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Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Titel: Vom Internet ins Ehebett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Berg
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viel schöner, als ich mir das in meinen kühnsten Träumen ausgemalt habe. Du bist so …« Er ließ diesen Satz in der Luft hängen. Ganz überwältigt vom Anblick meiner Freundin.
    Und Carla, die forsche Carla? Die, die eben noch nichts als London und Rotter im Kopf gehabt hatte? Carla stand da und lächelte verklärt und fühlte sich nicht bemüßigt, den Irrtum aufzuklären.
    Da hielt ich es jetzt doch an der Zeit einzugreifen: »Hallo Bernhard«, sagte ich auf halbem Weg von der Toilette zum Eingang und winkte etwas unbeholfen mit der rechten Hand, »ich bin Rosalind. Die Hand, die du da hältst, gehört zu Carla, meiner Freundin. Nett, dass du sofort gekommen bist. Carla hat ein großes Problem, und wir hoffen, du kannst ihr helfen.«
    Es war, als würden die beiden aus einem langen Traum erwachen.
    »Guten Abend, Carla«, Bernhard schüttelte ihre Hand noch einmal, bevor er sie dann doch losließ.
    »Guten Abend, Bernhard«, sagte Carla.
    Es war, als müsste sich Bernhard von ihrem Anblick mit einem Ruck lösen. Dann drehte er sich zu mir und gab auch mir die Hand. Sein Gesichtsausdruck war jedoch bei weitem weniger fasziniert, als er sagte: »Du bist also Rosalind. Schön, dich kennen zu lernen. Was kann ich für euch tun?«
    »Ich finde es auch schön, dass wir uns endlich persönlich gegenüberstehen.«
    Das war also Bernhard. Bernhard, dessen E-Mails ich geliebt hatte. Und was bedeutete mir der Mann selbst? War da noch die Verliebtheit, die ich einmal zu spüren glaubte? Nein, da war nichts. Dieser Mann hatte mit meiner Fantasie nichts zu tun. Außerdem schien er sich Knall auf Fall inCarla verliebt zu haben. So war also der Lauf der Welt. Seine E-Mails würden mir fehlen.
    »Rosalind sagte, du bist Computerspezialist«, hörte ich Carla sagen.
    »Ich habe eine Firma, die sich auf Virenschutz spezialisiert hat«, entgegnete Bernhard. Und das Lächeln, das er ihr schenkte, war viel liebevoller, als dieser einfache Satz hätte vermuten lassen. Das sah ich sogar im Halbdunkel der Halle.
    »Du kennst dich doch nicht nur bei Viren aus?«, meldete ich mich zu Wort, einer plötzlichen Befürchtung folgend, »du bist doch mit der gesamten EDV vertraut, oder?«
    Bernhard blickte von Carla zu mir und erklärte, dass er das sehr wohl sei. »Kann mir eine von euch sagen, worum es genau geht? Es muss ja etwas äußerst Geheimes sein, wenn wir uns zu so ungewöhnlicher Stunde in einer dunklen Halle treffen. Ich liebe zwar das Abenteuer, denke aber, wir sollten endlich anfangen, Nägel mit Köpfen zu machen.«
    Carla strahlte. Die beiden schienen nicht nur beim ersten Anblick voneinander fasziniert. Bernhard war anscheinend überhaupt ein Typ ganz nach Carlas Geschmack. Kein langes Herumreden, direkt zum Mittelpunkt des Geschehens gehen, Nägel mit Köpfen machen.
    Meine Freundin bat uns, ihr in ihr Büro zu folgen. Von mir nahm keiner der beiden mehr Notiz. So hatte ich in Ruhe die Möglichkeit, meinen E-Mail-Freund genauer in Augenschein zu nehmen. Er war mittelgroß. Hätte man ihn etwas untersetzt genannt, so hätte man ihm Unrecht getan. Doch wirklich schlank kam er mir nicht vor. Vielleicht waren das aber auch Muskeln, die sich unter seinem Hemd versteckten. Jedenfalls hatte er breite Schultern. Seine blonden Haare waren kurz geschnitten. An der Stirn lichteten sie sich bereits, und es zeigten sich schon deutliche Geheimratsecken. Seine Augen hatte er hinter ovalen Brillengläsern versteckt. Er trug ein kariertes Hemd und eine beige Hose mit Bundfalten. Seine Kleidung war es sicherlich nicht, die Carla faszinierte. Ich dachte an Oliver im figurfreundlichenZweireiher, ich dachte an Konrad im dunkelblauen Clubblazer mit Seidenkrawatte. Das karierte Hemd des EDV-Spezialisten passte nicht in diese Reihe.
    Wir fuhren mit dem Lift in den dritten Stock. Standen im Kreis und lächelten einander an. Keiner wusste genau, was er sagen sollte. Es war aber auch eine besonders seltsame Situation.
    Als wir in Carlas Büro eingetreten waren, schloss sie vorsorglich die Tür hinter uns. Dann drehte sie das Licht an und forderte uns mit einer einladenden Geste auf, an ihrem ovalen Besprechungstisch Platz zu nehmen.
    »Ihr macht es wirklich spannend«, meldete sich Bernhard als Erster zu Wort. »Was habt ihr vor? Es ist doch nichts Illegales, hoffe ich. Soll ich mich in das System eines Geheimdienstes einschleichen?«
    Carla lächelte, wurde aber schnell wieder sachlich und konzentriert: »Keine Angst. Das Gegenteil ist der Fall.

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