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Verlorene Eier

Verlorene Eier

Titel: Verlorene Eier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Scarlett
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mir ganz elend.
    »Haben Sie je das Bedürfnis, eines Ihrer Bücher mal nicht mit einem Happy End enden zu lassen?«
    »Oh nein, meine Liebe. Nie. Weshalb sollte ich das tun?«
    »Ach, na ja, damit die Geschichte lebensechter wird oder so.«
    »Sie glauben also nicht an Happy Ends im echten Leben?«
    »Ich habe nicht von allzuvielen gehört.«
    Wir halten einige Augenblicke inne und schauen einander wortlos in die Augen. Ihr Gesicht ist die reinste Provokation für mich. Ich will sehen, wie es sich in allen möglichen anderen Situationen verändert – wenn sie einen Witz hört, wenn sie geküsst wird oder, nun ja, Sie können sich vorstellen, was als Nächstes kommt. Mir ist leicht schwindlig. Wäre ich keine Liebesroman-Auflagenkönigin, hätte ich gesagt, Amor hat gerade beschlossen, ein brandneues Pfeilschuss-System an meinem Arsch auszuprobieren.
    »Okay, also wenn wir hier fertig wären …« George, die PR -Frau, erscheint neben mir.
    Amber steht auf. (Mit meiner Vermutung im Hinblick auf ihre Beine habe ich richtiggelegen.) »Es war ein unvergessliches Erlebnis, Sie kennenzulernen«, sagt sie.
    »Das geht mir genauso«, erwidere ich mit leicht bebender Stimme. Ihre Hand fühlt sich zart wie die eines Vögelchens an, als ich meine Finger darum schließe. »Ich wünschte, wir hätten noch etwas mehr Zeit gehabt. Ich könnte jetzt auch ein Bier vertragen.«
    Ich sehe Arthur dabei an, in dessen Blick größere Skepsis liegt, als ich je außerhalb einer Anwaltskanzlei für Scheidungsfälle gesehen habe.
    14
    Der Ausdruck auf dem Gesicht des Knirpses verfolgt mich den ganzen Weg zurück ins Hotel. Die Kinder hauen einen am meisten um, hat Keith gesagt. Das hätte etwas damit zu tun, wie sie die Welt um sich herum betrachten – vielleicht sogar wortwörtlich, denn durch die Tatsache, dass sie kleiner und damit dem Boden näher sind, haben sie einen besseren Blick auf die dicken Haare in den Nasenlöchern der Männer.
    Das Einzige, was mir noch mehr Bauchschmerzen bereitet als Arthur, ist Amber. Sie hat sich wie ein Virus in meinem Gehirn festgesetzt. Beim Verlassen der Buchhandlung fragte sie mich, ob ich etwas dagegen hätte, mich mit ihr gemeinsam fotografieren zu lassen.
    »Nur wenn Sie versprechen, mir einen Abzug zu schicken, meine Liebe.«
    »Ehrlich?«
    »Es ist so schön, seine Leserinnen zu kennen.«
    Der Knirps zückte die Kamera, während sie mir eine Hand auf den Arm und die andere auf die Schulter legte, sich leicht gegen mich drückte und ihr Gesicht an meine Wange schmiegte. Der Duft ihres Parfums stieg mir in die Nase, und ich spürte die Wölbung ihrer Brüste an meinem Oberarm. Mein Gesicht war so dicht neben ihrem, dass ich sogar das leichte Schmatzen ihres Speichels hörte, als sie den Mund zu einem Lächeln verzog.
    »Das ist so … absolut unglaublich.«
    »Seien Sie bitte nicht enttäuscht, wenn ich auf dem Foto nicht lächle. Ich lächle eher innerlich.«
    Ich sterbe innerlich trifft es wahrscheinlich eher. Als ich mich eine halbe Stunde, bevor wir zu unserem schicken Dinner aufbrechen, auf mein riesiges Hotelbett fallen lasse, merke ich, dass mein ganzer Körper schmerzt, vom Wirbel bis zur Zehe.
    Es ist ein echtes Übel, eine Frau zu sein, wenn man in Wahrheit ein Mann ist. Meine Füße schmerzen von den hohen Absätzen, die Perücke klebt unangenehm an meiner Kopfhaut, und ich bin nicht sicher, ob der BH die richtige Größe für meine Hühnerfilets hat. Als Mann mittleren Alters in einem gottverlassenen Kaff wie Eglwys Heath in North Shropshire verbringt man seine Tage in möglichst bequemer Garderobe, die kaum weiter vom gängigen Modediktat entfernt sein könnte. In dieser Einöde schert man sich keinen Pfifferling um sein Äußeres. Ich wage zu behaupten, dass es auch einige Frauen gibt, die Anhänger dieser Philosophie sind (spontan fällt mir da Caerwen Griffiths ein), doch mein feminines Ich gehört nicht zu dieser Kategorie. Angela Huxtable ist ein Geschöpf, das großen Wert auf eine tadellose Haltung, Balance, feminine Sprechrhythmen und … ja, auf Finesse legt. Sie bringt all diese Fähigkeiten mit, weil dies meiner Idealvorstellung einer Frau entspricht. Die einzelnen Teile von Angelas Garderobe – die hohen Absätze, der Schmuck, den es unter Kontrolle zu halten gilt, die moderaten, aber dennoch sperrigen Brüste – lassen mir nicht allzu viel Spielraum, sondern zwingen mich, meine Bewegungen und Gesten auf ein Minimum zu reduzieren. Es ist ein hartes Stück Arbeit,

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