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Verschwoerung der Frauen

Verschwoerung der Frauen

Titel: Verschwoerung der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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wenn’s an Besichtigungen ging, ein Unterfangen, dem sich ihre Mutter mit der ganzen Verzweiflung jener Menschen verschrieben hatte, die sich alles vermeintlich Bedeu-tungsvolle auf der Welt aneignen wollen, aber nicht bereit sind, den eigentlichen Preis dafür zu zahlen, den des Risikos. Irgendwann einmal, dachte Kate, wird es etwas geben, das meiner Mutter gefallen hat und das auch ich schätzen lerne. Was das sein könnte, kann ich mir aber beim besten Willen nicht vorstellen.
    Genf wurde Kate durch die Erinnerung an ihre Mutter nicht angenehmer. Deshalb ging sie gleich an die Arbeit. Nachdem sie sich in dem bewundernswerten Schweizer Hotelzimmer eingerichtet und auch die wahrhaft schweizerische Toilettenspülung ausprobiert hatte, die, weil völlig geräuschlos, auf eigenartige Weise irritierend war, rief sie Nellie an. Nellie war freundlich, wenn auch förmlich, und lud 108

    Kate in ein Restaurant zum Abendessen ein. Kate war einverstanden, notierte sich Name und Adresse und setzte sich dann hin, um ihre Gedanken zu sammeln. Wenn man so viele Fragen hatte, war es ratsam, sie zu ordnen.
    Als sie jedoch in dem Restaurant Platz genommen - Nellie schien sich hier ganz zu Hause zu fühlen – und bestellt hatten und Kate eine größere Portion serviert wurde, als sie normalerweise in einer Woche aß, stellte sich heraus, daß Nellie es eher vorzog, Fragen zu stellen als zu beantworten. Wie Dorinda und Anne war Nellie über sechzig, aber Kate konnte nur schwer den Eindruck abschütteln, sie sei die jüngste der drei. Sie hatte die englischen Farben und die Haut der Großmutter geerbt und hätte jeden Alters sein können – eine Minute dieses, die nächste ein anderes. Dorinda dagegen hatte trotz ihrer unveränderten Gesichtszüge den Eindruck vermittelt, es sei ihr nur recht, daß man ihr das Alter ansah – als empfände sie es als Erleichterung, nicht mehr jung zu sein.
    Zu Kates Erleichterung wollte Nellie gern reden – aber, wie sich bald herausstellte, nicht über Gabrielle.
    »Ich habe mit Dorinda über Sie gesprochen«, sagte Nellie. »Ich rief sie vor ein paar Tagen an, und sie war erschrocken, daß ich am Telefon war. Dorinda und ich gehören zu der Generation, die Über-seegespräche immer noch in Hochspannung versetzen. Für mich hat sich das durch meine Arbeit natürlich inzwischen geändert. Ich rief sie übrigens Ihretwegen an. Ich wollte mehr über Sie wissen. Ich hoffe nur, Sie haben jetzt nicht das Gefühl, unter falschen Vorausset-zungen hergekommen zu sein.«
    »Nicht, wenn wir auch über Gabrielle sprechen können«, sagte Kate. »Später, wenn es Ihnen lieber ist.«
    »Natürlich. Dorinda sagte, Sie seien Detektivin, Privatdetektivin.«
    »Völlig falsch«, sagte Kate heftiger als angemessen. »Tut mir leid, wenn ich schroff klinge, aber ich bin wirklich keine Detektivin und schon gar keine Privatdetektivin. Die werden schließlich bezahlt.«
    »Ich bin bereit zu zahlen«, sagte Nellie zu Kates Entsetzen. War es nicht an ihr, Fragen zu stellen? War sie nicht diejenige, die die Strapaze auf sich genommen hatte, den Ozean zu überqueren –
    schließlich waren Flugreisen heutzutage nirgends mehr auf der Welt ein Vergnügen. Und schließlich war sie es, die Rousseau, Calvin und geräuschlose Toilettenspülungen über sich ergehen lassen mußte.
    109

    »Nellie«, sagte Kate, wobei sie all ihre Geduld zusammennahm, »ich will kein Geld. Ich nehme nie Geld, außer meinem Gehalt, das ich von der Universität für die Erfüllung klar definierter akademischer Pflichten bekomme. Ich hatte gehofft«, fügte sie mit der Absicht hinzu, das Gespräch auf Gabrielle zu lenken, »etwas Geld, eine bescheidene Summe, zu verdienen, wenn ich die Biographie Ihrer Großmutter schreibe, aber ansonsten bin und bleibe ich eine Amateu-rin.«
    »Aber Sie haben Verbrechen aufgeklärt, sogar Morde, nicht wahr?«
    Kate fiel auf, daß Nellie, die so viele Sprachen beherrschte, hin und wieder in einen ausländischen Akzent verfiel. »Nicht unbedingt«, sagte Kate. »Das heißt, ja doch, aber unter Vorbehalt.«
    »Vorbehalt?« Nellie war verwirrt.
    »Ein Witz«, sagte Kate. »Von Woody Allen. Seine Antwort auf die Frage, ob er Jude sei.«
    »Ich verstehe«, sagte Nellie, der die Pointe offenkundig entgangen war. »Sie spielen Detektivin, wenn Sie Lust dazu haben.«
    »Mehr oder weniger. Aber warum sprechen wir nicht über Sie?
    Sie können doch kaum annehmen, daß ich von New York nach Genf geflogen bin, um über mich selbst

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