man hört mich nicht, murmelte sie in Gedanken. Sie unternahm einen Versuch, sich in Richtung Küche davonzuschleichen, doch Jonathan Wakefield stellte sich ihr mit einem unauffälligen Schritt in den Weg.
»Geh auf dein Zimmer, Milly«, sagte er. »Wir müssen dich noch sauber bekommen vor dem Abendessen.«
»Darf sie mit mir spielen?«, fragte Milly.
»Wir sprechen
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