Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat
läuft alles wie geplant«, antwortete Virgil, stellte Shrake und Jenkins den anderen vor und fragte Louise Gordon: »Können Sie Ihren Text?«
»Ja. Aber Clayton meint, es klingt gestelzt – der hat früher in einem kleinen Theater gespielt.«
»Ich war ziemlich gut«, verkündete Holley.
»Wir sind hier nicht in einem Theaterstück …«, begann Virgil, doch Schickel fiel ihm ins Wort.
»Wir haben geübt und so getan, als würden wir mit ihr telefonieren. Klappt gut.«
»Okay«, sagte Virgil. »Machen wir noch einen Probelauf. Ich bin Roland …«
Sie fingen an. Virgil stoppte Louise ein paarmal und versuchte, sie in eine andere Richtung zu lenken, aber sie brachte ihn immer wieder aufs eigentliche Thema zurück. Sie klang überzeugend nervös.
»Ich bin beeindruckt«, sagte Virgil. Louise Gordon war die geborene Schauspielerin. »Legen wir los.«
»Was, wenn er nicht daheim ist?«, fragte Louise.
»Dann rufen wir später noch mal an«, antwortete Virgil. »Und probieren es so lange, bis er da ist. Wir wissen, dass er sich in der Nähe der Farm aufhält, weil Sheriff Coakley ihn beobachtet hat.«
Sie wählten die Nummer; er war nicht zu Hause.
Die folgende halbe Stunde brachten sie damit zu, mit den Nachbarn zu besprechen, wo sie die Autos abstellen sollten und wer was tun würde. Nach einer Viertelstunde versuchte Louise Gordon es mit einem weiteren Anruf, wieder ohne Erfolg. Nach dreißig Minuten, als sie alle zu Holleys Haus zurückgingen, wählte sie die Nummer ein drittes Mal, und Roland war da.
»Roland?«, fragte sie mit gedämpfter Stimme. »Ich bin’s, Lucy.«
Roland antwortete so laut, dass es auch die anderen hören konnten.
»Ich habe Angst«, sagte Louise Gordon in den Hörer. »Keine Ahnung, wie sie mich aufgespürt haben, aber dieser Flowers behauptet, wenn ich euch decke, gelte ich als Komplizin. Obwohl ich seit Ewigkeiten nicht mehr dabei bin. Er will, dass ich gegen euch aussage, gegen die Welt des Geistes und Emmett und alle andern …. Nein, ich verrate dir nicht, wo ich bin. Morgen früh packe ich meine Siebensachen und hau ab nach Florida oder Kalifornien oder Hawaii. Dann könnt ihr euren Mist selber wegschippen …. Erzähl mir nichts von dem Geld, du Mistkerl. Ihr habt mich rumgereicht wie ein Stück Fleisch. Du wärst mir noch viel mehr schuldig gewesen …. Egal. Sie sind euch auf den Fersen; ich an eurer Stelle würde mich verkriechen. Dieser Flowers bringt euch alle in den Knast …. Ich hab ihm gesagt, ich weiß nichts, aber er hat gemerkt, dass ich lüge. Ich hau ab, und dir hab ich bloß noch eins zu sagen: Leck mich am Arsch.«
Sie knallte den Hörer des altmodischen Telefons auf die Gabel und blickte sich mit Schweiß auf Stirn und Oberlippe um. »Na, wie war ich?«
Shrake sprang von seinem Stuhl auf und rief: »Das war der Wahnsinn! An Ihnen ist eine Schauspielerin verloren gegangen.«
»Toll«, pflichtete Virgil ihm bei. »Absolute Spitzenklasse. Okay, Leute, die Lunte ist gelegt. Sie brauchen mindestens zwei, wahrscheinlich eher vier oder fünf Stunden hierher. Ich würde vorschlagen, wir bestellen uns Pizza und Bier und sehen, ob wir irgendwo einen ordentlichen Film auftreiben … Clay hat Blu-ray.«
»Das wird ’ne prima Party«, jubelte Jenkins. »Herrgott, solche Fälle liebe ich. Bist ein toller Ermittler, Flowers.«
Sie besorgten sich Pizza, Bier, Limonade und einen der Stirb-langsam- Filme mit Bruce Willis. Holley holte ein paar der Nachbarn, die bei der Aktion mitmachten. Es war richtig gemütlich.
Virgil setzte sich mit Shrake, Jenkins und einer Schale Chips im Schlafzimmer aufs Bett.
»Wenn sie kommen und etwas sagen, wofür wir sie einkassieren können, schnappen wir sie uns auf der Stelle«, sagte Virgil. »Wir machen die Rechtsbehelfsbelehrung und schieben ein paar Drohungen nach. Falls sie einen Anwalt wollen, erklären wir ihnen, dass wir sie nach Ramsey County bringen und sie den Anwalt dort kriegen. Dann stellen wir keine weiteren Fragen, sondern unterhalten uns nur noch untereinander, ihr wisst schon …«
»Ja …«
»Wir trennen sie noch vor der Rechtsbehelfsbelehrung. Uns stehen drei Zimmer zur Verfügung, dazu die Küche und der Wagen. Egal, wie viele es sind: Wir trennen sie. Ich werde versuchen, ihnen einzeln etwas zu entlocken.«
»Und was?«, fragte Jenkins.
»Keine Ahnung, aber das werde ich merken, sobald ich es höre«, antwortete Virgil. »Ich brauche etwas, das sich für einen Durchsuchungsbefehl verwenden
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