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Voll auf Ex-Kurs Roman

Titel: Voll auf Ex-Kurs Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Gold
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störe«, spreche ich weiter und verhaspele mich fast dabei, »aber ich … Habt ihr seit gestern etwas von Philip gehört?«
    »Wieso?« Nicht unfreundlich. Eher schon feindselig. Ich schlucke schwer.
    »Wir waren eigentlich um sechs verabredet, aber er ist nicht gekommen, und ich erreiche ihn auch nirgends.« Schweigen. »Friedrich?« Ein Räuspern erklingt. Dann ruft er: »Philip! Pia ist für dich am Telefon.«
    »Philip ist bei euch?« Doch ich erhalte keine Antwort mehr, offenbar hat mein Schwiegervater den Hörer einfach grußlos hingelegt. Eine Minute später nimmt Philip ihn wieder in die Hand.
    »Mensch, Pia«, begrüßt er mich, »jetzt ist mir gerade erst
siedend heiß eingefallen, dass ich dich total vergessen habe! Tut mir leid!«
    »Du lebst!«, rufe ich erleichtert aus. »Ich hatte mir schon riesige Sorgen gemacht und überall versucht, dich zu erreichen!«
    »Ja, sorry, ich hatte echt unglaublichen Stress seit gestern, bin nicht mal dazu gekommen, deine Anrufe zu beantworten, und jetzt liegt mein Handy draußen im Auto.«
    »Macht ja nichts«, beruhige ich ihn. »Hauptsache, es geht dir gut, ich hatte dich schon an irgendeiner Leitplanke kleben sehen!« Philip lacht auf.
    »Keine Sorge, mit mir ist alles in Ordnung. Wenn man mal von dem Ärger mit dem Autor absieht.«
    »Warst du denn in Köln?«
    »Ja«, kommt es gedehnt zurück, »war ein zähes Treffen, kann ich dir sagen!«
    »Das ist ja ein Mist, hoffentlich ist das Thema für dich jetzt erledigt.«
    »Noch nicht so ganz, aber das wird schon.« Im Hintergrund höre ich Philips Mutter nach ihm rufen. »Du, wir essen jetzt hier zu Abend. Ich wollte Papa eigentlich nur kurz dabei helfen, im Wohnzimmer ein Regal anzudübeln, aber du kennst ja Mama, die hat natürlich gleich wieder aufgefahren, als sei der Schah von Persien zu Besuch.«
    »Ja«, ich grinse in mich hinein, »ich erinnere mich noch dunkel an die Weilandschen Fressgelage.«
    »Ich geh mir dann mal die Wampe vollhauen.«
    »Sehen wir uns morgen?«, will ich noch schnell wissen.
    »Hm, tja, normalerweise gern, aber momentan … Also, ehrlich gesagt schaff ich es in nächster Zeit wohl nicht, jeden Tag zum Laufen bei dir vorbeizukommen. Ist echt so viel zu tun im Verlag, da werde ich bis Weihnachten die ein oder andere Wochenend- und Spätschicht schieben müssen.«

    »Ich kann zum Joggen auch zu dir kommen, das spart dir einiges an Zeit«, schlage ich vor. Er zögert.
    »Mir wäre es lieber, wenn ich doch wieder morgens vor der Arbeit laufen würde. Irgendwie bin ich dann tagsüber wesentlich fitter, und gerade jetzt brauche ich all meine Kräfte.«
    »Und wenn ich auch morgens …«, will ich anbieten, werde aber von Philip prustend unterbrochen.
    »Nee, lass mal. Mir fällt’s selbst schwer genug, um sieben durch die Kälte zu traben, da möchte ich nur ungern noch meine morgenmuffelige Frau dabeihaben. Nimm’s mir nicht übel, okay?«
    »Okay.«
    »Wenn der ganze Stress vorbei ist, können wir ja mal sehen, ob wir doch wieder zusammen laufen.«
    »Ist gut. Dann werd ich halt allein meinen Hintern hochkriegen müssen.«
    »Das schaffst du schon«, erklärt Philip, »bist doch mittlerweile ganz gut im Training!« Wieder wird er von seiner Mutter gerufen. »Ich muss auflegen, die warten auf mich.«
    »Tja, dann wünsche ich mal guten Appetit.«
    »Danke. Und bis die Tage!«
     
    Nachdem wir aufgelegt haben, bleibe ich eine Weile ratlos auf dem Sofa sitzen und starre das Telefon in meiner Hand an. Irgendwie kommt mir das alles komisch vor. Es passt so gar nicht zu Philip, dass er unser Treffen einfach vergisst. Egal, wie viel Arbeit er hatte, als wir noch zusammen waren – für mich hat er sich eigentlich immer Zeit genommen. Eine Tatsache, für die ich von einigen meiner Kolleginnen und Freundinnen sehr beneidet worden bin. Bis mir seine Fürsorge dann sogar irgendwann extrem auf den Zeiger ging und ich Philip manchmal anbrüllte, ich sei nicht die Sonne und er
solle endlich aufhören, um mich zu kreisen. Und jetzt dieses Verhalten. Habe ich irgendwas gesagt oder getan, das ihn verärgert hat? Ich kann mich an nichts erinnern.
    Unschlüssig betrachte ich meine Turnschuhe. Soll ich nun trotzdem loslaufen? Müsste ich ja eigentlich, so befiehlt es das Programm. Nur leider hat mir das Gespräch mit Philip gerade so dermaßen die Laune verhagelt, dass ich überhaupt keine Lust habe, allein durch die Dunkelheit zu joggen. Ich streife die Schuhe von den Füßen. Gestern war ich ja schon

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