Verruchte Nächte - One Night with a Spy (03 Royal-Four)
Sekunde zu spät warf sich Marcus auf den Boden hinter die nackten, dornigen Äste der Rosenbüsche. Im selben Augenblick öffnete sich die Haustür und Elliot trat heraus. Marcus beobachtete ihn, wie er gefasst die stattliche
Vordertreppe von Barrowby hinunterschritt und darauf wartete, dass ihm sein Pferd gebracht wurde.
Sobald sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte und das goldene Lichtdreieck verlosch, warf Elliot den Kopf in den Nacken, reckte die Arme gen Himmel und flüsterte heiser sein »Danke!« in die Nacht.
Dann machte er einen kleinen Luftsprung.
Er ist ein schlechter Gewinner, dachte Marcus sauertöpfisch.
Und du bist ein schlechter Verlierer.
Was vollkommen absurd war, denn er hatte nichts verloren. Es war ein kleinerer Rückschlag, mehr nicht. Lady Barrowby mochte tausend Dandys heiraten und es würde Marcus nicht daran hindern, seinen Auftrag auszuführen.
Er war nicht eifersüchtig. Er war lediglich … enttäuscht. Selbstverständlich nur wegen seines Auftrags.
Lächerlich war das Ganze. Einfach lächerlich.
Elliot?
Elliot ritt sein erschöpftes Pferd zurück nach Middlebarrow und genoss den Augenblick.
Er hatte gewonnen. Gegen alle anderen, die um Julias Aufmerksamkeit gebuhlt hatten. Sie hatte ihn ausgewählt. Teufel noch eins, sie hatte ihm nicht nur ihre Hand versprochen, sie hatte ihm einen Antrag gemacht!
Er war sich sicher gewesen, den Wettstreit verloren zu haben, als Blythe-Goodman aufgetaucht war. Einer plötzlichen Eingebung folgend erkannte Elliot, dass er tatsächlich verloren hatte, als Marcus mitgekommen war. Und doch war er jetzt mit Lady Barrowby verlobt; kaum eine Woche nach seiner Ankunft hier.
Gott sei Dank liebte sie ihn nicht. Was wäre das für eine Last gewesen! Aber gut. Jetzt musste er sich darüber keine Sorgen machen. Was auch immer ihre Motive waren, sich
für ihn zu entscheiden - und wie auch immer diese mit ihrer offensichtlichen Zuneigung zu Marcus verknüpft waren - so fühlte sich Elliot durch den Mangel an tiefen Gefühlen zwischen ihnen getröstet.
Das würde ihm viel Ärger ersparen, wenn er gezwungen sein würde, sie zu verraten.
Elliot trieb sein erschöpftes Pferd zu einem etwas schnelleren, schleppenden Schritt an. Er konnte es kaum erwarten, Blythe-Goodmans Gesicht zu sehen, wenn er dem großen, attraktiven Kerl sagen würde, dass dieser die Lady an ihn verloren hatte.
Es war nach Mitternacht, als Marcus nach Barrowby zurückkehrte. Er hatte sich im Schankraum gezeigt, um jeglichen Verdacht auszuräumen, obwohl die Anzahl von Lady Barrowbys Getreuen von Minute zu Minute geringer wurde. Elliot hatte offenbar ein Händchen dafür, das überzeugende Gerücht zu verbreiten.
Er hatte die Rolle des schmollenden, enttäuschten Verehrers ziemlich gut gespielt, wenn er das von sich selbst behaupten durfte. Er musste sich nur vor Augen halten, wie sehr derjenige, der zu sein er vorgab, unter diesem Pech gelitten hätte - und sich zusätzlich vorstellen, wie Elliot Julia in ihrer Hochzeitsnacht auszog - und er hatte ohne Probleme über seinem faulen Bier brüten können.
Nachdem er sein Elend hinreichend zur Schau gestellt hatte, war er lautstark zu Bett gegangen. Er hatte das Gasthaus durch sein Zimmerfenster verlassen und auch auf sein Pferd verzichtet, hatte es vorgezogen, sich fernab der Straße durch die Dunkelheit zu schlagen.
Während Elliot seine Runde durch den Schankraum gemacht hatte, war ihm aufgegangen, dass er direkter vorgehen musste. Er brauchte Informationen über Mylady, und er brauchte sie jetzt.
Leider war das Haus so gut abgeriegelt wie die Faust eines Geizkragens. Kein einziges Fenster in seiner Reichweite stand offen, nicht einmal jenes, das er selbst am Nachmittag entriegelt hatte. Selbstverständlich waren die Türen sicher verschlossen, aber auch der Kohleschacht und die Aschegrube der Küche.
Außerdem war es viel zu hell. Es war, als brannte in jedem Kerzenhalter auf den Fluren eine Kerze - pure Verschwendung um der Bequemlichkeit willen, oder etwa nicht? Es war das Haus des Fuchses gewesen, eines der gescheitesten Mitglieder der Royal Four in der Geschichte. So ein Mann hätte niemals zugelassen, dass ein einfacher Dieb in sein Haus eindrang.
Und doch glaubst du, dass er sich von einem schönen Gesicht hinters Licht führen ließ?
Marcus wischte diesen nagenden Zweifel beiseite. Ein jeder Mann - ganz gleich wie intelligent - konnte ein Opfer seiner niederen Instinkte werden. Diese beiden Aspekte hatten
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