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Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat

Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat

Titel: Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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verschwunden. Nach ihnen wurde gefahndet. Zweiundzwanzig erwachsene Männer waren geflohen und hatten ihre Familien zurückgelassen. Etliche Familien und einzelne Männer waren nach Kanada gegangen, laut Aussage von Kristy Rouse bereits Jahre zuvor, und hatten eine neue Siedlung gegründet, wo genau, wusste sie nicht. Alma Flood vermutete in Alberta.
    Da Alberta bedeutend größer ist als Frankreich und sich dort zahlreiche rasch wachsende Industriebetriebe mit Tausenden von Fremdarbeitern befinden, würden die Ermittlungen der kanadischen Behörden sich hinziehen.
    Sämtliche Vermögen wurden eingefroren. Die Sektenmitglieder besaßen die Grundstücke schon lange und waren meist vermögend. Die Farmen waren im Regelfall mindestens 250 Hektar groß, oft ohne Hypothek, und der Grund war 4.000 Dollar pro Hektar wert. Der Nettogegenwert von jeweils mehr als zwei Millionen Dollar lockte Verteidiger in Scharen nach Homestead, und allmählich begann sich eine Strategie abzuzeichnen: Schuld waren die Männer.
    Wenn es den Frauen und Kindern gelang, die Männer für das Geschehene verantwortlich zu machen, blieb ihnen möglicherweise eine Gefängnisstrafe erspart, und sie konnten das Land erhalten, abzüglich der Kosten für die Verteidigung natürlich.
    Virgil begegnete Tom Parker, dem Anwalt, mit dem er sich an seinem ersten Tag in der Stadt unterhalten hatte, und seiner Assistentin Laurie, deren Familiennamen Virgil nie erfuhr.
    »Ich sorge dafür, dass Sie Ehrenmitglied der Anwaltskammer von Warren County werden«, versprach Parker. »Wenn die von außen uns nicht alles wegschnappen, haben wir Anwälte hier die nächsten zehn Jahre ausgesorgt.«
    »Das war kein wesentlicher Bestandteil meines Plans«, sagte Virgil.
    »Ich weiß, aber so läuft’s nun mal, nicht wahr?«, erklärte Parker gut gelaunt. »In Romanen lässt man die Leichen einfach liegen und macht weiter mit seinem Leben, aber in der Realität gibt es nach der Schießerei mehr Probleme als zuvor. Ein Haus kann man in einem Tag abreißen, doch die Aufräumarbeiten dauern eine Woche.«
    »Ich habe mit Alma Flood gesprochen«, erzählte Laurie. »Ich soll sie verteidigen. Toll, was Sie über Sex und Sklaverei gesagt haben, bevor sie die Männer erschossen hat. Könnte sein, dass ich Sie bitten werde, es vor Gericht zu wiederholen. Und natürlich werden wir auch mit Mr. Jenkins sprechen.«
    »Darauf freue ich mich schon. Das gibt mir Gelegenheit, noch mal im Yellow Dog zu essen«, sagte Virgil.
     
    Alma Flood wurde von einem Psychiater untersucht. Virgil bezweifelte, dass sie verurteilt werden würde. Dazu müsste Laurie sich schon ziemlich dumm anstellen. Trotzdem würde es dauern, bis Alma Flood wieder freikam, vielleicht Jahre.
    Almas Töchter Helen und Edna lieferten mit Kristy Rouse wertvolle Informationen über die Welt des Geistes. Kristys Vater hatte sich aus dem Staub gemacht, aber ihre Mutter war verhaftet worden und saß im Gefängnis. Der Computer der Rouses, den Lee Coakley aus dem Fenster des brennenden Hauses geworfen hatte, war beschädigt, doch die Spezialisten des FBI schafften es, die Daten auf der Festplatte zu rekonstruieren, einschließlich aller über achttausend Fotos.
     
    Die Kinder wurden von ihren Eltern getrennt, befragt und von einem ganzen Heer von Anwälten, Psychologen und Sozialarbeitern betreut. Manche reagierten phlegmatisch und schweigsam, aus anderen sprudelten die Informationen, Anschuldigungen und Horrorgeschichten nur so heraus. Inzest und Vergewaltigung waren in der Welt des Geistes an der Tagesordnung gewesen. Eine Erkenntnis, zu der ein Reporter der Los Angeles Times gelangt war, überraschte: Die schulischen Leistungen fast aller Kinder waren überdurchschnittlich, was zu einer Auseinandersetzung zwischen den staatlichen Bildungseinrichtungen führte. Am Ende einigte man sich darauf, dass die anderen Kinder in Minnesota eine ähnlich gute Ausbildung genießen könnten, wenn die Gehälter der Lehrer höher wären.
     
    Die Aufmerksamkeit der Medien war immens. In den Motels zwischen Blue Earth im Osten und Worthington im Westen gab es keine freien Zimmer mehr. Virgil gelang es, sich im Hintergrund zu halten, während Lee erstaunliche Fähigkeiten im Umgang mit den Medien bewies. Virgil hörte Gerüchte über eine Reality-TV-Show mit dem Titel Frau des Gesetzes.
    »Ich sehe das so«, sagte Virgil, der noch immer zwischen Lees Beinen lag. »Du machst zwei Jahre lang Frau des Gesetzes für eine Million Dollar jährlich,

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