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Veronica beschließt zu sterben

Veronica beschließt zu sterben

Titel: Veronica beschließt zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paulo Coelho
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schlagen.«
    Veronika schreckte schweiß gebadet hoch. Draußen herrschte
großer Lärm, und sie brauchte Stille, um weiterzuschla-fen.
Doch der Radau ging weiter.
    Sie stand etwas wacklig auf, ging zum Aufenthaltsraum
und sah gerade noch, wie Eduard weggeschleppt wurde,
während noch mehr Krankenpfleger eilig mit fertig aufgezogenen Spritzen angelaufen kamen.
    »Was machen Sie da?« rief sie.
»Veronika!«
Der Schizophrene hatte mit ihr gesprochen! Er hatte ihren
    Namen gesagt! Halb verwirrt, halb überrascht versuchte sie
sich zu nähern, doch einer der Krankenpfleger hinderte sie
daran.
    »Was soll das? Ich bin nicht hier, weil ich verrückt bin!
Sie dürfen mich nicht so behandeln!«
Sie stieß den Krankenpfleger weg, während die anderen
Insassen schrien und ein solches Tohuwabohu aufführten,
daß ihr angst und bange wurde.
»Veronika!«
Er hatte ihren Namen noch einmal gesagt. Mit übermenschlicher Anstrengung gelang es Eduard, sich von den
zwei Männern zu befreien. Anstatt wegzulaufen, blieb er
stehen, genau wie in der vorangegangenen Nacht. Wie durch
Zauberhand waren alle plötzlich still und warteten auf das,
was nun geschehen würde.
Einer der Krankenpfleger kam wieder auf ihn zu, doch
Eduard blickte ihn bloß an.
»Ich komme mit Ihnen. Ich weiß, wohin Sie mich bringen
wollen, und auch, daß Sie wollen, daß alle es wissen.
Warten Sie einen Moment.«
Der Krankenpfleger entschied, daß es lohnte, das Risiko
einzugehen. Schließlich schien alles wieder normal zu sein.
»Ich glaube, daß du ... ich glaube, daß du wichtig für
mich bist«, sagte Eduard zu Veronika.
»Du kannst nicht sprechen. Du lebst nicht in dieser Welt,
du weißt nicht, daß ich Veronika heiße. Du warst gestern
nacht nicht bei mir, bitte sag, daß du es nicht warst!«
»Und wie ich da war!«
    Sie nahm seine Hand. Die Verrückten schrien, applaudierten,
brüllten Obszönitäten.
»Wohin bringen sie dich?«
»Zu einer Behandlung.«
»Ich gehe mit dir.«
»Besser nicht. Es wird dich erschrecken. Auch wenn ich
dir versichere, daß es nicht weh tut, man spürt überhaupt
nichts. Es ist viel besser als Beruhigungsmittel, weil der Verstand schnell wieder klar wird.«
Veronika wußte nicht, wovon er redete. Sie bereute es,
seine Hand gepackt zu haben, wollte so schnell wie möglich
gehen, ihr Gefühl der Scham verbergen, diesen Mann nie
wiedersehen, der ihre niedrigsten Regungen erlebt hatte und
sie dennoch voller Zärtlichkeit behandelte.
Sie erinnerte sich wieder an Maris Worte: Sie brauchte
über ihr Leben keine Rechenschaft abzugeben, auch nicht
dem jungen Mann vor ihr.
»Ich gehe mit dir.«
Die Krankenpfleger fanden, daß das womöglich auch
besser war, denn so mußten sie den Schizophrenen nicht
mehr zwingen. Er ging freiwillig mit.
Als sie im Schlafsaal ankamen, legte sich Eduard aus
freien Stücken aufs Bett. Zwei Männer warteten schon mit
einer merkwürdigen Maschine und einer Tasche mit Stoffbahnen auf ihn.
Eduard wandte sich an Veronika und bat sie, sich auf das
Nebenbett zu setzen.
»In ein paar Minuten wird die Geschichte in ganz Villete
die Runde machen. Und die Leute werden sich beruhigen,
weil selbst in der größten Verrücktheit immer noch ein
bißchen Angst schlummert. Nur wer dies schon durchgemacht hat, weiß, daß es so schlimm nun auch wieder nicht
ist.«
Die Krankenpfleger trauten ihren Ohren kaum. Es mußte
wahnsinnig weh tun - doch niemand konnte wissen, was im
Kopf eines Verrückten vor sich ging. Das einzig
Vernünftige, was der Junge gesagt hatte, betraf die Angst.
Die Geschichte würde in ganz Villete die Runde machen,
und es würde schnell wieder Ruhe einkehren.
»Sie haben sich zu früh hingelegt«, sagte einer von ihnen.
Eduard stand wieder auf, und sie legten eine Art Gummidecke aus. »Jetzt können Sie sich wieder hinlegen.«
Er gehorchte. Er war ruhig, als wäre das nur eine Routineangelegenheit.
Die Krankenpfleger zurrten die Stoffbahnen um Eduards
Körper fest und steckten ihm einen Gegenstand aus Gummi
in den Mund.
»Das ist, damit er sich nicht aus Versehen in die Zunge
beißt«, erklärte einer der Männer Veronika, sichtlich zufrieden, die Warnung mit einer technischen Information verbinden zu können.
Sie stellten die merkwürdige Maschine, die nicht viel
größer war als ein Schuhkarton, mit ein paar Knöpfen und
drei Zifferblättern mit Zeigern auf den Stuhl neben das Bett.
Zwei Drähte kamen aus dem oberen Teil heraus und endeten
in etwas Kopfhörerähnlichem.
Einer

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