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Verlorene Eier

Verlorene Eier

Titel: Verlorene Eier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Scarlett
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von schwachsinnigen Fragen und zusammenhangslosen Antworten, doch es spielt ohnehin keine Rolle. Ich bemühe mich weiter tapfer um ein belangloses Lächeln, während Ryder latent mit mir flirtet – es ist offenbar ein Automatismus bei ihm, und ich bin dankbar, dass er mich noch zum Kreis seiner Kandidatinnen zählt und ich nicht bereits in die Kategorie »wie beeindruckend, dass Sie überhaupt noch unter den Lebenden weilen« falle. Irgendwann ertappe ich mich sogar dabei, dass ich Ambers Worte zitiere und erkläre, die Leserinnen meiner Bücher dürften ruhig ein wenig leiden.
    »Aber natürlich nicht auf eine unangenehme Weise«, beruhige ich ihn. »Denn schließlich freuen wir uns doch, wenn unsere Helden in den Genuss eines Happy Ends kommen.«
    »Angela«, sagt Ryder irgendwann abrupt, »es war uns eine Freude, Sie heute hier bei uns in der Sendung zu haben.«
    »Es war mir ein Vergnügen, hier zu sein«, bringe ich mühsam hervor.
    »Und wo wir gerade beim Thema Romantik sind … darf ich?«
    Er beugt sich mit eigentümlicher Miene zu mir herüber.
    »Was dürfen Sie, mein Lieber?«
    »Ihre Hand nehmen?«
    Du meine Güte. Dieser alberne alte Sack. Ich male mir aus, wie Gerald hinter den Kulissen sitzt und vor Lachen in die Tischkante beißt.
    Resigniert – durchaus möglich, dass dies der absolut idiotischste Punkt in dieser ganzen idiotischen Geschichte ist – halte ich ihm meinen Handrücken in einem Winkel hin, auf den Keith garantiert stolz gewesen wäre. Mit einer Hand hält Ryder meine Fingerspitzen fest, die andere legt er um mein Handgelenk, hebt sie an und führt sie dann, nach einer kurzen, effektvollen Pause, mit einem widerwärtigen Schmatzlaut an seine Lippen.
    »Und jetzt soll ich wohl vor Aufregung in Ohnmacht fallen, was, du orangefarbener Einfaltspinsel?«
    Nein. So groß die Versuchung auch sein mag, verkneife ich mir diesen Kommentar. »Danke, Ryder«, sage ich stattdessen. »Sie sind ein wahrer Gentleman.«
    »Angela Huxtable aus England, Leute«, bellt er in die Kamera. »Und nach der Werbung ist unser Doc im Studio und beantwortet Ihre Telefonfragen zum Thema Angina pectoris. Bleiben Sie dran.«
    Gerald begleitet mich vom Studio in den Aufenthaltsraum hinter den Kulissen. Ich sehe das Funkeln in seinen Augen.
    »Kein Wort«, zische ich.
    »Du warst unglaublich. Ein tadelloser Auftritt.«
    »Gerald, Millionen von Menschen haben gesehen, wie ein Mann meine Hand geküsst hat. Wenn das herauskommt, sind wir geliefert.«
    »War das dein erstes Mal?«
    Ich ringe mir ein säuerliches Lächeln ab. Doch erst jetzt wird mir die eigentliche Schmach an dieser Lachnummer bewusst: Ryder Whiteswan ist der erste Mensch, der mich seit meiner Suff-Knutscherei mit Caerwen Griffith geküsst hat. Und das war vor sieben Jahren.
    2
    Mehrere logistische Hürden von nicht unbeträchtlicher Höhe galt es zu überwinden, bevor Angela Huxtable sich auf den Weg zu ihrer ersten – und, wie ich mit großer Freude vermelden möchte, einzigen – Lesereise durch die USA machen konnte. Die wichtigste und zugleich heikelste stand in unmittelbarem Zusammenhang mit Angelas Existenz im wörtlichen Sinne. Mit anderen Worten: Dank ihres fiktionalen Status besitzt sie logischerweise keinen Pass des Vereinigten Königreichs. Was kein Problem darstellen würde, schließlich konnte sie – beziehungsweise ich – als Bill Greefe ein- und wieder ausreisen. Doch wenn wir uns erst einmal in den Fängen der Verlagsleute befanden, wären Inlandsflüge ohne einen gültigen Pass ausgeschlossen. Deshalb hatte Gerald vorgebaut und gleich zu Beginn den Verlag darüber informiert, dass seine Klientin zwar gern bereit sei, die vorgeschlagenen Termine wahrzunehmen, jedoch nur unter einer Voraussetzung: Die Autorin leide an ausgeprägter Flugangst – ihr Vater, ein Armeeoffizier höheren Rangs, war bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen –, daher sei ihr sehr daran gelegen, die Strecken per Zug oder mit dem Auto zurückzulegen. Den Flug über den großen Teich werde sie in Abstimmung mit einem Londoner Arzt unter Einfluss eines starken Beruhigungsmittels hinter sich bringen. Gerald war sicher, dass dieser Bitte nachgekommen werden würde. Und so war es auch.
    Auf der vierstündigen Zugfahrt von New York nach Washington schlug mein Agent die Zeit tot, indem er in seinem elektronischen Manuskriptstapel vergeblich Jagd auf ein unverbrauchtes literarisches Talent machte. (Mein Mitgefühl angesichts der jämmerlichen Ausbeute in

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