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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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möglich! Ausgerechnet du? Ich sollte ihm einmal erzählen, wie sehr du dich der Idee eines ehrbaren Hausstandes damals widersetzt hast.»
    «Sehr lustig!» Adelina zog die Stirn in ärgerliche Falten, konnte sich dann jedoch ein Grinsen nicht verkneifen. «Nun ja, mittlerweile sieht die Sache ja etwas anders aus.»
    «Findest du?» Neklas schnappte nach Luft und bemühte sich redlich, wieder ein ernstes Gesicht zu machen. Es gelang ihm nur bedingt. «Nun ja, ehrbar lebst du gewiss, aber als ruhig kann man unseren Hausstand wohl nicht bezeichnen.»
    «Das habe ich ihm auch gesagt. Er ließ sich jedoch nicht davon abbringen.»
    «Und mit wem sollst du Marie verkuppeln?»
    Adelina hob überrascht den Kopf. «Mit niemandem. Jedenfalls hat er keinen bestimmten Namen genannt. Ich soll nur ihre Bedenken gegen den Ehestand an sich zerstreuen.»
    «Dann wünsche ich dir viel Erfolg … und mir viel Vergnügen, während ich deine Bemühungen beobachten darf.» Er legte ihr den rechten Arm um die Hüfte und zog sie an sich.
    Sie stieß ihm heftig den Ellenbogen in die Seite und wollte sich losmachen, doch er ignorierte ihre Abwehrversuche und gab ihr einen langen Kuss.
    Überrascht und etwas atemlos sah sie ihn an. «Wofür war das?»
    Er zwinkerte ihr zu. «Dafür, dass du dir deine Bedenken von mir hast zerstreuen lassen. Und nun gehe ich zu Bett. Morgen früh soll das vordere Behandlungszimmer fertig werden, und ich will mit Jupp vorher noch einiges besprechen. Er will sehr früh hier sein. Wird das hier noch lange dauern?»
    Adelina schüttelte den Kopf. «Nicht mehr allzu lange. Wenn die Essenz fertig ist, muss der Ingwer bis morgen Abend darin ziehen.»
    Erstaunt blickte Neklas auf die Schüssel. «Ich dachte, der Ingwer zieht jetzt schon.»
    «Dies ist nur die erste Schicht», erklärte Adelina. «Sobald sie beginnt, hart zu werden, überziehe ich ihn mit einer zweiten.» Sie wies auf das Glas-Ei. «Bei den Kirschen hat es sehr gut funktioniert.»
    «Bringst du mir eine Kostprobe mit nach oben?»
    Adelina lächelte. «Nur, wenn ich sicher bin, dass ich damit niemandem den Magen verderbe. Also lass mich jetzt lieber in Ruhe daran arbeiten.»

10
    Es dauerte dann doch noch eine Weile, bis Adelina die Ingwerwürfel und die restlichen Kirschen mit einer weiteren Schicht Zuckerguss überzogen hatte. Dann nahm sie ein Stück aus dem Zucker-Rosenwasserbad und wartete, bis das Konfekt so weit getrocknet war, dass man hineinbeißen konnte.
    Das Geschmackserlebnis war überwältigend. Sie ließ eines der Ingwerstücke auf der Zunge zergehen und schloss genießerisch die Augen. Dann öffnete sie sie wieder und lächelte breit. Wie intensiv würde die Süßigkeit erst schmecken, wenn die Ingwerstückchen einen Tag lang ordentlich durchgezogen waren?
    Sie runzelte die Stirn und beschloss spontan, dass ein halber Tag ausreichen würde. Mit diesem Gedanken löschte sie das Feuer an der Destille und räumte ihre Utensilien zusammen. Eines der Mädchen würde sie am kommenden Tag reinigen. Gähnend blies sie die Flammen an den beiden Öllampen aus und nahm eine kleinere Lampe mit auf den Weg die Stiege hinauf.
    Bevor sie jedoch ihre Schlafkammer betrat, machte sie gewohnheitsmäßig noch einen Gang durch das obere Stockwerk.
    Ein Blick in Miras Zimmer zeigte ihr, dass das Lehrmädchen tief und fest schlief. Adelina leuchtete ihr Gesicht an und stellte lächelnd fest, dass die vorlaute und schwierige Mira im Schlaf wie der reinste Engel aussah. Einelange hellblonde Haarsträhne umspielte ihr Gesicht und ließ es sanfter als sonst wirken. Und in der Armbeuge hielt sie … Adelina trat näher und sah genauer hin. Ein Püppchen! Vorsichtig zog sie einen Zipfel der Decke zur Seite und staunte. Das sah doch aus wie das Püppchen, das Griet vor einiger Zeit zu nähen begonnen hatte. Sie hatte schon eine Weile nicht mehr davon gesprochen, und Adelina nicht mehr daran gedacht. Offenbar hatte sie es Mira geschenkt. Adelina blinzelte gerührt. Scheinbar verstanden sich die zwei Mädchen besser, als sie zugaben.
    Leise verließ sie Miras Kammer und schloss die Tür.
    Bevor sie nach oben zur Dachkammer stieg, betrat sie noch den neuen Wohnflügel, in dem sich unter anderem die Gäste- und die Gesindekammern befanden.
    Aus der Gästekammer drang leises Schnarchen, und sie fragte sich, welche der beiden Frauen wohl einen so lauten Schlaf haben mochte. Schmunzelnd ging sie weiter. Aus Ludowigs Kammer, die er sich zurzeit mit Donatus teilte, drang kein

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