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Verlorene Träume (Windham-Reihe, Band 3) (German Edition)

Verlorene Träume (Windham-Reihe, Band 3) (German Edition)

Titel: Verlorene Träume (Windham-Reihe, Band 3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
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Halle gelangen. Der Wind pfiff durch die schmalen Ritzen, und zusammen mit dem dumpfen Klang ihrer Schritte, die von den kahlen Wänden zurückgeworfen wurde, fühlte Rose sich zunehmend unbehaglich. Sie beschleunigte ihre Schritte. Direkt vor ihr endete der Gang in einem schwarzen Schlund. Die nach unten führende Treppe lag in vollkommener Finsternis. Sollte sie wirklich da hinabsteigen? Das Unbehagen hatte sich in Furcht gewandelt, aber es war zu spät umzukehren, denn eine Richtung wirkte so unheimlich wie die andere. Kurz flammte der Gedanke auf, dass es doch ganz nett gewesen wäre, der Bluthund wäre ihr gefolgt. Die Gefahr, die von ihm ausging, hatte etwas Verlockendes an sich. Ganz anders als dieses kalte Gemäuer.
    Mit einem tiefen Atemzug machte Rose sich Mut und stieg zögernd die Stufen hinab. Die Treppe wand sich eng im Kreis tiefer und tiefer hinunter. Von oben drang kein Lichtstrahl mehr zu ihr vor und mit ausgestreckten Händen tastete Rose sich weiter.
    Ein eisiger Lufthauch fuhr ihr um die Beine und trug einen schweren kupfernen Geruch mit sich. Rose hielt sich die Hand vor den Mund und atmete flach.
    Was war das? Sie war am Fuß der Treppe angekommen. Sie ertastete ein Türblatt und fand schließlich die Klinke. Die Tür scharrte über den Steinboden, und der Geruch wurde stärker. Rose trat ein, und Feuchtigkeit durchdrang ihren Pantoffel. Das schmatzende Geräusch, als sie den Fuß hob, ließ sie schaudern. Was zur Hölle war das? Wo war sie gelandet? Sie tastete sich weiter in den Raum hinein. Ein blasser Lichtstreifen vor ihr deutete auf eine weitere Tür am anderen Ende des Raumes hin. Sie stieß sich den Kopf an etwas, das von der Decke baumelte, und zuckte zusammen. Mit ausgestreckten Händen versuchte sie, zu der anderen Tür zu gelangen. Wohin sie fasste, es war alles feucht. Am Boden zuckte es, und Rose stieß einen Schrei aus, als etwas – was immer es war – ihren Knöchel streifte. Sie wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab und versuchte, die bittere Galle, die ihr in den Mund stieg, hinunterzuschlucken. Der Gestank war übermächtig, und zu ihren Füßen bewegte sich an allen Ecken und Enden etwas. Ihre Augen hatten sich zwar an die Dunkelheit gewöhnt, aber es gelang ihr nicht auszumachen, was um sie herum los war. Als erneut etwas ihr Bein streifte und einen feuchten Film auf ihrer Haut hinterließ, rannte Rose los. Sie durchquerte die Finsternis und stolperte auf die andere Seite des Raumes, dem blassen Lichtstreifen entgegen. Panisch riss sie die Tür auf und fand sich in der Halle wieder.
    Erleichtert wischte sie sich das Haar aus dem Gesicht, als das warme Licht aus dem Kamin auf die schlafenden Männer fiel. Sie hatte es geschafft. Dann sah sie an sich hinab, auf ihren Rock, ihre Hände und die blutgetränkten Schuhe. Ihr panischer Schrei riss jede einzelne Seele innerhalb der Burgmauern aus dem Schlaf.

    Der nächtliche Rundgang hatte Alex nicht sehr viel Neues gezeigt. Das Castle war in einem guten Zustand, und es würde ein Leichtes sein, dem König hier eine standesgemäße Residenz zu schaffen. Schon morgen wollte er die Arbeiter in seine Pläne einweisen. Da es nun für ihn nichts mehr zu tun gab und auch die Magd, die ihm dank seiner schmerzenden Wange noch nicht aus dem Kopf ging, nicht mehr zu sehen war, kehrte er in die Halle zurück. Gerade, als er durch die Tür trat, fuhr ihm ein Schrei durch Mark und Bein. Da stand sie, die Frau, die seine Gedanken beherrschte – über und über mit Blut beschmiert, den Ausdruck blanken Entsetzens im Gesicht.
    Alex rannte durch die Halle. Mit einem Satz über eine Bank war er bei ihr und fasste sie an den Schultern. Sie zitterte am ganzen Leib, und ihr Schrei wollte selbst jetzt nicht enden, als er sie schützend in seine Arme zog.
    „Was ist hier los?“, fuhr er die erschrockenen Männer an.
    Schreckensbleiche Gesichter blickten ihm entgegen, und alle schienen zu Stein erstarrt. „Was zur Hölle ist hier geschehen!“, wiederholte er seine Frage diesmal noch lauter, aber keiner antwortete ihm. Er hob Rose auf seine Arme, und sie bettete ihr blutbeschmiertes Gesicht an seine Brust. Ihre Tränen rannen über seine Haut, und Alex hatte zum ersten Mal in seinem Leben das Gefühl, hilflos zu sein. Sein Blick folgte den blutigen Fußabdrücken, die ihm zeigten, wo Rose hergekommen war. Mit einem kräftigen Tritt stieß er die Tür auf. Er hörte die Männer hinter seinem Rücken keuchen, und auch ihm selbst wich jede Farbe

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