Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Verruchte Nächte - One Night with a Spy (03 Royal-Four)

Titel: Verruchte Nächte - One Night with a Spy (03 Royal-Four) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
Vom Netzwerk:
er Henry dazu
gebracht, es ihm trotzdem zu geben. Hat er auch mit der Wirtin so gemacht, heißt’s. Hat sie solange beschwatzt, bis er fürs Zimmer und alles andere nichts mehr zahlen musste. Vielleicht hat sie aber auch nur Angst gehabt, ihn ums Geld anzugehen.«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Ein eiskalter Hund, kann man wohl sagen. Henry sagt, man merkt’s, wenn er weggeht. Dann fühlt’s sich an, als hätte man’ne Schlange im Stiefel.«
    Julia nickte. »Ja.« Ihr Herz fühlte sich an wie ein Fels in ihrer Brust. Der Augenblick war gekommen. Sie konnte sich nicht länger einreden, dass es egal wäre. Jetzt konnte sie nicht anders, als sich selbst davon zu überzeugen.
    Wenn ihre Vermutungen zutrafen, dann musste sie ohne Rücksicht auf ihre eigene Zukunft handeln. Jeder auch noch so kleinste Fitzel an Information wurde benötigt, wenn England eine Chance haben wollte, das Phantom zu besiegen. Ihre einzige Hoffnung war, dass sie Marcus vor den Konsequenzen bewahren konnte. Sie musste ihn retten.
    Die Vier - und England - brauchten ihn mehr, als Julia beanspruchen konnte.
    Sie ergriff die Hand des drahtigen Mannes. »Ich kann Euch keine Belohnung für Eure Nachricht geben, so sehr ich das auch wollte, aber seid gewiss, dass Ihr uns allen einen großen Dienst erwiesen habt.«
    Der Hausierer starrte gebannt auf ihre eleganten Finger, die seine schwarzen umschlossen. »Das … das geht schon in Ordnung, Mylady. Ihr habt ja nur’ne Frage gestellt.«
    Julia lächelte. »Und Ihr habt sie beantwortet.« Sie beugte sich vor und küsste den Mann auf seine wettergegerbte Wange. »Ich danke Euch.« Sie stand auf. »John, würdest du bitte meinen Hengst für mich satteln?«
    Der kleine Mann legte eine zitternde Hand auf seine Wange. Petunia tätschelte ihm mitfühlend die Schulter.

    »Ich weiß«, sagte sie. »Sie ist ein Engel, das kann ich Euch sagen.«
    Julia wandte sich ab. Ein Engel würde nicht die Leute im Stich lassen, die ihm geholfen hatten. Ein Engel würde nicht tun, was sie zu tun gedachte - weder mit der gestohlenen Pistole in ihrer Tasche noch mit dem gestohlenen Pferd, das John in diesem Augenblick zu ihr führte.
    Sie fühlte, wie ihr etwas in die Handfläche gedrückt wurde. Sie schaute hinab und sah einen kleinen, abgetragenen Geldbeutel. Als sie aufschaute, blickte sie direkt in Petunias tränenschimmernde Augen.
    »Wir haben ein bisschen was gespart.«
    Ein sehr kleines bisschen was, gemessen an dem Gewicht der wenigen Münzen in der Börse. Julia schloss die Finger über dem brüchigen Leder. Sie hasste es, ihnen ihre Ersparnisse zu nehmen, aber sie konnte auf ihre Gefühle jetzt keine Rücksicht nehmen. Von diesen wenigen Münzen konnte es abhängen, ob sie Erfolg hatte oder nicht.
    Sie nahm den Hengst an den Zügeln und beachtete sein irritiertes Schnappen nach ihrem Haar nicht. Sie hatte keine Zeit, ihn jetzt mit Hafer zu verwöhnen.
    John deutete mit dem Kopf auf ihren Wagen. »Was soll ich ihm sagen?«
    Julia biss sich auf die Lippe. Sie konnte es nicht ertragen, Marcus gegenüberzutreten. Er sorgte sich um sie, das wusste sie. Aber leider würde seine Zuneigung zu ihr unmöglich dem Wissen darüber, wer sie wirklich war, standhalten.
    »Sag ihm, er soll nach Barrowby gehen. Dort ist alles, was er braucht. Sag ihm, er soll unter dem See nachsehen.« Sie wandte sich ab, dann drehte sie sich noch ein letztes Mal um. »Sag ihm … sag ihm, er soll glücklich werden.«
    Dann ritt sie in die Nacht hinaus. Allein.

21. Kapitel
    W arum scheint Zufriedenheit bei Mondenschein möglich, bei Tageslicht jedoch unerreichbar?
     
    Ein donnerndes Brüllen zerschnitt den Zauber des Schlafs. Marcus reckte sich und fragte sich, wann genau er sich daran gewöhnt hatte, von Löwengebrüll geweckt zu werden statt vom üblichen Hahnenschrei oder dem Rattern der Milchwagen auf dem Pflaster.
    Julia war nicht im Wagen. Marcus lächelte. Zweifelsohne war sie schon los, um sich um ihre riesiges, flauschiges Baby zu kümmern. Doch dann erstarb sein Lächeln, als er sich einiger ungewöhnlicher Details bewusst wurde.
    Erstens: Julia hatte ihn nicht geweckt, als sie von Petunia zurückgekehrt war.
    Zweitens: Um den Wagen herum herrschte eine merkwürdige Stille, gerade so, als stände er allein irgendwo im Wald und nicht inmitten eines geschäftigen Lagers.
    Drittens: Seine Pistole war nicht da, wo er sie in der Nacht hingelegt hatte.
    Binnen Sekunden war er angezogen und an der Tür. Er stieß sie auf und zog den Kopf

Weitere Kostenlose Bücher