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Verlorene Eier

Verlorene Eier

Titel: Verlorene Eier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Scarlett
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merkwürdigsten meines ganzen Lebens.
    Um mich auf meinem »Pfad des Täuschens und der Betrügerei« noch ein Stück weiter zu führen, schlägt er vor, dass wir zum Abendessen ausgehen, und zwar en femme .
    »Du und ich?«
    »Angela und Kiki.«
    »Scheiße, Keith.«
    Aber natürlich habe ich nichts zu befürchten. Keiner wird von zwei Frauen Notiz nehmen, die in einem schummrig beleuchteten Restaurant beim Abendessen sitzen. Keith verspricht mir auch, sich nicht allzu dramatisch in Schale zu werfen.
    »Wie willst du sonst sehen, was du auf dem Teller hast?«, frotzle ich.
    Keith wirft mir einen vernichtenden Blick zu, doch ich glaube, einen Funken Belustigung in seinen Augen aufblitzen zu sehen.
    Wir verlassen das Haus durch den Transen-Eingang. Ich trage meine gewohnte Angela-Uniform, während Keith, der eine halbe Ewigkeit gebraucht hat, bis er endlich fertig war, ein Outfit von unangestrengt-klassischer Schlichtheit (oder war es schlicht-klassischer Unangestrengtheit?) von einem Designer namens Paul Costelloe trägt. Es besteht aus einem knielangen Rock mit einem dazu passenden Bolero-Jäckchen. Seine Waden weisen trotz der dunklen Strümpfe eindeutig männliche Formen auf; ein Makel, den er jedoch durch seinen eleganten, femininen Gang perfekt zu kaschieren versteht. Das bewährte Glitzerkropfband verdeckt den Ansatz seines herrlich vollen Dekolletés.
    »Du siehst hübsch aus, Liebes«, sagt sie, als wir auf klappernden Absätzen die High Street hinunterstöckeln.
    »Vielen Dank.«
    Kurze Pause. »Möchtest du nicht auch etwas Nettes über mich sagen? So etwas tun Frauen doch. Schon vergessen?«
    Stimmt. Jetzt, wo er es erwähnt, erinnere ich mich an den Rat: Frauen machen sich gegenseitig Komplimente über ihr Äußeres. Selbst wenn das neue Outfit/die Frisur/das Facelift noch so schrecklich ist, zeig zumindest, dass du es bemerkt hast.
    »Was riecht hier so, Keith?«
    »Sprichst du von meinem neuen Parfum ?«
    »Es ist … wie ist das richtige Wort dafür?« Penetrant. »Bemerkenswert.«
    »Ich habe für jede Stimmung ein passendes Parfum. Das ist Miss Guerlain. Findest du, es riecht angenehm?«
    Über Parfums hatte ich mir bislang noch keine Gedanken gemacht. »Was sollte Angela tragen, was meinst du?«
    »Du, Liebes? Nun, mit Chanel No. 5 kann eine ältere Dame eigentlich nichts verkehrt machen.«
    »Sagtest du gerade ältere Dame ?«
    »Du wirkst älter. Wegen deines konservativeren Kleidungsstils.« Ich schweige. »Oh, tut mir leid. Habe ich da etwa einen wunden Punkt getroffen?«, bohrt er nach.
    Absurderweise gehen wir in dasselbe Restaurant wie damals, als Keith mich nach unserem ersten Gespräch ausgeführt hat. Als ich ungläubig vor der Tür stehe, beruhigt mich Keith/Kiki, ich solle mir keine Sorgen machen. Das Personal hier kenne ihn in beiden Versionen, doch es hätte nie den Anschein gehabt, als würden sie eine Verbindung zwischen ihnen herstellen. Und als wir an unserem Ecktisch (glücklicherweise ganz hinten) sitzen, bleibt tatsächlich der Oberkellner stehen und erkundigt sich freundlich bei Kiki: »Wie geht es Ihrem Bruder, Mr Keith?«
    »Oh, er ist schrecklich beschäftigt, Taheeb. Dieser Mann opfert sich dermaßen für sein Ministerium auf. Ich hoffe nur, dass er nicht dasselbe Schicksal erleidet wie unser geliebter verstorbener Vater.«
    Kiki sucht das Essen für uns aus – diesmal zum Glück eine damenfreundliche Auswahl, ohne Augäpfel oder sonstige Grässlichkeiten. Mir fällt auf, dass wir den gewohnten Rachenputzer-Aperitif nicht angeboten bekommen.
    »Na, dann prost«, sagt Kiki, als wir mit unserem durchaus respektablen türkischen Riesling anstoßen. »Auf unseren Erfolg.«
    »Auf unsere Eier«, erwidere ich. »Und du hast sie definitiv.«
    »Ach, Liebes. Wenn du schon Lügen erzählst, dann such dir wenigstens eine anständige aus. Genau das habe ich kürzlich auch zum Premierminister gesagt …« Er hält inne. »Ach, vergiss es.«
    Er zieht eine längliche blaue Schachtel aus der Tasche und stellt sie zwischen uns auf den Tisch.
    »Was ist das?«
    »Ein Geschenk zum erfolgreichen Abschluss deiner Ausbildung.«
    »Keith … ich meine, Kiki, das wäre doch nicht nötig gewesen.«
    »Angela, Liebes. Du hast so hart an dir gearbeitet. Ich bin unglaublich stolz auf dich.«
    Ich öffne die Schatulle – und schnappe nach Luft. Automatisch fliegt meine Hand in Richtung Brustkasten, eine Geste wie aus dem Transen-Lehrbuch. »Brillanten?«
    »Rauchquarze. Ich dachte, die Farbe

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