Vom Dämon gezeichnet - Rowland, D: Vom Dämon gezeichnet
Vorgesetzten, Sie haben Ihre Kollegen, und Sie haben sogar mich.« Er grinste und deutete mit dem blutigen Messer auf sich. »Sie können es eigentlich nur dann versauen, wenn Sie bis zum Hals in der Sache drinstecken und dann nicht um Hilfe bitten.« Er schnitt eine Probe des Gewebes ab und ließ sie in einen Becher mit Formalin fallen.
»Seien Sie vorsichtig, ich könnte Ihnen irgendwann tierisch auf den Wecker fallen«, neckte ich ihn. »Natürlich hab ich auch so eine vage Ahnung, dass die es nicht besonders riskant finden, mir den Fall zu geben, da die Opfer des Symbolmörders immer nur irgendwelche Nobodys sind.«
Ein ärgerlicher Ausdruck glitt über sein Gesicht. »So gern ich Ihnen auch widersprechen würde, ist da vielleicht doch etwas Wahres dran – Serienmörder hin oder her«, erwiderte er. »Niemand interessiert sich für diese Frau. Sie ist nicht als vermisst gemeldet worden und war auch niemals in Polizeigewahrsam. Wahrscheinlich ist sie psychisch krank und obdachlos oder hat in irgendwelchen Wohnheimen gelebt.« Er griff nach einer großen Schere und begann, das Herz herauszuschneiden. »Der Serienkiller in Baton Rouge hat jede Menge Aufmerksamkeit bekommen, weil die Opfer junge Frauen aus netten Familien waren. Der Serienkiller in St. Charles hat nur ein Zehntel der Aufmerksamkeit bekommen, da es sich bei seinen Opfern um obdachlose Männer gehandelt hat, die einen ziemlich riskanten Lebensstil gepflegt haben.« Er zuckte die Schultern. »Die Reaktion auf unseren Mörder hier liegt ein wenig unter dem, was ihm eigentlich zustehen müsste. Aber das ist nur meine Meinung dazu.«
»Ja, ist mir auch völlig egal.«
Er warf mir einen Blick zu und lächelte. »Ich weiß, Kara. Deswegen werden Sie das auch gut machen.«
Ich spürte, wie ich rot wurde, und zog den Kopf ein, während der Doc sich wieder den Innereien der Frau zuwandte.
Ein Klopfen am Beobachtungsfenster lenkte meine Aufmerksamkeit dorthin, aber ich konnte nicht sehen, wer auf der anderen Seite stand. Der andere Raum lag im Dunkeln, um es für Leute, die nicht zu nahe an den Geruch oder an den ekelhaften Anblick heran wollten, leichter zu machen, die Autopsie zu verfolgen. Der Doc wusste offensichtlich, wer es war. Er hob eine Hand mit einem blutverschmierten Handschuh und winkte denjenigen herein.
Die Tür zum Sektionsraum ging auf, und ein Mann in einem dunkelblauen Anzug und einem langweiligen gelb und blau gestreiften Schlips kam herein. Sein braunes Haar, das einen ganz leichten Rotstich hatte, war kurz geschnitten, aber immer noch lang genug, dass seine Locken zu erkennen waren. Gold gesprenkelte grüne Augen, die fast zu schön für einen Mann waren, saßen in einem rauen Gesicht, das absolut nicht hübsch war, dem es aber irgendwie gelang, noch gut auszusehen. Er hatte eine athletische Figur und war einen Kopf größer als ich, also musste er ungefähr eins achtzig sein. Und er war vom FBI . Das konnte ich fast riechen.
Er musterte mich kurz, fast abschätzig, dann wandte er sich dem Doc zu. »Guten Morgen, Dr. Lanza. Es tut mir leid, dass ich spät dran bin. Ich hoffe, ich habe nicht zu viel verpasst.«
Ich beherrschte mich und versuchte, mir meinen Ärger über seine herablassende Art nicht anmerken zu lassen. Okay, ich sah im Moment nicht unbedingt wie eine Ermittlerin aus, in Jeans und einem T-Shirt und mit meinem Pferdeschwanz, aber ich hatte auf die ganz harte Tour gelernt, keine guten Sachen zu einer Autopsie anzuziehen. War inzwischen schon eine Sonderkommission gebildet worden? War dieser Kerl vom FBI dem Fall zugeteilt worden? Es wäre ganz nett gewesen, wenn mich jemand mal vorab darüber informiert hätte.
»Wie geht’s Ihnen, Agent Kristoff?«, erkundigte sich der Doc. »Kennen Sie beide sich schon? Das ist Detective Kara Gillian. Sie leitet für die Polizei von Beaulac die Ermittlungen in diesem Fall.«
Agent Kristoff schenkte mir noch einmal seine Aufmerksamkeit, um mich mit gerunzelter Stirn erneut abzuschätzen – offensichtlich kam er zu dem gleichen Ergebnis wie vorher, denn er nickte mir kurz zu. »Nein, noch nicht. Special Agent Ryan Kristoff, FBI .« Er streckte mir die Hand entgegen, und als ich sie ergriff, schüttelte er sie gerade so lange, wie es unbedingt nötig war, um einigermaßen höflich zu wirken. Dann ließ er sie fallen und ging wieder dazu über, mich zu ignorieren – er trat sogar um mich herum und beugte sich über die Leiche.
Der Doc warf mir einen Blick zu und zuckte kaum
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