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Verlorene Eier

Verlorene Eier

Titel: Verlorene Eier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Scarlett
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die anderen Frauen wahre Sturzbäche loslassen, sobald ich in Frauenkleidern vor ihnen sitze? Zuerst die wunderbare, durchgeknallte Amber und jetzt George.
    Diese George. Was für ein Jammer. Eine echte Verschwendung, sagt der Mann in mir. Unter diesem strengen Hosenanzug verbirgt sich ein toller Körper, das perfekte Gegenstück zu diesem attraktiven Gesicht. Wäre sie nicht … was sie ist, und ich nicht … was ich in Wahrheit bin (Sie wissen schon, was ich damit meine), nun ja … wer weiß, was in einem anderen Leben daraus geworden wäre?
    Ich sehne mich danach, so schnell wie möglich in mein Zimmer zurückzukehren (dieselbe Prozedur beim Einchecken, nur ohne den Fehler mit dem Koffer), mir ein Clubsandwich zu bestellen und für ein paar Stunden wieder Bill zu sein. Doch George hat eine andere Idee.
    »Oh Angela«, sagt sie und drückt mir einen Kuss auf die Wange, was ich sehr reizend finde. »Danke für … na ja, Sie wissen schon.« Schätzungsweise meine Bereitschaft, ihr meinen falschen Busen zum Ausweinen geboten zu haben.
    »Ich danke Ihnen, George. Dafür, dass Sie mich vor Marta beschützt haben.«
    »Keine Ursache, Angela.«
    Zurück in meinem Zimmer sehe ich in den Spiegel.
    Tja, Bill, das ist ein Tag der gebrochenen Rekorde. Seit sieben Jahren solo, und jetzt wirst du innerhalb eines einzigen Vormittags gleich zweimal geküsst.
    Ja. Von einer Lesbe und einem Mann.
    Das ist immerhin ein Anfang, mein Lieber.
    4
    Kaum habe ich an der Seite von Gerald und George das Einkaufszentrum betreten, ertönt eine Frauenstimme: »Bill, hier drüben!«
    Reflexartig drehe ich mich um – doch es ist nur eine Frau, die ihren Mann ruft, einen Tattergreis mit Brillengläsern in der Dicke eines Glasaschenbechers.
    Gerald sieht mir einen Moment lang warnend in die Augen.
    Vor dem Laden hat sich eine beachtliche Menschentraube gebildet, die zu hundert Prozent aus Frauen besteht, vielleicht sogar mehr als in New York. Und die Lesung läuft auch viel besser. Dass ich hinter einem Pult stehe und meine Hände zwischen zwei sorgsam platzierten Gesten – denselben, wie ich sie auch in meinen Büchern vorkommen lasse – ablegen kann, erleichtert die Dinge ungemein. Wie es aussieht, kann man sich tatsächlich an alles gewöhnen.
    » … in diesem Moment richtete Camilla Trebolter ihre großen kornblumenblauen Augen zum allerersten Mal auf die düsteren Züge des neuen Herrn von Hardings Hall, Edgar Wellington Dupree.«
    Donnernder Applaus bricht los. Ich zaubere mein zurückhaltendes Lächeln auf mein Gesicht – das, von dem ich finde, dass es aussieht, als litte ich unter Reizdarmsyndrom – und wappne mich innerlich für die Fragen.
    Eine Hand schießt hoch. Die Frau will wissen, woher ich meine Ideen nehme. Andere folgen: Wieso beginnen die Vornamen der Mehrzahl meiner Heldinnen mit C? Weitere Fragen nach meiner Vorliebe für Küstenregionen und für düstere, schwierige männliche Protagonisten. Und wer meine Lieblingsheldin ist.
    »Das ist sehr schwer zu sagen, meine Liebe. Man liebt alle Figuren, weil sie ein Teil von einem sind. Selbst die miesesten Schufte.« Höfliches Kichern. »Die vor allem. Schließlich geben sie der Geschichte erst die richtige Würze.«
    Dies löst eine Debatte aus, wer der schlimmste Mistkerl in Angela Huxtables Œuvre ist (kein Zitat, sondern meine Umschreibung). Es kommt zum Gleichstand zwischen Victor Sebastian Bash und Harrison Montdoubleau – alle beide Ekelpakete, wie sie im Buche stehen. In diesem Augenblick hebt sich eine schlanke Hand im hinteren Teil des Raums. Mein Blick bleibt an einem Daumenring aus Elfenbein hängen, worauf der Lachs in meinem Bauch zu einem neuerlichen Trockentänzchen anhebt.
    »J … ja, meine Liebe?«
    Eine Puma-Sonnenbrille, gefolgt von kastanienbraunem Haar und großen Orangenmarmeladenaugen, die, wie ich selbst aus der Ferne erkennen kann, leuchten, als hätte jemand ein Feuer in ihnen entzündet.
    5
    Sie stellt mir eine Frage zu meinem neuesten Buch, von dem ich ihr vorgestern in Manhattan ein Exemplar geschenkt habe. Doch ich bekomme sie kaum mit, weil ich noch immer viel zu geschockt darüber bin, wo dieses Mädchen auf einmal herkommt. Ich habe keine Ahnung, was ich davon halten soll.
    Mit Mühe bekomme ich eine Antwort zustande. Nein, mir ist nie in den Sinn gekommen, dass Camilla Trebolter und Edgar Wellington Dupree am Ende nicht »auf diese Weise zusammenkommen könnten, wie sie es tun«, erkläre ich (sorgsam darauf bedacht, das Ende

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