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Verscharrt: Thriller (German Edition)

Verscharrt: Thriller (German Edition)

Titel: Verscharrt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Jonge
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Fall zur Anzeige zu bringen, gab er ihren Namen an eine Seniorenhilfsorganisation weiter.
    » Können Sie die Männer ein bisschen detaillierter beschreiben? « , fragt O’Hara jetzt die alte Dame. » Sie haben gesagt, einer war sehr groß. Meinen Sie eher in der Länge oder in der Breite? «
    » Sowohl als auch. Er war bestimmt über eins fünfundachtzig und fett. Ich würde sagen über hundertfünfzig Kilo. Und dunkel. Dunkelhäutig. Er sah seinem Sohn überhaupt nicht ähnlich, aber das ist mir erst hinterher aufgefallen. Vielleicht auch schon vorher, aber ich hatte Angst. « Die Frau reibt die Hände aneinander und schreckt allein bei der Erinnerung an den Vorfall zusammen.
    » Der Kleinere war weniger auffällig « , fährt sie fort, » wobei ich glaube, dass er Ohrringe trug. Gesagt hat er aber nicht viel. Der Große war der Chef und hat das Reden übernommen. «
    » Der Junge « , sagt O’Hara. » Hat er was gesagt? «
    » Nein. Ich erinnere mich, dass er sich die Kunst angesehen hat. Die Installationen haben ihm gefallen. Das hab ich gemerkt. Sind alles eigene Arbeiten. « Zum ersten Mal betrachtet O’Hara die Kunst an den Wänden. Es handelte sich hauptsächlich um Actionfiguren, die auf provokante Weise arrangiert waren– Wrestler des WWF , Athleten oder Superhelden. Vielleicht, denkt O’Hara, haben sie den Jungen an die Figuren aus seinen Comics erinnert.
    » Was ist dann passiert? «
    » Sie haben mich gefragt, wo der Boiler hängt, und als ich geantwortet habe, im Keller, ist der eine mit mir runtergegangen und ich musste ihm zeigen, wo. Unterwegs hat er noch einen Pfannenwender aus der Küchenschublade mitgenommen, und als wir im Keller waren und vor dem Boiler standen, hat er mir den Pfannenwender in die Hand gedrückt. ›Wenn ich wieder in der Küche bin‹, hat er gesagt, ›möchte ich, dass Sie damit auf den Boiler schlagen und erst aufhören, wenn ich es Ihnen sage. Das ist ganz wichtig, sonst bekommen wir nicht raus, wo das Problem liegt.‹ Er ging wieder rauf, und ich tat, was er gesagt hat, hab mit dem Pfannenwender auf den Boiler geklopft. Eine ganze Weile lang. Fünf Minuten müssen das mindestens gewesen sein, vielleicht länger. Dann kam ich mir blöd vor und bekam es mit der Angst. Ich hatte sowieso die ganze Zeit Angst. «
    Diese alten Leute müssen den Tätern wie Manna vom Himmel vorkommen, denkt O’Hara, auf jeden Fall eine Reise von einigen Tausend Meilen wert. Sie sind körperlich schwach und lassen sich leicht einschüchtern. Selbst die beherzte Di Nunzio erinnert sich, dass ihr der Anblick des Transporters einen Schrecken eingejagt hat. Und wenn sie erst mal ausgenommen wurden, sind sie als Zeugen unbrauchbar. Gehör, Sehkraft und Erinnerungsvermögen sind selten noch intakt, und wenn doch, glaubt ihnen keiner, so wie der Polizist aus Sarasota– und wie sie selbst Di Nunzio zunächst auch nicht glauben wollte.
    » Ich hab gerufen und keine Antwort bekommen, und als ich nach oben kam, waren sie weg. Ich bin zur Spüle gegangen und hab die Milch aus der Schüssel gekippt, aber ich wusste schon, dass mein Ring nicht mehr da sein würde. Im Schlafzimmer standen die Schubladen offen, und auch andere kostbare Gegenstände waren weg, darunter zwei zueinanderpassende Armbanduhren, die mein Mann anlässlich unseres 50. Hochzeitstags gekauft hat. «
    Die Alten, denkt O’Hara, kommen wegen der Sonne, der Strände und der Golfplätze her und die Täter wegen ihnen. Wie Fischer oder wie die Frau, die mit ihrer Tochter in den Gängen bei Publix lauerte hat.
    » Wissen Sie « , sagt Lebrie, » ich hab mit zwanzig geheiratet, was natürlich viel zu jung war. An meinem Hochzeitstag habe ich meinen neuen Ehemann angesehen und gemerkt, dass ich ihn kaum kannte. Aber ich hatte Glück. Er war ein ganz wunderbarer Mann. Wenn man älter wird, wird einem alles genommen. Vor drei Jahren ist mein Mann gestorben, da hatte er sein Gedächtnis längst verloren. Jeden Monat verliert man etwas anderes oder jemanden oder einen Teil von sich selbst. Der Schmuck ist das wenigste, aber den Ring habe ich sechzig Jahre lang getragen, und ohne ihn fühlt sich meine Hand seltsam an. Ich komme mir so blöd vor. «
    » Ich mag Ihre Brosche « , sagt O’Hara und spricht damit die klobige abstrakte Form an Lebries Pullover an.
    » Bakelit « , sagt Lebrie mit einem sanften Lächeln. » Und bitte wundern Sie sich nicht über meine Aufmachung. Das ist bloß Sonnenmilch. Ich bin nach Florida gezogen und habe erst

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