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Verplant verliebt

Verplant verliebt

Titel: Verplant verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Boehm
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mehr.“
    „Quengel nicht! Das ist alles im Dienste der Forschung.“ Paula meldete sich an. Auf der nächsten Seite sah sie, dass man, bevor es richtig losgehen konnte, unzählige Fragen beantworten musste. Es gab immer mehrere Antworten zur Auswahl. Was ist Ihre liebste Jahreszeit? Welche drei Adjektive beschreiben Ihre Persönlichkeit am besten? Welche Musikrichtungen mögen Sie?
    Die Fragen nahmen kein Ende und Paula wurde ungeduldig. „Warum wollen die das denn alles wissen? Mir ist doch schnurzpiepe, welche Jahreszeit ein Typ mag! Hauptsache er erwartet nicht von mir, dass ich ihm wettergerechte Klamotten herauslege.“
    Marie zog den Laptop näher zu sich heran. „Ich glaube, da geht es nicht um die Jahreszeit an sich, sondern vor allem um deine Persönlichkeit. Anhand deiner Antworten wirst du analysiert und dann werden dir passend dazu Partner vorgeschlagen. Soweit ich weiß, nennt man das Matching. Finde ich gar nicht so schlecht – da geht es wenigstens nicht nur ums Aussehen.“
    „Oh Marie, das ist mir jetzt zu hoch. Sonst lasse ich einen Typen, der mich interessiert, doch auch nicht erst einen Fragebogen ausfüllen.“
    „Wäre aber vielleicht besser“, grinste Marie. „Komm, lass es gut sein für heute. Du kannst den aktuellen Stand des Fragebogens speichern und zu Hause weitermachen. Ich setze mich morgen im Büro ernsthaft mit meinem Profil auseinander.“
    „Ernsthaft ernsthaft? Oder nimmst du wieder die FlotteLotte als Modell? Wenn du mogelst, weißt du gar nicht, ob dir das Programm die richtigen Partnervorschläge macht. Das kannst du nur einschätzen, wenn du ehrlich bist.“
    „Ich überleg's mir, versprochen.“ Auch wenn sie das Paula gegenüber nicht zugeben wollte, hatte das Matching-Verfahren ihre Neugier geweckt. Wie packte man Gefühle und Psychologie in Algorithmen? Und war das Ergebnis tatsächlich brauchbar? Sie würde sehen.
    Marie gähnte. „Sorry, Paula, aber jetzt bin ich echt müde – der Tag heute erhält einen Ehrenplatz in den Top Ten der schlimmsten Tage meines Lebens. Deinen Besuch natürlich ausgenommen.“
    Marie stand auf, schob Paula zur Tür und nahm sie zum Abschied in den Arm. „Danke für die spontane Kochtherapie.“

8
     
    Karlo hob die Kaffeetasse vom Schreibtisch, trank einen Schluck und grinste zufrieden. Es gab schlimmere Arten, seinen Arbeitstag zu verbringen als mit Kleeblatt78, S-w-e-e-t-h-e-a-r-t und HotAngel. Er hatte sich bei Liebesbrief.de einen nicht ganz wahrheitsgetreuen Steckbrief unter dem Namen Ham_Bürger zugelegt und das Bild eines schwedischen Fußballers hochgeladen. Mal gucken, ob sich hier irgendeine Frau mit blonden Ballkünstlern auskannte. Dann begann er, die Profile der Frauen zu studieren, die ihm vorgeschlagen wurden.
    Nach einem Dutzend Profiltexten hatte er den Dreh raus: Ein Blick auf den Namen genügte und er wusste, was ihn dort in etwa erwartete. Kleeblatt78 und Mrs.Right suchten den Gefährten fürs lebenslange Glück und hatten, so vermutete Karlo, ausschließlich Blümchensex in petto. S-w-e-e-t-h-e-a-r-t und Sunshine waren etwas lockerer, aber dennoch romantisch veranlagt. Die Damen HotAngel und FlotteLotte machten keinen Hehl aus ihren körperlichen Vorzügen, die direkte Anmache war Programm. Er klickte auf „Schnuffelhase“, um seine Treffsicherheit erneut zu testen. Bingo! Kategorie „Lebenslang mit Blümchensex“.
    „Hallo Karlo“, säuselte eine Stimme neben seinem Ohr.
    Er blickte auf und sah zwei Rundungen, die jeden Moment aus der roten Bluse, die sie einrahmte, zu rutschen drohten. Oberhalb der Brüste ertönte Bernadettes Stimme: „Du siehst aus, als könntest du ein wenig Entspannung gebrauchen. Begleitest du mich auf einen Kaffee?“
    Karlo hob entschuldigend seinen Becher. „Sorry, aber ich habe mir erst vor zehn Minuten einen geholt.“
    Bernadette zuckte mit den Schultern und zog von dannen. Glück gehabt. Tag zwei und schon ging ihm diese solariumgebräunte Barbie gehörig auf die Nerven. Karlo würde sich etwas überlegen müssen, um sie sich vom Leib zu halten. Sie gehörte eindeutig in die Kategorie „Direkte Anmache“.
    Karlo fand zunehmend Spaß daran, in Schubladen zu denken. Vielleicht war er einer Theorie auf der Spur, die die Frauenwelt in einfache Kategorien einzuteilen half und ihn zum Bestsellerautor machte. Er schaute Marie an, die mit ihrem Bleistift wild auf einem Block herumkritzelte. Sie schien die Welt um sich herum vergessen zu haben. In welche Kategorie passte sie?

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