Vom Internet ins Ehebett (German Edition)
Ratschläge absurd. Und Bea, der ich sie vorgelesen hatte, war in lautes Lachen ausgebrochen. Obwohl sie durchaus einen Hang zur Esoterik hatte. Viel mehr als ich. Oder gar Carla.
Greg schien mir meinen Spott nicht übel zu nehmen: »Oh, eine Expertin!«, rief er gut gelaunt. Um dann sachlich festzustellen: »Aus dem Zusammenhang gerissen ergibt vieles keinen Sinn, oder, Rosi? Und so ist es auch hier. Fest steht jedoch, dass die Menschen seit Jahrhunderten gewisse Grundregeln kennen, die Harmonie in der Umgebung herstellen und erhalten helfen. In China ist Feng Shui eine Jahrtausende alte Wissenschaft, unmittelbare und mittelbare Lebensräume harmonisch zu gestalten. Von dort kommt ja auch der Name: Feng Shui. Weißt du, was der Name übersetzt bedeutet?«
Natürlich wusste ich das. Ich hatte ja nicht umsonst diesen seltsamen Artikel gelesen: »Wind und Wasser«, antwortete ich, wie aus der Pistole geschossen.
Gregs Gesicht verzog sich zu einem Lächeln: »Ja, stimmt genau. Du weißt ja tatsächlich Bescheid.« Das schien ihn zu freuen. »Weißt du auch, dass die Grundregeln des Feng Shui, unter anderem Namen natürlich, überall auf der Welt zu finden sind? Im letzten Jahrhundert ist vieles vergessen worden – es wird Zeit, dass wir es neu entdecken und uns zunutze machen.«
Was er sagte, klang einleuchtend. Und ganz anders, als ich gelesen hatte. Viel weniger nach Hokuspokus.
Dann blickten wir einige Zeit schweigend aus dem Fenster. Es war ein sonniger Tag, kaum ein Wölkchen stand am HimmelIch konnte nur hoffen, dass es so blieb. Es war viel schöner, eine Stadt bei Sonnenschein kennen zu lernen. Außerdem hatte ich meine himbeerrote Regenjacke zu Hause gelassen.
»Und«, unterbrach Gregor meine Gedanken, »was hast du denn sonst vor in den nächsten Tagen?«
Ich wandte ihm das Gesicht zu und zuckte mit den Schultern: »Ich muss gestehen, dass ich nicht einmal dazu gekommen bin, einen Reiseführer zu studieren. Ich hatte mir so fest vorgenommen, mich im Internet schlau zu machen. Doch es kam einfach nie der richtige Abend, mich gemütlich vor den Laptop zu setzen.«
»Und wenn, dann habe ich lieber E-Mails gelesen. Oder an Bernhard geschrieben«, fügte ich in Gedanken dazu.
Laut sagte ich: »Ich weiß gar nicht, was Wien Anfang Juni so zu bieten hat. Natürlich möchte ich in ein Museum. Vielleicht auch eine Stadtrundfahrt mitmachen. Und ganz wichtig: Ich will ins Café Sacher, um ein Stück der berühmten Torte zu essen. Ich habe einen Kollegen in der Praxis, der regelmäßig in Österreich Urlaub macht. Und der hat mir erklärt, ein Wienbesuch ohne im Sacher gewesen zu sein, ist kein Wienbesuch. Warst du schon einmal dort?«
Gregor schüttelte den Kopf: »Ich war zwar schon viermal in Wien, ins Sacher habe ich es noch nie geschafft. Aber ich begleite dich gern. Wie wär’s denn gleich heute? Oder hast du für heute ein anderes Programm?«
»Ein Programm habe ich keines. Ich wollte durch die Stadt bummeln, vielleicht den Stephansdom besichtigen. Und dann wollte ich noch für die nächsten Tage einen Park auskundschaften: Ich habe nämlich meine Laufschuhe mit im Gepäck. Und meinen Bikini, sollte es im Hotel einen Pool geben. Stell dir vor, nicht einmal das weiß ich. Ja, ich weiß nicht einmal, wo sich das Hotel genau befindet.«
Es stellte sich schnell heraus, dass Greg genauere Vorstellungen von seinem Aufenthalt hatte. Und vieles abseits der Touristenpfade sehen wollte. Vor allem architektonisch interessante Bauwerke.
Und da wir uns ja schon über einen gemeinsamen Kaffeehausbesuch geeinigt hatten, dauerte es auch nicht lange und wir schmiedeten umfassendere Pläne für unseren gemeinsamen Aufenthalt in Österreichs Hauptstadt. Gregor hatte Recht gehabt, wir würden die nächsten vier Tage beisammen sein. Das wurde ein zunehmend schöneres Gefühl. Ich hatte noch selten einen so gescheiten Mann getroffen, mit dem ich mich so ungezwungen unterhalten konnte. Peter und ich hatten weniger miteinander gesprochen. Es war vielmehr so, dass er sprach und ich mich darauf beschränkte, ihm zuzuhören. Der Umgang mit Greg war anders. Wahrscheinlich auch deshalb, weil ich von Anfang an wusste, dass er nicht der »Richtige« war.
Warum war das so, dass man sich mit Menschen, die als »Mr. Right« in Frage kamen, nie so ungezwungen unterhalten konnte? Stets war man bemüht, einen möglichst guten Eindruck zu machen. Hübsch auszusehen, geheimnisvoll zu lächeln und Speisen mit Mohn oder Petersilie zu
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