Verloren: House of Night 10 (German Edition)
Frau den Hals umzudrehen, brauche ich sie nicht.«
»Aber ich liebe Bestien so sehr. Ich werde dir helfen, sie zu rufen.« Und flink wie eine zustoßende Schlange schlug sie ihm ins Gesicht.
Die Bestie erzitterte. Doch das Erdelement dämpfte den stechenden Schmerz und gewährte Aurox wieder die Kontrolle über die Kreatur.
Neferets Augenbrauen hoben sich. »Interessant. Ich spüre nicht den kleinsten Hauch ihrer Präsenz.« Ihr Nest aus Finsternis trug sie noch näher an Aurox heran. Er konnte ihren Atem riechen. Er stank, als hätte sie verrottetes Fleisch gegessen. Aurox zwang sich, kein Glied zu rühren, als sie sich an ihn schmiegte und ihn umarmte wie einen Liebhaber. »Aber weißt du, was ich stattdessen spüre?«
Aurox konnte nicht sprechen. Er konnte nur den Kopf schütteln.
»Ich werde es dir sagen.« Sie strich mit einem scharfen Fingernagel an seiner Wange herab. Blut trat aus, und die Ranken erzitterten in Vorfreude. »Ich spüre Verrat.« Wieder schlug sie zu, diesmal mit der zur Klaue gekrümmten Hand, und hinterließ weitere blutende Kratzer in seinem Gesicht. »Du bist ein Gefäß, das als Geschenk an mich erschaffen wurde. Ich bin deine Gebieterin. Mir gebührt es, die Bestie zu rufen.« Ein drittes Mal schlug sie ihn, und er begann, noch stärker zu bluten. Die Bestie regte sich, doch der Geist stärkte Aurox’ Willen, und er behielt die Kontrolle.
Neferet ragte über ihm auf – ihr Zorn ließ ihre Kinder anschwellen und sich vermehren. »Geist? Wie kommt das Element Geist in dich hinein? Greif ihn an!« Die Tsi Sgili schleuderte eines der Tentakel nach ihm. Diesmal hob Aurox abwehrend den Arm. Die Ranke riss ihm eine tiefe Wunde in den Unterarm. Die Bestie, erregt durch den Schmerz, erbebte.
Sofort eilten die übrigen Elemente dem mäßigenden Geist zu Hilfe – das Wasser mit Linderung, die Luft mit Kühle, die Erde mit Ruhe und das Feuer mit Kraft.
Neferet tobte vor Zorn. »Du hast die Elemente bei dir! Wo sind dieses Biest Zoey und ihr Kreis?«
»Gut geschützt vor dir, Hexe!«, rief Aurox – dann drehte er sich um und riss den Käfig aus Finsternis auf. Zog Grandma Redbird in die Arme. Und dann rannte er.
»Auf ihn! Beißt ihn! Tut alles, um ihn zu quälen!«
Die Ranken wanden sich um seine Beine, versenkten sich tief in sein Fleisch und ließen ihn straucheln. Er ließ Grandma Redbird fallen. »Aurox!«, schrie sie auf.
Er wollte antworten, ihr sagen, dass sie auf die Terrasse fliehen musste, aber Neferet war schneller. In weniger als einem Atemzug beendete sie ihren Zauber.
»Bestie aus Finsternis, beuge dich meinen Befehlen!«
Aurox war von Ranken aus Finsternis umschlossen. Und sie schnitten nicht nur in ihn hinein. Sie schnürten sich fest um ihn. Seine Haut gab nach und begann die abscheulichen schlangenartigen Kreaturen zu absorbieren. Unter seiner Haut schienen Flammen zu toben. Mit jedem panischen Schlag seines Herzens durchpulste die Finsternis Aurox’ Körper und wütete gegen die Elemente. Nicht lange, und diese begannen sich zurückzuziehen – und die Bestie erwachte.
Grandma Redbird streckte schluchzend die Arme nach ihm aus. Aber seine Schmerzen wurden unerträglich, und mit einem schrecklichen Aufbäumen begann sein Körper, sich zu wandeln. »Nein! Geht!«, gelang es ihm, hervorzustoßen. Seine Stimme hatte sich bereits verändert. Sie war unsäglich machtvoll und hatte nichts Menschliches mehr.
Geboren aus Schmerz, Wut und Verzweiflung übernahm die Bestie die Kontrolle über ihn.
Die alte Frau konnte sich aufrichten und hinkte auf die zerschellte Terrassentür zu.
»Töte sie«, befahl Neferet.
Das, was noch von Aurox’ Verstand übrig geblieben war, heulte hilflos auf. Die Bestie schnaubte und gehorchte.
Zoey
Ich schüttelte den Kopf, als Aphrodite sich das dritte Glas Sekt bestellte. »Wie kannst du dich jetzt betrinken?«
»Mit meinem gefälschten Ausweis. Nach dem bin ich fünfundzwanzig und heiße Anastasia Beaverhousen.«
Ich verdrehte die Augen.
»Schon gut, mein richtiger falscher Name ist Kitina Maria Bartovick.«
»Als ob das weniger offensichtlich falsch wäre.«
»Was denn? Funktioniert doch.«
»Du hast nicht ganz verstanden, was ich eigentlich meinte: deinen Sektkonsum an sich.«
»Doch, hab ich. Nur, du hast den Witz nicht ganz verstanden.« Sie nippte an dem spritzigen rosa Zeug. »Oh, übrigens, du siehst plötzlich gar nicht mehr gut aus. Was ist denn?«
Ich strich mir über die Stirn. Meine Hand zitterte. Mein Magen
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