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Voll erwischt

Voll erwischt

Titel: Voll erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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ausbreitete, beschlich sie das Ge-? fühl, daß dieser Ausflug ein großer Fehler war.
    Nachdem sie das Kliff hinuntergeklettert waren und am Meer entlangschlenderten, sagte er: «Ich hab vorhin was Falsches gesagt.»
    «Sie können doch sagen, was immer Sie wollen», erwiderte sie und wünschte sich sofort, es wäre nicht ganz so scharf herausgekommen. «Ich meine, ich bin kein Polizist. Ich will Ihre Ansichten nicht kontrollieren.»
    «Ich bin nur einem Gedanken gefolgt», sagte er. «Irgendwas fand ich dabei witzig. Das heißt aber nicht, daß ich Sie nicht ernst nehme.»
    Jennie zuckte die Achseln. Das hatte sie alles schon mal erlebt. Besonders wenn sie auf ihr Lieblingsthema zu sprechen kam, verlor sie manchmal jeden Sinn für Humor. Sie versuchte ein Lächeln. «Lassen wir’s einfach dabei bewenden, okay?» schlug sie vor. «Machen wir da weiter, wo wir vorher waren.»
    «Okay», sagte Sam. «Aber trotzdem meine ich’s ehrlich - sie haben nichts gesagt, mit dem ich nicht übereinstimme. Ich hasse das System genau wie Sie, allerdings bin ich nicht der Meinung, daß ich es mir nehmen lassen sollte, von Zeit zu Zeit zu lachen.»
    Das berührte einen empfindlichen Punkt. Sie zog die Schuhe aus und ließ das Wasser über ihre Füße schwappen. «Es war dringend nötig, daß ich mal jemanden wie Sie kennenlerne», sagte sie. «Ich kenne zu viele Menschen, die immer politisch absolut korrekt sind, und ich schätze, ja bewundere sie sogar dafür, daß sie sich offen zu ihrer Meinung bekennen. Aber besonders viel lachen wir immer noch nicht.»
    Sam zog seine Schuhe aus und folgte ihr ins Wasser. «Scheiße», sagte er. «Zu der Sorte hab ich auch mal gehört.»
    Jennie holte mit einem Bein aus und spritzte ihn naß.
     

Kapitel 14
     
    Norman traf Janet im Woolworths. Er beobachtete, wie sie in der Kosmetikabteilung einen Lippenstift klaute, folgte ihr dann nach draußen und packte ihren Arm, als sie die Straße erreichte. Sie erstarrte, begann dann zu zittern, war so angespannt, daß er schon meinte, sie würden jeden Augenblick in der Mitte durchbrechen. Sie öffnete eine Hand und bot Norman den Lippenstift an. Er nahm ihn ihr ab, steckte ihn ein und führte sie ihren Arm immer noch fest umklammernd fort vom Eingang des Geschäfts.
    Ihr Arm bestand praktisch nur aus einem dünnen Knochen mit ein bißchen Haut drüber. Sie war spindeldürr, schien ungefähr zwölf Jahre alt zu sein und trug einen langen weißen, vorne durchgeknöpften Kasack über blauen Lycra-Leggins. Auf dem Kopf hatte sie eine blauweiße Mütze. Dann war da noch ein mit bunten Glassteinen besetztes Lederhalsband.
    Sie wehrte sich halbherzig und ohne große Hoffnung, sich aus Normans Griff befreien zu können. «War keine Absicht. Ehrlich nicht. Ich hab einfach vergessen zu bezahlen.»
    «Lügnerin», sagte Norman. «Beschissene kleine Lügnerin.»
    Sie verdrehte ihren dürren Körper, um ihn anzusehen. «Sie sind kein Bulle», sagte sie.
    «Oh, hier spricht Superhirn!»
    Sie drehte sich noch weiter zu ihm, was aber nicht das geringste an Normans Griff änderte. «Lassen Sie mich los», sagte sie, und dann, mit einem hoffnungslosen Tonfall, gefolgt von einer Träne, die ihr über die Wange rollte: «Was geht’s Sie an?» Sie wischte sich die Träne aus dem Gesicht. «Sie sind kein Bulle. Ich hab Ihnen nichts getan.»
    «Ich bin ein guter Staatsbürger», antwortete er. «Ich habe eine Verpflichtung.»
    Sie schaute fort und schüttelte den Kopf. «Das ist nicht wahr», stöhnte sie. Dann sah sie ihn wieder an. «Würden Sie bitte meinen Arm loslassen?»
    Norman schüttelte den Kopf. «Als guter Staatsbürger führe ich eine Festnahme durch», sagte er. «Bringe dich jetzt aufs Revier.»
    «Mein Gott», sagte sie. «Was wollen Sie? Muß ich Ihnen Geld geben?»
    Norman lächelte. «Wart’s nur ab», sagte er, «aber am Ende landest du doch da.»
    «Ich hab kein Geld», sagte sie. «Ich bin pleite.»
    «Wie heißt du?»
    «Janet.»
    «Janet», wiederholte Norman. «Wie alt bist du?»
    «Neunzehn», sagte Janet. «Sagen Sie nicht, ich seh aus wie fünfzehn. Ich bin neunzehn.»
    «Du siehst aus wie zwölf», sagte er. «Aber wenn du sagst, du bist neunzehn, dann glaub ich dir. Warum sollte ich auf die Idee kommen, du würdest mich belügen? Zunächst mal weiß ich von dir nur, daß du ein Dieb bist, und du hast gelogen, als du gesagt hast, du wolltest den Lippenstift bezahlen, aber das heißt ja nicht automatisch, daß jedesmal nur wieder eine Lüge

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