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Vermächtnis des Schweigens (German Edition)

Vermächtnis des Schweigens (German Edition)

Titel: Vermächtnis des Schweigens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Gudenkauf
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Legosteinen ein Piratenschiff mit Kanonen und Planken zu bauen.
    Brynn und Claire setzen sich neben ihn auf den Fußboden. Sie wissen nicht, was sie sagen sollen.
    „Ich glaube, es hat aufgehört zu regnen. Lass uns rausgehen und dort miteinander reden“, schlägt Allison vor.

BRYNN
    Da kann nichts Gutes bei herauskommen. Ich kann nicht glauben, dass ich immer noch hier bin, in Linden Falls, in diesem Buchladen, mit meiner Schwester, von der ich geglaubt habe, ich würde sie nie wiedersehen. Und die ich auch nie wiedersehen wollte.
    Und dann ist da noch Joshuas Mutter. Sie ist so ahnungslos, weiß nicht, was sich da in das Leben ihrer Familie geschlichen hat. Was würde sie tun, wenn ich es ihr erzählen würde?
    Das Mädchen, das deinen Sohn zur Welt gebracht hat, ist gleich hier. Direkt vor dir. Das Mädchen, das sein Neugeborenes ertränkt hat. Ebenso das Mädchen, das ein Baby an der Feuerwache ausgesetzt hat. Und das Mädchen, das alles beobachtet hat.
    Ich würde gern Mitleid mit Mrs Kelby empfinden, aber das ist schwer. Ich habe wenig Sympathie für Eltern, die ihre Augen vor der Wahrheit verschließen.
    Allison hat ihre Schwangerschaft gut geheim gehalten. Sie hatte den passenden Körper dafür – sie war groß und sportlich. Das zusätzliche Gewicht hat sich gleichmäßig verteilt und nicht wie eine Bowlingkugel an ihrem Bauch geklebt. Meine Eltern waren auf irgendeiner Firmenveranstaltung meines Vaters, als Allison nach mir rief. Natürlich bin ich sofort zu ihr gerannt. Das lag nicht nur daran, dass jeder sofort angerannt kam, wenn Allison ihn rief. In ihrer Stimme schwang etwas mit, das mir sagte, dass irgendetwas nicht stimmte.
    Doch erst als sie meinen Namen das zweite Mal rief, spürte ich, dass sie in Panik war. Ihre Stimme klang schmerzerstickt. Ich rannte aus der Küche, die Treppe hinauf und den Flur hinunter zu Allisons Zimmer. Ihre Tür stand weit offen, und Allison war auf den Knien und hielt sich mit ausgestreckten Armen am Türrahmen fest, um nicht völlig den Halt zu verlieren. Den Kopf hielt sie gesenkt, ihr Haar fiel ihr lose ums Gesicht wie ein Schleier. Sie hatte eine Jogginghose und ein Sweatshirt an. Der Kragen des Sweatshirts war ganz dunkel vor Schweiß.
    „Allison, was ist los?“, rief ich. Ich rannte zu ihr und fiel vor ihr auf die Knie. „Oh mein Gott, bist du verletzt? Bist du verletzt?“, wiederholte ich verzweifelt. Aber sie antwortete nicht – konnte nicht antworten –, weil eine weitere Schmerzwelle sie zu übermannen schien. Sie unterdrückte ein Stöhnen und drückte die Hände so kräftig gegen den Türrahmen, dass ihre Arme zitterten. Nach einer Weile sackte ihr Kinn auf die Brust, und ein leises Wimmern entschlüpfte ihren Lippen.
    „Sag mir, was los ist, Allison. Bitte sag mir, was du hast.“ Ich stand auf. „Ich rufe Mom und Dad an“, verkündete ich und versuchte, an ihr vorbei zum Telefon zu kommen.
    „Nein!“, stieß Allison mit aller Kraft hervor. Unter größter Mühe stand sie auf und versperrte mir den Weg. Selbst mit diesen fürchterlichen Schmerzen war sie stark. „Nein“, schrie sie noch einmal. Etwas sanfter bat sie dann: „Bitte, Brynn, bitte hilf mir.“ Dann sackte sie gegen mich, und ich spürte es: die feste Rundung an ihrem Bauch. Überrascht und verwirrt zugleich zuckte ich zusammen.
    „Allison?“ Vorsichtig legte ich meine Hände auf ihren Bauch. Ich half ihr, das Sweatshirt auszuziehen. Darunter kamen ein Tanktop und ein kleiner, gerundeter Bauch zum Vorschein.
    Wie konnte ich es nicht gewusst haben? Wie konnten meine Eltern es nicht bemerkt haben? Sie sind nicht dumm. Aber sie sind egoistisch. In dem Moment, in dem Allison und ich nicht die waren, die sie gern gehabt hätten, wollten sie nichts mehr mit uns zu tun haben. Ich wusste schon sehr früh, dass ich nie die sein würde, die meine Eltern sich wünschten. Aber Allison, die hatte immer alles richtig gemacht. Alles. Bis sie einen dummen Fehler begangen hatte.
    Wenn überhaupt jemand das Recht gehabt hätte, Allison aus seinem Leben zu verbannen, dann ich. Sie hat mich in ihre Lügen und Geheimnisse hineingezogen, und seitdem leide ich darunter. Und jetzt bin ich hier und stecke wieder mittendrin in dem ganzen Schlamassel. Und wer wird darunter leiden? Joshua. Der Kleine wird nie wieder der Gleiche sein, sollten Allison undClaire jemals offen und ehrlich miteinander reden. Aber vielleicht kann ich ihn beschützen – so wie meine Schwester es nie getan hat, wie meine Eltern

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