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Verlorene Eier

Verlorene Eier

Titel: Verlorene Eier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Scarlett
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alles zu jedem Zeitpunkt unter Kontrolle zu haben, und das einzige Trostpflaster ist ein gewisses Maß an Freiheit im Schritt-Bereich.
    Das Läuten des Telefons reißt mich aus dem Schlaf. Gerald ist am Apparat und erkundigt sich, ob ich bereit für ein schickes Abendessen mit den Oberbossen von Yergel bin. Unser Taxi wartet bereits.
    Panisch springe ich auf, ziehe mich an, lege Lippenstift auf und gönne meiner Perücke einen Blitzkontakt mit dem Kamm. Ich bemerke die wilde, ungezügelte Miene auf dem Gesicht im Spiegel, was daran liegt, dass mich Geralds Anruf aus einem höchst lebhaften Traum gerissen hat, aus dem ich mich erst allmählich löse. Im Mittelpunkt des Traums stand ich selbst und eine sehr nackte Amber. Es mag eine Menge blumiger Umschreibungen dafür geben, was wir gerade taten, doch dies hier ist keines der Bücher, das diesen Kunstgriff erfordert. Ich sage nur so viel: Wir trieben es wie zwei wild gewordene Affen, derb und höchst taktil, und auf ihrem Gesicht lag ein Ausdruck, von dem ich mir inbrünstig wünsche, mich daran erinnern zu dürfen, bis meine letzte Stunde gekommen ist. Irgendwann rollte sie herum, so dass sie auf …
    Oh, bitte. Manchmal bist du so was von abstoßend , meldet sich eine leise Stimme in meinem Kopf zu Wort.
    Komm schon. Wir sind beide erwachsen. Sie fand es toll.
    Sie muss beschützt werden, umsorgt …
    Sie hat angefangen. Es war ihre Idee.
    Sie ist verletzlich.
    Ich auch.
    Das war keine Liebe, sondern nur Sex.
    Dieses nur hat sich aber verdammt gut angefühlt.
    Wie konntest du das tun?
    Ich bin ein Mann.
    Von wem stammt der Spruch, die meisten Männer hätten mehr mit Hunden gemeinsam als mit Frauen?
    Von Rin Tin Tin?
    Du erinnerst mich sehr an einen Truthahn.
    Herzlichen Dank.
    Es gab Versuche, die beweisen, dass Truthähne sogar versuchen, sich mit Dummy-Hennen zu paaren. Und als die Wissenschaftler Stück für Stück von dem Dummy wegnahmen, stellten sie fest, dass der Gockel noch immer erregt ist, obwohl er eigentlich nur einen Stock mit einem Hennenkopf darauf vorgehalten bekam.
    Aber darauf steckte der Kopf einer Truthenne, oder?
    (Pause.)
    Entschuldigung, wer genau bist du eigentlich?
    Musst du das wirklich fragen?
    Aber du hast doch nichts gegen Sex einzuwenden. Immerhin füllen dir Dinge wie sexuelle Anziehungskraft den Kühlschrank.
    Hübsch ausgedrückt. Du musst Schriftsteller sein. Natürlich habe ich nichts gegen Sex einzuwenden. Das wäre ja so, als hätte man etwas gegen das Wetter einzuwenden. Ich bin nur für … zartere Gefühle, wenn man es so ausdrücken möchte. Amber ist ein verletztes Vögelchen, das sieht man auf den ersten Blick. Sie braucht jemanden, der sie liebt und sich um sie kümmert. Und keinen Kerl, der sie gleich flachlegt und vögelt, dass ihr Hören und Sehen vergeht, nachdem sie ihn gerade erst kennengelernt hat. Noch dazu ein Kerl, der einen Rock trägt!
    Von flachlegen kann keine Rede sein. Sie hat sich aktiv daran beteiligt.
    Du weißt noch nicht einmal, ob sie überhaupt zu haben ist.
    Es war ein Traum. Du weißt schon – das, bei dem das Unterbewusstsein zum Tragen kommt. Eine erfundene Geschichte, wenn du so willst.
    Dann schwöre mir, dass du dir nicht wünschst, es wäre wahr!
    Musst du nicht zum Abendessen?
    15
    Das Yergel-Abendessen läuft nicht offiziell unter Quälerei, zumindest nicht nach der Definition der Vereinten Nationen.
    Wir sitzen zu zwölft an einem Tisch in einem Manhattaner Schickimicki-Laden. Der junge Mann, der sich vor uns aufbaut und die Spezialitäten des Tages anpreist, besitzt ein verblüffendes Talent, sich sämtliche Ingredienzen zu merken. Während er endlos vor sich hin schwadroniert – sichtlich beeindruckt von den Fähigkeiten des großen Meisterkochs des Hauses, wobei er gelegentlich ins Französische wechseln muss, da die angelsächsische Sprache offenbar nicht ausreicht, um seinen Künsten gerecht zu werden –, frage ich mich, welches Gericht am einfachsten zu essen ist. Keine komplizierten Operationen an irgendwelchen Meeresfrüchten, keine Peinlichkeiten mit glitschigen Spaghetti und außerdem kompatibel mit dem überschaubaren Appetit einer schüchternen Schnulzenschreiberin mittleren Alters – so lautet das Anforderungsprofil an meine Mahlzeit. Bill Greefe hätte kurzerhand ein Steak bestellt. Angela hingegen erklärt, sie hätte gern die in Gemüsedinger eingewickelten Jakobsmuscheln (kein Zitat, sondern meine Umschreibung).
    Als Ehrengast wurde ich zwischen Spavik zu

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