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Vogelwild

Vogelwild

Titel: Vogelwild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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warum?
Weil er seine Funde damit den Aufkäufern auf dem Schwarzmarkt anbieten wollte.«
Adam Schneidt fieberte jetzt regelrecht mit und knetete dabei weiterhin seine
Finger, die schon eine leicht rötliche Färbung angenommen hatten. Zwischendurch
hatte er sich gesetzt, war aber jetzt wieder aufgestanden und lief wie der
Panther im Käfig unablässig hinter seinem Schreibtisch hin und her. Morgenstern
ertappte sich bei dem Gedanken, dass Schneidt auch einen sehr guten Oberlehrer
abgeben könnte, so wie er jetzt vor seinen Untergebenen dozierte.
    »Könnte es nicht sein, dass sich trotz aller Vorsicht
herumgesprochen hatte, dass dieser, wie hieß er gleich wieder …?«, Schneidt
schaute hilfesuchend in die Runde.
    »Önemir«, soufflierte Morgenstern pflichtschuldig,
woraufhin sich sein Chef den Namen auf einem gelben Abreißzettel notierte.
    »Könnte es nicht sein, dass es schon überall in der
Branche bekannt war, dass dieser Önemir einen Archaeopteryx gefunden hatte? So
eine Sensation lässt sich doch nicht geheim halten, wenn man gleichzeitig
versucht, einen Kunden zu finden.«
    Hecht und Morgenstern nickten, schwiegen aber, um den
Gedankenfluss ihres Chefs nicht zu unterbrechen. Doch der war sowieso nicht
mehr zu bremsen.
    »Mal angenommen, Sie wären Arbeiter im Steinbruch und
hätten aus Versehen einen Urvogel ausgegraben: Wo würden Sie ihn verstecken?«
    »Wahrscheinlich zu Hause, irgendwo im Schlafzimmer
oder im Wäscheschrank«, meinte Hecht.
    »Oder unterm Schrank«, fügte Morgenstern hinzu. »Oder
vielleicht in der Garage.«
    »Ach was, denken Sie lieber mal an Drogendealer«, ging
Schneidt, nun ganz wieder Oberlehrer, dazwischen. »Ich meine nicht die kleinen
Süchtigen, sondern die richtig großen Händler. Wenn es bei denen Hausdurchsuchungen
gibt, finden wir immer bloß ein bisschen Kleinzeug, nur Stoff für den
Eigengebrauch. Das sind schlaue Füchse, die ihren Bau sauber halten.«
    »Dealer legen sich oft Depots irgendwo im Wald an«,
warf Morgenstern ein. »Aber falls Önemir das auch getan hat, können wir lange
danach suchen, wenn wir keinen Tipp bekommen.«
    »Richtig. Und das Gleiche gilt für jeden anderen, der
diesen Urvogel haben will«, bilanzierte Schneidt. »Dieser Mann hat seine Ware,
wenn wir die Versteinerung mal so nennen, sicher nur vertrauenswürdigen
Interessenten gezeigt.«
    »Und falls wir von Mord ausgehen: Vielleicht ist
Önemirs Mörder ja sogar leer ausgegangen«, sagte Morgenstern, den es inzwischen
ebenfalls nicht mehr auf dem Stuhl hielt. Schuld daran war aber nicht nur die
Aufregung, sondern auch, dass er es nicht leiden konnte, wenn jemand von oben
herab mit ihm sprach. Durch einfaches Aufstehen befand er sich wieder mit
Schneidt auf Augenhöhe. Nur Hecht grübelte noch immer im Sitzen.
    »So kommen wir nicht weiter«, meinte der Kollege
schließlich. »Wir müssen unbedingt an diesen verschuldeten Arbeiter ran.
Wahrscheinlich steckt der sowieso in der Sache mit drin. Und falls nicht, kennt
er vielleicht mehr Hintergründe.«
    »Dann müssten wir ihn zur Fahndung ausschreiben«,
folgerte der Kripo-Chef.
    »Und wie wollen wir das begründen?«, gab Morgenstern
zu bedenken. »Damit, dass sein Kollege tot ist? Da könnten wir ja gleich die
gesamte Branche zur Fahndung ausschreiben lassen, Herr Schneidt. Nein, das
Vorgehen können Sie vergessen. Ich würde empfehlen, dass wir dem Mann ein
Einschreiben schicken, in dem steht, dass er sich als Zeuge bei der Polizei
melden soll. Und wenn wir ihn dann erst mal in unserem Büro sitzen haben, geht
die Sache doch viel leichter.«
    Missmutig blickte Schneidt aus dem Fenster. Dass
Morgenstern ihm über den Mund gefahren war, wurmte ihn, das war nicht zu
übersehen. Schließlich räusperte er sich und fragte in autoritärem Ton: »Hat
denn eigentlich die Spurensicherung etwas gefunden?«
    Morgenstern schüttelte den Kopf. »Weil es nach einem
Unfall ausgesehen hat, sind unsere Leute da nicht groß drauf eingestiegen.
Zudem darf man sich in so einem Steinbruch sowieso keine großen Hoffnungen auf
Fingerabdrücke machen.«
    »Mit anderen Worten: Wir müssen einen unnatürlichen
Todesfall klären, und alles, was Sie in der Hand haben, sind ein paar
verwackelte Fotos!« Adam Schneidt ballte wütend die Faust. »Dieser Mann ist
seit vergangenem Donnerstag tot, Herrschaftszeiten, jetzt haben wir bereits
Montagnachmittag, und Sie treten noch immer auf der Stelle. Was haben Sie zum
Beispiel am Wochenende geleistet, hä? Nichts, rein gar

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