Verruchte Begierde: Roman (German Edition)
Spaziergang werden würde, aber er ertrug es nicht, der Schurke in dem Stück zu sein. Weshalb musste ausgerechnet er es sein, der ihr zusätzlichen Schmerz bereitete, obwohl sie bereits derart litt? Sie sah völlig hilflos und verloren aus.
Dieser verdammte Wynne! Weshalb war dieser verfluchte Hurensohn einfach gestorben und ließ diese junge Frau zurück, damit sie die Folgen seines Handelns trug? Wenn er noch am Leben wäre, hätte Hunter ihn nicht mehr verachten können als in diesem Augenblick, in dem er auf den Heiligenschein über der blonden Lockenmähne der Witwe sah.
Es alarmierte ihn, als er entdeckte, dass er ihren Arm so fest umfasste, dass das Weiß der Knöchel seiner Finger deutlich unter seiner Haut zutage trat. Doch obwohl er seinen Griff umgehend lockerte, hielt er sie weiter fest. Unter dem abnehmenden Druck spreizte sie die Finger ihrer eigenen geballten, winzig kleinen Hand.
Es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte die Innenseite ihres Handgelenks an seinen Mund gepresst und sanft geküsst, bis ihr Puls wieder in einem ruhigen Rhythmus ging. Hätte ihre Hand geöffnet und die Lippen sanft auf ihren Handballen gedrückt.
Ohne nachzudenken, streckte er die andere Hand nach einer ihrer blonden Locken aus. Er wickelte sie vorsichtig um seinen Finger und bemerkte ihre seidige Beschaffenheit. Am liebsten hätte er ihren gesamten Schopf in seiner Hand zerdrückt, sein Gesicht darin vergraben und gespürt, wie die weiche Masse über seine Lippen strich.
Stattdessen zog er seine Hand wieder zurück, ohne dass ihr die Berührung auch nur aufgefallen war. Wahrscheinlich wäre sie zusammengezuckt und hätte ihn feindselig angestarrt, hätte sie etwas davon bemerkt. Denn, ganz egal, was für ein Mensch ihr Mann gewesen war, hatte sie ihn ganz eindeutig idealisiert.
Und er, Hunter McKee, würde derjenige sein, der dieses Idol von seinem Sockel stieß. Und was für eine Meinung hätte Kari dann von ihm? Es war allgemein bekannt, was mit dem Überbringer schlechter Nachrichten geschah.
»Ich wollte Ihnen nicht weh tun.« Unbewusst strich er mit seinem Daumen über die Innenseite ihres Handgelenks. Er hatte diesen Satz nicht wiederholen wollen, vor allem nicht in einem derart unglücklichen Ton.
Doch sie hatte ihn gehört, hob den Kopf und sah ihn böse an. Der Blick aus ihren grünen Augen drückte die Verachtung, die sie ihm entgegenbrachte, stärker aus, wie wenn sie ihn lautstark angeschrien hätte.
»Leben Sie wohl, Mr McKee.« Ihre Stimme war eiskalt, und da sie ihm erneut die Hand entzog, hatte er keine andere Wahl, als auch seine Hand zurückzuziehen.
Mit grimmig zusammengepressten Lippen trat er einen Schritt zur Seite und hielt die Bürotür für sie auf. Sie warf ihre blonden Locken über ihre Schulter, straffte stolz die Schultern und marschierte, ohne ihn auch nur eines letzten Blickes zu würdigen, an ihm vorbei.
Er folgte ihr in den Flur und sah ihr hinterher.
Sie war einfach rundherum perfekt. Hatte genau die richtige Größe, war schlank, doch zugleich feminin, hatte ein sanft gerundetes Hinterteil, das unter ihrem Rock vorteilhaft zur Geltung kam, und einen vollen Busen, an den sich das Oberteil von ihrem Kleid sanft anzuschmiegen schien. Oh ja, das hatte er bemerkt, und er hatte sich dafür verflucht, dass er ein solcher Lüstling war. Denn der Anblick ihrer Brüste hatte gegen seinen Willen verbotene Gedanken über Form und Farbe und Geschmack in ihm geweckt.
Ihre Beine in den hochhackigen Schuhen und den Seidenstrümpfen waren lang und wohlgeformt. Er wusste einfach, dass sie Seidenstrümpfe trug. Und mit ein wenig Fantasie spürte er sogar ihre Textur, während er gedanklich seine Hand über ihre wie dafür geschaffene Wade gleiten ließ.
Auch die Haare, das Gesicht und die ausdrucksvollen Züge waren genau das, was er sich immer schon gewünscht hatte bei einer Frau. Genau wie ihr Geruch, die Augen und der Mund. Gott! Denk am besten gar nicht erst an ihren Mund. Schließlich tat ihm bereits alles weh, seit sie vorhin hereingekommen war.
Als sie das Gebäude durch die Vordertür verließ, schloss er die Tür seines Büros, nahm mit einem geseufzten »Verdammt und zugenäht« wieder hinter seinem Schreibtisch Platz und raufte sich die Haare.
Sie war seit drei Monaten verwitwet. Und selbst wenn sie es schon seit drei Jahren wäre, würde sie ihn bis ans Lebensende dafür hassen, dass er die Erinnerung an diesen Menschen in den Dreck zu ziehen gezwungen war.
Doch wie kam
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