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Vertraute Gefahr

Vertraute Gefahr

Titel: Vertraute Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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war gezwungen, ihre verquollenen Augen zu öffnen. Ihr unscharfer Blick glitt durch den Raum. Wo war sie? Etwas verspätet schaltete sich ihr Gedächtnis wieder ein: Sie war im Arches, in ihrer Hütte. Aber wo hatte sie den Wecker gelassen?
    Das schrille Piepsen ging ihr auf die Nerven. Nachdem sie ihn endlich gefunden und ausgeschaltet hatte, blieb sie noch eine Weile liegen. Die Erinnerung an den gestrigen Abend kehrte zurück und Unruhe machte sich in ihr breit. Entgegen ihrer Vorsätze hatte sie sich nicht nur mit Janet angefreundet, sondern auch noch Shane erlaubt, sie zu küssen. Wie hatte das geschehen können? Eigentlich müsste sie einen großen Bogen um Männer machen, besonders um solche, die gut aussehend und charmant waren und scheinbar ein Interesse an ihr entwickelten. Stattdessen hatte sie gezögert und somit Shane die Gelegenheit gegeben, sie zu berühren.
    Autumn schloss die Augen. Es hatte sich so gut angefühlt! Shane war nicht über sie hergefallen, sondern hatte nur ganz sanft mit seinen Lippen über ihre gestrichen. Für einen Moment war sie versucht gewesen, ihn zurückzuküssen, und dieser Gedanke war es gewesen, der ihr die Kraft gegeben hatte, sich zurückzuziehen. Es war offensichtlich, dass Shane nicht verstanden hatte, warum sie das tat, aber sie konnte es ihm nicht erklären. Sie sollte wirklich versuchen, ihm so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen, damit so etwas nicht noch einmal geschah. Vor allem musste sie Shane endgültig klarmachen, dass sie kein Interesse an einer Beziehung hatte. Wenn es überhaupt das war, was er wollte. Vielleicht war es auch nur ein Spiel für ihn, zu testen, ob er bei ihr landen konnte, und sie interpretierte zu viel hinein.
    Zögernd erhob Autumn sich. Der eiskalte Holzfußboden und ihr immer noch leicht schmerzendes Knie besserten ihre ohnehin schon düstere Laune nicht wesentlich. Langsam schlurfte sie in das winzige Badezimmer, wo sie ihre Kontaktlinsen einsetzte. Endlich konnte sie wieder mehr als nur Umrisse erkennen. Sie ging zurück ins Schlafzimmer, stieß die Fensterläden weit auf und lehnte sich aus dem Fenster. Tief atmete sie die reine, trockene Luft ein. Ein neuer Tag mit strahlend blauem Himmel brach gerade an. Ihre Stimmung besserte sich etwas, als ihr wieder bewusst wurde, dass sie endlich frei war und ihr Leben ganz neu gestalten konnte. Als sie Shanes Hütte erblickte, schüttelte sie den Kopf. Wie sollte sie ihm aus dem Weg gehen, wenn er direkt neben ihr wohnte? Nicht nur das, auch bei der Arbeit oder in der Kantine würden sie sich bestimmt öfter sehen. Aufgewühlt ging sie in ihrem Zimmer auf und ab.
    Dass sie in ihrem knappen Nachthemd für Zuschauer eine kostenlose Show bot, schien Autumn nicht bewusst zu sein. Verträumt stützte sich Shane auf seine Fensterbank. Sie war wirklich eine Augenweide. Selbst ungeschminkt und mit vom Schlaf zerzaustem Haar gefiel sie ihm ausnehmend gut. Die schräg einfallende Sonne ließ ihre Haare aufleuchten, wie rote Flammen züngelten sie um ihr Gesicht. Pass auf, dass du dich nicht verbrennst, ermahnte sich Shane. Er merkte, dass er immer tiefer in den Sog dieser Frau geriet, aber er konnte nichts dagegen tun. Falsch, er wollte nichts dagegen unternehmen. Ihre Widersprüchlichkeit, ihre Verletzlichkeit, ihre Stärke und ihr Humor, der hin und wieder aufblitzte, faszinierten ihn.
    Wahrscheinlich hätte er sie nicht küssen sollen, aber er hatte nicht widerstehen können. Endlich einmal war sie beinahe entspannt gewesen und er hatte an nichts anderes denken können, als herauszufinden, wie diese weichen roten Lippen schmeckten. Und es war die Sache wert gewesen, auch wenn sie sich sofort wieder von ihm zurückgezogen hatte. Jetzt wusste er, dass es sich lohnte, hartnäckig zu sein und sie immer wieder aus ihrem Schneckenhaus herauszulocken. Für einen winzigen Moment hatte sie sich an ihn gelehnt und er hatte ihre Sehnsucht gespürt. Doch er musste langsam an die Sache herangehen, denn irgendetwas hatte Autumn zu dem gemacht, was sie heute war.
    Aber er ahnte, dass sie etwas hinter ihrer zurückhaltenden und beinahe ängstlichen Art verbarg, und er war fest entschlossen, zu entdecken, was es war. Wenn er allerdings so weitertrödelte, würde er noch zu spät zum Dienst kommen.
    Widerwillig richtete er sich auf. »Guten Morgen!«
    Autumns Kopf schnellte hoch, und ihr erschreckter Blick sagte, dass sie sich seiner Anwesenheit nicht bewusst gewesen war.
    Jetzt tat es ihm beinahe leid, dass er sie

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