Verruchte Nächte - One Night with a Spy (03 Royal-Four)
unbewegt, und Lord Greenleigh, Marcus’ Mentor, stand mit verschränkten Armen ein wenig abseits. Dane hatte sich für befangen erklärt. Es war richtig gewesen und Marcus hielt es ihm nicht vor - aber es wäre hilfreicher gewesen, den Löwen in seiner Ecke zu haben.
Lord Liverpool hatte es auf sich genommen, durch seine Mitwirkung ein Quorum zu bilden. Der Premierminister stand hinter dem mit Schnitzereien verzierten Stuhl, der der traditionelle Sitz des Fuchses war, als juckte es ihn, ihn selbst in Anspruch zu nehmen.
Marcus unterdrückte ein grimmiges Lächeln. Nicht solange ich stehe, Robert.
Der Falke räusperte sich und erhob sich. »Lord Dryden«, sagte er förmlich. »Was sagt Ihr zu dem Vorwurf, dass Ihr Informationen vor uns zurückgehalten und einem bekannten Spion zur Flucht verholfen habt?«
Marcus zog leicht die Brauen zusammen und kratzte sich am Kinn. »Welchem Spion? Dem Phantom oder Lady Barrowby?«
Der Falke lächelte nicht, aber das war auch nicht seine
Art. »Im Augenblick sind wir mehr an dem Phantom interessiert, obgleich Eure unzulässige Verbindung mit Lady Barrowby mit Gewissheit Grundlage für weitere Diskussionen zu einer anderen Zeit bildet.«
Marcus verschränkte die Hände hinter dem Rücken und musterte seine Richter gleichmütig. »Ich stimme dafür, dass wir es jetzt behandeln. Ich habe doch noch eine Stimme, nicht wahr?« Er lächelte. »Oder bin ich offiziell bereits abgesetzt?«
Der Löwe kniff die Augen zusammen. »Du bist immer noch der Fuchs«, sagte er und ergriff damit zum ersten Mal das Wort. Er griff nach seinem Stuhl. »Ich ziehe meinen Verzicht zurück«, verkündete er und setzte sich. »Das will ich nicht verpassen.«
Marcus nickte. Er war froh, seinen Freund wieder dabeizuhaben.
Der Falke zuckte die Achseln. »Na schön. Wir stellen die Behandlung des Phantoms zurück.« Er warf Marcus einen warnenden Blick zu. »Fürs Erste.«
Marcus verneigte sich. »Danke. Zunächst möchte ich erklären, warum ich mich persönlich mit Ihrer Ladyschaft eingelassen habe.« Er zuckte die Schultern und spreizte die Finger. »Es erschien mir in dem Augenblick ratsam.«
Reardon lächelte leise. Dane schnaubte. Liverpools Augenbraue zuckte nervös, und Wyndham tippte ungeduldig mit dem Finger auf die Tischplatte.
Marcus unterdrückte ein Grinsen. »Ich bitte um Verzeihung. Je länger ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, dass ich die zahlreichen anderen Verehrer Ihrer Ladyschaft übertreffen musste, wenn ich ihr nahe genug kommen wollte, um die Wahrheit herauszufinden.«
»Ja, ja«, sagte Liverpool ungeduldig. »Das wissen wir bereits. Auf diese Weise habt Ihr von ihrer niederen Herkunft erfahren.«
Marcus nickte. »Ja. Leider bin ich nicht lange genug geblieben, um noch mehr herauszufinden.« Wieder lächelte er. »Wie zum Beispiel, dass ich mich bereits in sie verliebt hatte.«
Dane blinzelte. »Ich dachte, du wärst in meine Frau verliebt.«
Marcus schüttelte den Kopf. »Ich habe Olivia nie geliebt. Ich habe dich nur darum beneidet, jemanden zu haben, der ohne jegliche Vorbehalte an dich glaubt und zu dir hält.« Er wandte den Blick ab. »Und dann habe ich es nicht erkannt und fast alles zerstört.«
Reardon zuckte zusammen. »Autsch!«
Liverpool fuchtelte mit den Händen in der Luft herum. »Worüber reden wir hier eigentlich - über Liebe oder Verrat?« Er beugte sich vor und schlug mit einer Faust auf den Tisch. »Ich will verdammt noch mal wissen, warum Ihr zugelassen habt, dass Euch diese Frau dreimal entwischt ist!«
Wyndham bedachte Liverpool mit einem kühlen Blick. »Mylord, bitte vergesst nicht, dass Ihr hier nur Zuschauer seid.«
Liverpool richtete sich auf. »Ich mag nicht mehr die Kobra sein, aber ich nehme meine Pflichten England gegenüber noch sehr ernst.« Er stierte Marcus an. »Anders als andere.«
Marcus’ Gleichmut war dahin. Er wandte sich mit dem ganzen Zorn, den er verspürte, an Liverpool. »Und nach Eurer Ansicht beinhaltet diese Pflicht das Recht, eine Lady ermorden zu lassen?«
Reardon und Dane warfen Liverpool alarmierte Blicke zu. Dane stand auf. »Ihr habt was getan?«
Liverpool verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Ich habe die Liars auf ihre Spur gesetzt.« Er starrte sie uneinsichtig an. »Dryden war nicht mehr verlässlich.«
Reardon stand ebenfalls auf. »Und Ihr habt Eure Zuständigkeit überschritten, Mylord.«
Liverpool schaute seinen ehemaligen Protegé ruhig an. »Ich gebe zu, dass es
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